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„Boss Hoss“-Sänger Sascha Vollmer und Ehefrau Jennifer Vollmer bei der Verleihung der 17. Green Awards 2024 in der Messe Berlin.

© imago/Future Image/IMAGO/Frederic Kern

Greentech-Festival in Berlin: Recycelte Mode auf dem grünen Teppich

Barbie-Rock aus alter Bettwäsche und Kleider aus der vorletzten Saison: Beim Green Carpet des Greentech-Festivals lag der Fokus am Mittwochabend auf nachhaltigen Outfits.

Von Aline von Drateln

Das zweitägige Greentech-Festival 2024 mit einer glamourösen Preisverleihung zu starten, ist eine ebenso gute Idee für Berlin, wie die, mit der BVG zum Messegelände anzureisen. Funktioniert auch im Red-Carpet-Outfit.

Der „rote Teppich“ ist hier natürlich ein grüner. Der sieht allerdings weniger nach Rollrasen aus als vielmehr nach Auslegeware aus dem Konrad-Adenauer-Haus. Tontechnisch eher türkis oder eben „cadenabbiablau“: Die Farbe, die durch die unfreiwillig lorioteske Pressekonferenz von Carsten Linnemann (CDU) seit vergangenem Herbst ihren festen Platz in der Geschichte der Farbenlehre erhalten hat – gleich neben dem „frischen Steingrau“.

In den Einladungen war um den Dresscode „Black Tie“ gebeten worden. Dazu in Klammern der Hinweis (Smoking, langes Abendkleid), der auf den Veranstaltungen in London, Los Angeles und Singapur, wo das Greentech-Festival ebenfalls jährlich stattfindet, sicher nicht nötig ist. Wobei in Berlin natürlich einige weibliche Gäste den Anzug trugen – und der männliche „Germany’s Next Topmodel“-Anwärter Frieder Sell aus Alt Schönau ein langes, schwarzes Kleid.

Mit-Gastgeberin Alexia Osswald, die jeden der rund 800 Geladenen am Eingang herzlich per Handschlag begrüßt, geht mit gutem Beispiel voran und hat sich für eine besondere cremeweiße Robe von Designerin Ilona Matsour entschieden: „Man kann dieses Kleid leihen! Dann haben ganz viele was davon.“ Jetzt noch was Altes und was Blaues und es wäre ein ideales Outfit für moderne Bräute, die sich nicht bereits für einen gebrauchten Mann entschieden haben.

Die Festival-Co-Founder Nico Rosberg und Marco Voigt mit Mit-Gastgeberin , Alexia Osswald.

© imago/Photopress Müller/imago/Ralf Müller

Moderatorin Bettina Cramer trägt ein dunkelgrünes Kleid („Das ist nachhaltig!“), Schauspielerin Ursula Karven einen hellgrünen Tüllrock mit einer Bluse, bei der nicht nur der Lieferkettenweg transparent ist. 

Geht demonstrieren, spenden, wählen. Wir müssen endlich die Arschbacken zusammenbeißen!

Moderatorin Nina Eichinger nutzte ihren Auftritt für einen Aufruf, sich politisch zu engangieren.

Kollegin Pheline Roggan ist nicht nur hier, weil sie Jury-Mitglied ist, sondern auch, weil sie sich als Initiatorin von „Changemakers“ bereits seit Jahren für freiwillige Selbstverpflichtung zu „grünem Drehen“ einsetzt. Undone sind bei ihr nur die langen rotblonden Haare, für die andere trotzdem stundenlang beim Friseur sitzen müssen.

Den Preis für das beste Outfit hätte Jenny Vollmer verdient. Die Ehefrau von „Boss Hoss“ -Sänger Sascha hat sich einen bodenlangen Rock aus dem alten Barbie-Bettbezug ihrer Tochter schneidern lassen. Eine Idee, die man vielleicht auch auf die gebeutelten Krankenhäuser Berlins anwenden könnte, indem man aus den vielen weißen Bettlaken die Arztkittel schneidern lässt. Oder andersrum. Aber das nur als kleine Anregung zum gesunden Stoffwechsel.

Jennifer Vollmer hat sich aus dem alten Bettbezug ihrer Tochter einen Rock schneidern lassen.

© imago/Future Image/IMAGO/Frederic Kern

Model und Kolumnistin Marie von den Benken trägt ein entspanntes blaues Kleid aus der vorletzten Saison von Riani und ein Glas Sekt. Das zweite nach sehr langer Zeit: „Ich habe gerade erst abgestillt.“ 

Auf dem grünen Teppich posiert derweil Moderatorin Nina Eichinger, die gut gelaunt den Teppich zum Aufruf nutzt, sich politisch zu engagieren: „Geht demonstrieren, spenden, wählen. Wir müssen endlich die Arschbacken zusammenbeißen!“ 

Nicht gekniffen hat auch Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), die sich nach dem Überfall von letzter Woche nicht einschüchtern lassen will: „Ich mache weiter!“ Für Attacken auf Politiker macht sie auch mangelnde Debattenkultur verantwortlich: „Die Unterschiedlichkeit von Meinungen muss zu ertragen sein. Aber es gibt nur noch für oder gegen. Auch dieses verrohte Klima muss bekämpft werden.“ 

Auch Berlins Innensenatorin Franziska Giffey (SPD) war am Mittwochabend auf dem grünen Teppich dabei.

© imago/Photopress Müller/imago/Ralf Müller

Wie wichtig Nachfragen sind, zeigt sich unmittelbar darauf, als ich Festival-Co-Founder Nico Rosberg frage, ob er denn auch privat zum Klimaschutz beiträgt. Er erklärt mir, er fahre jetzt weniger Auto.  Im weiteren Gespräch stellt sich allerdings heraus, dass er lediglich weniger selbst am Steuer sitze, weil er einen Chauffeur hat. Aber für einen ehemaligen Rennfahrer ist das ja schon ÖPNV.

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