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Eine deutsche Bundeswehr-Soldatin steht zusammen mit ihrem Kameraden bei dem von der Bundeswehr angeführten Nato-Bataillon auf dem Militärstützpunkt in Rukla (Archivbild).

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Debatte über Wehrpflicht: Frauen sollten vom Dienst an der Waffe nicht ausgenommen werden

Die Wehrbeauftragte des Bundestages und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident wollen eine Wehrpflicht auch für junge Frauen. Die alte Form der Dienstpflicht sei aber nicht der richtige Weg.

Die Bundestags-Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) haben sich für eine Wehrpflicht auch für junge Frauen ausgesprochen.

„Es wäre nicht mehr zeitgemäß, nur junge Männer in den Blick zu nehmen“, sagte Högl der „Augsburger Allgemeinen“ vom Samstag. Günther nannte eine Wehrpflicht auch für Frauen „in Zeiten der Gleichberechtigung selbstverständlich“.

Beide machten allerdings auch deutlich, dass sie keine Rückkehr zur Wehrpflicht in ihrer früheren Form anstreben. „Bei der jetzigen Debatte muss es um neue Konzepte gehen und um einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz“, sagte Högl.

„Die alte Form der Wehrpflicht gehört in die Geschichtsbücher“, erklärte Högl. Richtig sei jedoch: „Für unsere Verteidigung brauchen wir Männer und Frauen gleichermaßen in der Bundeswehr.“

Die alte Form der Wehrpflicht gehört in die Geschichtsbücher.

Bundestags-Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD)

Günther sagte, er befürworte eine Wehrpflicht für beide Geschlechter für eine Übergangszeit bis zur Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht. „Langfristig muss die Wehrpflicht dann mit der allgemeinen Dienstpflicht auf eine neue Basis gestellt werden.“

Mehrere Modelle im Gespräch

Diskutiert werden Modelle, in der junge Männer und Frauen zwischen dem Dienst bei der Bundeswehr oder zum Beispiel in sozialen Einrichtungen, im Naturschutz oder in der Entwicklungshilfe wählen könnten.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat auch das schwedische Modell ins Gespräch gebracht, bei der alle jungen Menschen gemustert werden, bei der Einberufung jedoch vorwiegend auf Freiwilligkeit gesetzt wird.

Der frühere Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels bezeichnete in der „Welt am Sonntag“ die Wehrpflicht als alternativlos. Seit deren Aussetzung 2011 gebe es bei der Bundeswehr immer mehr unbesetzte Dienstposten. Aktuell sei dies etwa ein Zehntel der angestrebten Sollstärke von gut 200.000 Soldatinnen und Soldaten. Eigentlich sei jedoch in der aktuellen Sicherheitslage eine höhere Sollstärke erforderlich.

Gegen eine Rückkehr zur Wehrpflicht wandte sich FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. „Die dafür nötigen Ressourcen an Geld, Infrastruktur und Ausbildung müssen eingesetzt werden, um die Freiwilligenarmee besser zu machen und unsere Reservisten zu stärken“, sagte er der „Welt am Sonntag“.

Eine Wehrpflicht sei eher ein Hindernis, die Bundeswehr zur „modernsten und professionellsten Armee des Kontinents“ zu machen. Nötig sei vielmehr eine stärkere Einbindung der aktuell etwa 900.000 Reservistinnen und Reservisten. (AFP)

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