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Jerry Heil & Alyona Alyona singen für die Ukraine beim Eurovision Song Contest.

© IMAGO/ANP/IMAGO/Sander Koning

Alyona Alyona und Jerry Heil beim ESC für die Ukraine: „Wir tragen alle ein Stück göttlicher Güte in uns“

Mit dem Song „Teresa & Maria“ vertreten die Rapperin Alyona Alyona und die Sängerin Jerry Heil die Ukraine beim ESC in Malmö. Ein Gespräch über weibliche Kraft, den Krieg in ihrem Land und die Schönheit ihrer Muttersprache.

Alyona Alyona und Jerry Heil, Sie sind beide in der Ukraine als Solokünstlerinnen bekannt. Wie kam es zu Ihrer Zusammenarbeit?
Jerry Heil: Wir kannten uns schon vor der großen Invasion, haben aber nicht über eine Zusammenarbeit gesprochen. Im Jahr 2022 begann ich, mit dem Musikproduzenten Ivan Klymenko zu arbeiten, der auch der Produzent von Alyona Alyona ist. Er spielte mir ihren neuen Song „My Family“ vor, den sie nach dem Text von Olena Savranenko geschrieben hatte, und sagte, dass in dem Lied etwas fehlte. Ich hörte zu und sang sofort den Refrain.

Es war unerwartet, aber sehr cool und wir sangen das ganze Lied zusammen. „My Family“ wurde ein Hit in der Ukraine. Daraufhin haben wir ein ganzes Album, „Dai Boh“ (Gott segne), zusammen aufgenommen. Es enthält viele Lieder, die nicht nur in der Ukraine beliebt waren.

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Mit dem Lied „Teresa & Maria“ haben Sie die nationale Auswahl für die Teilnahme der Ukraine am Eurovision Song Contest 2024 gewonnen. Was hat Sie zu diesem Lied inspiriert und worum geht es darin?
Alyona Alyona: Bevor wir „Teresa & Maria“ geschrieben haben, haben wir lange über das Konzept diskutiert. Wir sprachen über den Alltag von außergewöhnlichen Menschen. Darüber, wie herausragende Menschen starben, zu Legenden wurden und fast in den Rang von Heiligen, von Gott erhoben wurden.

Vor allem redeten wir über Frauen wie die Jungfrau Maria und Mutter Teresa, deren Taten die Welt zum Besseren verändert haben. In dem Lied haben wir ein kollektives Bild von Frauen geschaffen, die eine Menge auf ihren Schultern tragen, besonders jetzt in der Ukraine während des Krieges.

Jerry Heil: Mit diesem Lied wollen wir der Welt das doppelte Bild einer schönen Frau zeigen, um ihr zu sagen, dass wir alle, auch wenn wir nicht perfekt sind, ein Stück göttlicher Güte in uns tragen. Wir fordern die Menschen auf, keine Angst zu haben, zu handeln, Fehler zu machen und gleichzeitig die Verantwortung für sie zu übernehmen.

Vergangenes Jahr präsentierte die ukrainische Band Tvorchi das englischsprachige Lied „Heard of Steel“. Warum haben Sie sich entschieden, auf Ukrainisch zu singen?
Jerry Heil: Wir haben einige englische Zeilen in dem Lied, aber wir wollen uns auf die ukrainische Sprache konzentrieren und dem Eurovisionspublikum ihre Schönheit und Melodie zeigen. Während unserer Europatourneen, zusammen mit der polnischen Band Lunaria, haben wir einige unserer Lieder auf Ukrainisch gesungen, was vom Publikum sehr gut aufgenommen wurde.

Bei einem Konzert sangen über 6000 Menschen auf Ukrainisch mit. Die ukrainische Kultur kann sich nicht losgelöst von der europäischen Kultur entwickeln, sie ist ein integraler Bestandteil von ihr. Deshalb ist es für uns wichtig, dass die Europäer sie hören.

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Nachdem Sie die nationale Auswahl gewonnen hatten, erhielten Sie neben positiven Rückmeldungen auch viel Kritik. Was war der Grund dafür?
Alyona Alyona: Unsere so genannten Hater waren größtenteils Leute, die andere Favoriten hatten. So etwas passiert immer. Aber die Leute haben das Negative vergessen. Wir hoffen, dass sich die gesamte Öffentlichkeit während des Song Contests unter der Flagge der Ukraine vereint und unseren gemeinsamen Sieg bejubelt.

Alyona Alyona & Jerry Heil während eines Live-Auftritts.

© IMAGO/ANP/IMAGO/Sander Koning

Die Ukraine hat eine lange und erfolgreiche Geschichte beim Eurovision Song Contest. Wie fühlt es sich für Sie an, in einer Reihe mit so prominenten Acts wie Kalush Orchestra, Verka Serdyuchka, Ruslana und Jamala zu stehen?
Jerry Heil: Es ist eine große Freude und Ehre. Wir sind von der großen Mehrheit der Ukrainer gewählt worden. Dementsprechend haben wir diesen Auftrag angenommen und erfüllen ihn so gut wir können.

Alyona Alyona: Ich glaube, dass es eine große Verantwortung ist, die Ukraine auf der internationalen Bühne zu vertreten, unabhängig davon, wie berühmt man in seinem eigenen Land ist. Im ukrainischen Showbusiness herrscht eine freundliche Atmosphäre unter den Künstlern, wir kommunizieren eng miteinander und unterstützen uns gegenseitig. Wir können Jamala und Andriy Danylko alias Verka um Rat fragen, wie wir unseren Beitrag auf der ESC-Bühne am besten präsentieren können, und sie werden uns bestimmt antworten.

Abgesehen von der Vorbereitung auf den Song Contest, wie sieht Ihr kreatives Leben derzeit aus?
Jerry Heil: Das derzeitige Tempo ist für uns sehr hoch. Neben der Vorbereitung auf den Wettbewerb haben wir beide einen vollen Terminkalender mit gemeinsamen und mit Solo-Konzerten. Manchmal wache ich morgens auf und weiß nicht, wo ich bin. In Kiew, Amsterdam oder irgendwo anders. Wir haben keine feste Basis, von der aus wir uns auf den ESC vorbereiten könnten. Außerdem bereiten wir mehrere soziale Projekte vor, die in naher Zukunft anlaufen werden.

 Ich gebe weiterhin Konzerte an der Front.

Alyona Alyona, Musikerin

Alyona Alyona: Wir haben kürzlich mehrere Euro-Partys besucht und unsere Auftritte am Vortag vorbereitet. Wir haben die Details unseres Auftritts und das Design unserer Bühnenkleidung besprochen. Ich unterstütze außerdem nach wie vor Kinderorganisationen und ich gebe weiterhin Konzerte an der Front. Meine jüngste Initiative zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit auf die Kriegsgefangenen zu lenken. Ich träume davon, dass sie lebend nach Hause zurückkehren.

In Liverpool, wo der Song Contest 2023 im Namen der Ukraine stattfand, wurde viel dafür getan, dass das Land so präsent wie möglich war. Dieses Mal wird das wahrscheinlich nicht der Fall sein. Haben Sie das Gefühl, dass Sie mehr tun müssen als nur Ihr Bestes auf der Bühne zu geben?
Alyona Alyona: Die Organisatoren aus dem Vereinigten Königreich und der Ukraine haben viel getan, um den Eurovision Song Contest in Liverpool zu organisieren. Die ukrainische Seite hat etwa die Messe Discover Ukraine organisiert. Natürlich wird es eine solche Veranstaltung in Malmö nicht geben. In der Ukraine herrscht ein brutaler Krieg, und es ist besser, die Mittel zur Unterstützung der Armee einzusetzen.

Während des Song Contests wird es jedoch offizielle Veranstaltungen geben, die von den Außenministerien der Ukraine und Schwedens organisiert werden, sowie andere Aktivitäten, darunter unsere Interviews mit den internationalen Medien, Pressekonferenzen usw. Uns ist klar, dass wir auf der Bühne unser Bestes geben müssen, und das werden wir auf jeden Fall tun.

Die Hamas-Attacke auf Israel und der Krieg in Gaza haben unter anderem zu Boykott-Aufrufen gegen eine israelische ESC-Teilnahme geführt. Wie sehen Sie diese Kontroverse?
Alyona Alyona: Dazu möchten wir uns nicht äußern.

Welche Hoffnungen haben Sie für Malmö?
Jerry Heil: Wir wollen in erster Linie die Aufmerksamkeit auf die ukrainische Kultur lenken. Solange die Menschen in anderen Ländern nicht wissen, wie unsere Musik klingt und keine ukrainischen Lieder in ihren Playlists haben, werden wir gesichtslose Opfer bleiben, die um Hilfe bitten. Erst wenn die Menschen in der Welt Empathie für die Ukrainer empfinden, werden sie uns aufrichtig unterstützen. Überall, wo wir hinkommen, sprechen wir darüber, wie dankbar wir Europa sind. Wir erzählen der europäischen Öffentlichkeit von unserer Realität.

Alyona Alyona: Wir werden versuchen, der Welt zu vermitteln, was unser Volk jetzt fühlt, unseren Schmerz und unsere Sehnsucht zu siegen.

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