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Bei einer Aktion der Organisation „Junge Helden“ lässt sich Stefan Schwartze (SPD), Patientenbeauftragter der Bundesregierung, ein Organspende-Tattoo stechen.

© dpa/Fabian Sommer

Patientenbeauftragter bekommt Organspende-Tattoo: „Ein leichtes Kribbeln, mehr ist es nicht“

Der Mangel an Spenderorganen ist in Deutschland dramatisch. Stefan Schwartze, Patientenbeauftragter der Bundesregierung, wirbt nun mit ungewöhnlichen Mitteln.

Herr Schwartze, Sie lassen sich gerade ein Tattoo stechen, um für die Organspende zu werben. Haben Sie sich das wirklich gut überlegt?
Allerdings. Das Thema Organspende ist mir schon sehr lange ein Herzensanliegen.

Die Nadel surrt, wie fühlt sich das an?
Ganz harmlos. Ein leichtes Kribbeln, mehr ist es nicht.

Vielleicht kommen Sie auf den Geschmack und entscheiden sich noch für eine zweite Tätowierung?
Ich hatte bisher keine und es müsste auch einiges passieren, damit ich mich für ein anderes Motiv als das hier entscheide.

Warum also dieses Tattoo?
Ich will für die Organspende werben und auch für die Widerspruchslösung. Damit wäre jeder im Fall der Fälle Organspender, solange er nicht zu Lebzeiten aktiv widersprochen hat. Der Bundesrat hat sich dafür ausgesprochen, und ich finde, der Bundestag sollte nicht dahinter zurückbleiben. Wir wissen, dass sehr viele Menschen gern Organspender wären, aber viel weniger Menschen diesen Willen auch aktiv erklären und dokumentieren. Dadurch ist die Zahl der Spender viel zu niedrig.

Das ist das Ergebnis: So sieht das fertige Tattoo aus.

© dpa/Fabian Sommer

Statistiken zeigen, dass in Ländern, in denen die Widerspruchslösung eingeführt wird, die Zahl der Spenderinnen und Spender nicht unbedingt steigt.
Es kommt darauf an, wie man die Lösung umsetzt. Zwang darf auf gar keinen Fall die Lösung sein, Freiwilligkeit ist sehr wichtig. Aber es braucht einen klaren rechtlichen Rahmen. Wir profitieren im Moment davon, dass andere Länder die Widerspruchslösung haben. Das kann nicht richtig sein.

Warum ist das Thema so wichtig?
Es sterben jedes Jahr zwischen 800 und 1000 Menschen, die auf der Warteliste für ein Organ stehen. Ganz viele warten über viele Jahre unter schwierigsten gesundheitlichen Bedingungen. Diesen Menschen muss geholfen werden.

Warum entscheiden sich viel zu wenige Menschen aktiv für die Organspende, auch wenn sie grundsätzlich einverstanden wären?
Weil es schmerzt, sich mit Krankheit und dem eigenen Tod auseinanderzusetzen. Das verstehe ich, und es sollte auch nicht den eigenen Alltag bestimmen. Aber ich finde, diese Auseinandersetzung kann jedem und jeder wenigstens einmal im Leben abverlangt werden.

Kommt Herr Lauterbach noch vorbei?
Das weiß ich nicht, aber ich weiß, dass ihm das Thema auch sehr wichtig ist.

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