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ARCHIV - 07.03.2024, Berlin: Iris Spranger (SPD), Berliner Senatorin für Inneres und Sport, spricht im Abgeordnetenhaus. (zu dpa: «Innensenatorin Spranger verurteilt Angriffe auf Politiker») Foto: Hannes P Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Hannes P Albert

„Schlimmer als am 1. Mai“: Berliner Innensenatorin bestellt Dynamo-Führung nach Krawallen bei Fußballspiel ein

Nach den massiven Krawallen beim Fußballspiel BFC Dynamo gegen Energie Cottbus bestellt Iris Spranger die Vereinsführung und den Berliner Fußballverband ein. Sie droht mit Konsequenzen.

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) wird sich nach massiven Krawallen bei einem Fußballspiel noch in dieser Woche mit der Vereinsführung des BFC Dynamo und dem Berliner Fußballverband zu einem ersten Gespräch treffen. „Wir holen beide Seiten zu uns in die Innenverwaltung“, sagte die sichtlich verärgerte Senatorin am Montag dem Tagesspiegel.

Vor allem dem Verein drohte sie mit Konsequenzen, wenn er sich einer Kooperation entziehen sollte. Vorstellbar sei auch, dem Verein künftig die Kosten für den Polizeieinsatz aufzuerlegen. „Der Verein muss uns jetzt sagen, was er mit seiner Fangemeinde machen will“, sagte Spranger.

Am Sonnabend hatte es beim Hochrisikospiel zwischen dem Ost-Berliner Verein BFC Dynamo und dem FC Energie Cottbus heftige Auseinandersetzungen gegeben. Fans des BFC Dynamo schossen schon zu Beginn Pyrotechnik in Richtung Gästeblock. Berliner Hooligans vermummten sich und versuchten die Zäune zu übersteigen. Die Bundespolizei kam zur Unterstützung, während des Spiels gelang es, die Lage zu beruhigen.

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Nach dem Abpfiff eskalierte die Gewalt dann. Beide Fangruppen vermummten sich und beschossen sich gegenseitig mit Pyrotechnik, aus beiden Lagern wurden auch die Einsatzkräfte der Polizei mit Böllern und Raketen angegriffen.

Von den 1000 eingesetzten Polizeibeamten wurden 155 verletzt. Das Präsidium schlüsselte genau auf: 116 Polizisten aus Berlin und vom Bund wurden durch Reizgas verletzt, 28 durch Angriffe von Hooligans und 11 durch Pyrotechnik. 74 Personen wurden festgenommen. Eingesetzt wurden sogar Wasserwerfer, das geschieht nur extrem selten in Berlin.

„Ich nehme den Verein in Verantwortung und auch die Fangemeinde“, sagte Spranger. Die Angriffe auf die Polizei seien schlimmer gewesen als am 1. Mai. „Wir haben es damit bis in die Tagesschau geschafft“, ärgerte sich Spranger, „das kann doch nicht wahr sein“.

Wenn der Verein sich jetzt zurücklehne und sage, so sei das eben, dann werde sie das nicht mehr akzeptieren, sagte die Innensenatorin. Auf die Frage, ob dem Verein künftig die Kosten für derartige Polizeieinsätze auferlegt werden könnten, sagte sie dem Tagesspiegel: „Schauen wir mal.“

Derzeit liegt der Streit um die Kosten solcher Polizeieinsätze beim Bundesverfassungsgericht. Das Land Bremen hatte nach einem Krawallspiel im Jahr 2014 seine Gebührenordnung geändert, um die Vereine bei Hochrisikospielen zur Kasse bitten zu können. Seitdem wird darum vor Gerichten gestritten. „Ich werde mir das Urteil sehr genau ansehen“, sagte Spranger.

Schon im Jahr 2007 hatte der damalige Berliner Polizeipräsident Dieter Glietsch gefordert, die Kosten den Vereinen in Rechnung zu stellen, und zwar nach einem Spiel zwischen Union und Dresden. Als es kaum Unterstützung in der Politik für eine Kostenbeteiligung gab, legte das Polizeipräsidium noch nach und drohte damit, Hochrisikospiele in der 3. und 4. Liga dann eben zu verbieten.

Bislang war auch Spranger dagegen, die Vereine an den Kosten zu beteiligen. Nach diesem Sonnabend denkt sie anders. „Es geht um Steuergelder“, betonte sie. Spranger will das Thema auch in der Innenministerkonferenz und bei der Bundesinnenministerin ansprechen.

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