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In Berliner Hallenbädern geht es in diesem Jahr deutlich kälter zu.

© Foto: dpa/Sven Hoppe

26 Grad und Neopren-Erlaubnis: Was Berliner Badegäste in dieser Hallensaison erwartet

Fast alle Berliner Hallenbäder sind geöffnet. Doch die Energiekrise beeinflusst den Betrieb: Das Wasser ist kälter als sonst, viele Wellness-Angebote gestrichen.

Die guten Nachrichten vorweg: Die Inflation hat nicht alles im Griff. Die Berliner Bäder-Betriebe zumindest nicht komplett. Denn ein Besuch in einem der 38 Hallenbäder, die vom größten kommunalen Bäderbetreiber Europas verwaltet werden, kostet heute genauso viel wie zur letzten Preiserhöhung vor fünf Jahren: 5,50 Euro für eine Einzelkarte im Haupttarif beispielsweise.

Auch bedarf es diesen Winter weder Zeitfenster- noch Onlinebuchung im Voraus. Doch damit enden auch schon die erfreulichen Meldungen zum Saisonstart. Denn wer demnächst wieder wetterunabhängig ins Beckens springen will, muss sich vor allem auf eines gefasst machen: kühl wird es sein.

Bäder-Betriebe gestatten Neoprenanzüge

Maximal 26 Grad Celsius darf die Wassertemperatur in den Schwimmbecken betragen. Das hat der Berliner Senat schon im August als Teil seiner Energiesparmaßnahmen für den bevorstehenden Winter beschlossen. Somit wird es im Wasser im Schnitt zwei Grad kälter als in der Vorjahressaison. Ausnahmen gelten lediglich für Therapie- und Kleinkindschwimmbecken.

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Dass dies für einige Besucher ungemütlich werden könnte, wissen auch die Bäder-Betriebe, und gestatten in einer Pressemitteilung „ab sofort die Nutzung von Schwimmanzügen (Neoprenanzügen)“ in ihren Hallen. Außerdem wird das Tragen von Latex-Badekappen empfohlen, um ein Auskühlen des Kopfes zu verhindern.

Durch das Absenken der Temperaturen leidet das Wohlbehagen der Schwimmgäste auf gleich mehrerlei Weisen, denn nicht nur muss man sich in der Schwimmhalle nun wärmer anziehen, sondern auch viele Wellness- und Freizeitangebote werden wegen der Maßnahmen nicht angeboten.

Dies betrifft im Falle der Bäder-Betriebe die Whirlpools und Außenbecken im Stadtbad Schöneberg, dem Stadtbad Lankwitz und dem Wellenbad am Spreewaldplatz. In diesen Bädern kann man aktuell nur regulär schwimmen, dafür aber zum vergünstigten Tarif der anderen Standard-Hallenbäder.

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Zur Schließung von Bädern komme es aufgrund der erhöhten Energiekosten jedoch bislang noch nicht. Von Seiten der Bäder-Betriebe heißt es, die Höhe der Mehrkosten sei bislang nicht abschätzbar. „Deshalb sind auch die Auswirkungen der Kostenerhöhung noch nicht absehbar.“

Wellness mit Abstrichen

Einige Hallen werden dennoch keine Badegäste empfangen – aufgrund von Bauarbeiten. Dies betreffe das Stadtbad Tiergarten, das Paracelsus-Bad, die Schwimmhalle Ernst-Thälmann-Park, die Kleine Schwimmhalle Wuhlheide und die Schwimmhalle Holzmarktstraße. Des Weiteren könne auch das Stadtbad Charlottenburg (die neue Halle) aufgrund eines baulichen Schadens nicht öffnen.

Die größten Hürden gibt es derweil beim Saunabetrieb. Der findet nämlich aktuell in keiner der 16 Schwimmhallen der Bäder-Betriebe statt, die mit einer Sauna ausgestattet sind. Zur Inbetriebnahme der Saunas könne man aufgrund laufender Abstimmung mit dem Senat keine Aussage machen. Abseits der kommunal verwalteten Hallenbäder ist ein Saunabesuch aktuell dennoch möglich, beispielsweise in den Berliner Spas.

Das Vabali Spa im Fritz-Schloß-Park bestätigte, dass es dem Aufruf der Bundesregierung folge, Gas zu sparen, und dass es die erhöhten Energiepreise nicht an seine Kunden weitergeben wolle. Einzelne Saunabereiche musste man deshalb schließen, aber im Ausgleich würden Saunaaufgüsse dafür nun häufiger erfolgen. Auch Whirlpools und Außenbecken seien hier weiterhin in Betrieb, wobei die Wassertemperatur um jeweils drei bis vier Grad abgesenkt wurde.

Schwieriger ist die Lage im Spa Natura in Lichterfelde. Die dortige Saunalandschaft ist laut Websiteangaben „aufgrund verzögerter Bundeshilfen aus dem August 2021“ derzeit nicht verfügbar.

Insgesamt wird man sich in Sachen Badespaß wohl auf einen ungewissen Saisonverlauf einstellen müssen. Die Bäder-Betriebe sprechen von bis zu 25 Prozent Energieersparnis, die durch die Temperatursenkung um zwei Grad erzielt werden soll. Ob das ausreichen wird, ist derzeit noch ungewiss. Eins steht jedoch schon fest: Die Nachfrage ist groß.

Vergangene Woche startete der Vorverkauf für die heiß umkämpften Schwimmkurse. Wer nicht schnell genug online war, fiel zurück in eine Online-Warteschlange. Die Wartezeit betrug bis zu anderthalb Stunden. „Der Andrang für die Kursbuchung war extrem hoch“, heißt es aus der Pressestelle der Bäder-Betriebe. Für diesen Herbst sind alle vorhandenen Plätze für Kinder und Erwachsene bereits ausgebucht.

Private Anbieter von Schwimmkursen hoffen trotzdem, dass in diesem Herbst und Winter möglichst vielen Kindern das Schwimmen beibringen können. „Die Situation ist dramatisch. Immer weniger Kinder können schwimmen“, sagt etwa Anja Kerkow, Gründerin der Schwimmschule Rochenkinder. „Kinder, die zu Beginn der Pandemie fünf Jahre alt waren, sind jetzt sieben und können teilweise immer noch nicht schwimmen. Da werden viele Eltern nervös“, so ihre Erfahrung.

Doch steigende Energiepreise und gesenkte Wassertemperaturen setzen auch ihnen zu. Die Schwimmgemeinschaft Neukölln, Berlins größter Schwimmverein, hat wegen der Wassertemperatur von etwa 24 Grad im Sommer die Dauer der einzelnen Kurse bereits von 45 auf 30 Minuten reduziert. Im Herbst und Winter sei dies nicht geplant, denn der Verein nutzt eine Halle der Bäder-Betriebe – und dort sind ja zumindest 26 Grad erlaubt. (mit dpa)

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