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Leo, Todosch und Stefan (von links) vom Coop Campus.

© Kai-Uwe Heinrich

Aktionstage "Gemeinsame Sache": Schöner Gärtnern auf dem Friedhof

Das Jugend- und Kulturhaus „Schlesische27“ betreibt auf dem Neuköllner Jerusalem-Friedhof den „Coop Campus“ - mit Bienenvölkern, Obstwiese und Biomeiler.

Runter von der Hermannstraße, vorbei an einer Kirche und über den evangelischen Friedhof: Gleich hinter den Gräbern beginnt ein Gartenparadies. Pflanzen vieler Farben umgeben ein Gewächshaus. „Dort haben wir Bienenvölker, den Steg da haben wir selbst gebaut und mit dem Kompost hier machen wir einen Biomeiler“, sagt Stephan Neidert. Er leitet das „Coop Campus“-Projekt und kann gar nicht aufhören zu erzählen, was man alles schon auf die Beine gestellt hat.

Organisator ist das Jugend- und Kulturhaus „Schlesische27“, dessen Künstler und Engagierte sich seit 1978 für ein gesellschaftliches Miteinander einsetzen. An der Hermannstraße 84 ist seit 2015 der Garten, in dem vor allem Menschen aus der Nachbarschaft bei Kunst und Handwerk zusammenkommen.

Möglich wurde dies, da der Evangelische Friedhofsverband Berlin-Stadtmitte auf seinem Gelände 3000 Quadratmeter zur Verfügung stellte. Anfänglich war das Projekt für Geflüchtete. Sie gärtnern und arbeiten in einer Holzwerkstatt, Ehrenamtliche übten mit ihnen Deutsch, „Das hat sich dann langsam zerstreut, einige der Geflüchteten haben angefangen zu arbeiten, andere sind heimgekehrt oder untergetaucht“, sagt Neidert.

Firmen machen Betriebsausflüge in den Garten

Nun ist das Konzept offener: „Wir bringen hier die Nachbarschaft und Menschen von überall zusammen“, sagt Neidert. Im Garten kann freitags jeder vorbeikommen und mitbuddeln. Es gibt immer noch Projekte mit Geflüchteten, aber auch mit Schulen aus der Umgebung. Manchmal sind es Kunstprojekte, bei denen an einem Tag eine Holzskulptur entsteht und andere Male bauen die Teilnehmer über eine längere Zeit Nutzgegenstände, wie etwa einen biologischen Wasserfilter.

Einige Firmen machen Betriebsausflüge in den Garten, um etwa eine Streuobstwiese anzulegen. Oft gibt es Anfragen von Künstlern, die gerne auf dem Campus arbeiten möchten. „Unser Motto ist: gemeinsam Stadt machen. Egal wo die Menschen herkommen, hier können sie gemeinsam etwas auf die Beine stellen“, sagt Neidert. Es ist eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte, die in einem bunten Garten stattfinden: „Das ist so wie die Gesellschaft, für die wir stehen: Eine vielfältige Gesellschaft“. Neiderts Aufgabe als Festangestellter ist es, „den Ameisenhaufen zusammenzuhalten“.

Unterkünfte für Geflüchtete und Wohnungen sollen entstehen

Da hier neben Gräbern gegärtnert und gehandwerkelt wird, gibt es regelmäßige Absprachen mit der Friedhofsverwaltung. „Wir reden darüber, wie die Pietät gewahrt werden kann“, sagt Neidert. Für Teile des Areals des westlichen Jerusalem-Friedhofs V steht noch einiges an: Hier sollen Unterkünfte für Geflüchtete und Wohnungen entstehen.

An einigen Stellen haben vereinzelte Gräber noch eine Laufzeit, daher muss man mit dem Bauen noch warten: „Diese Flächen um sie herum dürfen wir dann nutzen“, sagt Neidert. Bereits dieses Jahr steht eine Veränderung an: Zum 31. Dezember muss der Coop Campus aus dem alten Steinmetzhaus ausziehen. Das Gebäude durfte man bisher für Küche und Gemeinschaftsräume nutzen. Auch eine Blaskapelle probte im Haus. Eine gemeinnützige Stiftung wird dort bauen.

Gerade wird im Gewächshaus eine Projektwoche für Viertklässler der Heinrich-Zille-Grundschule vorbereitet. Der Künstler Todosch organisiert sie mit: „Unsere Frage ist: Was brauchen wir wirklich zum Leben?“ Die Kinder stellen sich vor, dass sie einen neuen Planeten besiedeln. Sie sollen entscheiden, wie sie dort leben möchten. „Wir malen dann den Planeten“, sagt Todosch, „das kann ein Dschungelplanet sein oder ein Cityplanet – alles ist möglich.“ Im Gewächshaus werden auch Holzhütten aufgebaut – eine Szenerie von dem neuen Planeten.

Am Aktionstag „Gemeinsame Sache“ am Freitag, dem 7. September, sind um 12 Uhr die Ergebnisse der ersten Projektwoche zusehen. Um 14 Uhr gibt Stephan Neidert eine Führung über das Gelände an der Hermannstraße 84 in Neukölln.

Machen Sie mit: Wollen Sie – allein, mit Nachbarn, Freunden oder Ihrer Initiative – mitmachen beim Aktionstag von Tagesspiegel und Paritätischem Wohlfahrtsverband? Alle Aktionen finden Sie hier: www.gemeinsamesache.berlinDort können Sie auch Ihre eigene Aktion anmelden. Bei Fragen: gemeinsamesache@tagesspiegel.de

Sie alle machen mit

Jeden Tag stellen wir Ihnen hier Projekte vor, die sich noch Helfer wünschen.

Gemeinsames Kochen im Refugio

„Give Something Back To Berlin“ lädt herzlich ein, am Sonnabend, 8. 9., von 13 - 17.30 Uhr ins Refugio zu kommen. Erst wird beim türkischen Supermarkt eingekauft, danach wird gekocht und gemeinsam gespeist.

Aktionsort: Refugio, Lenaustraße 4, 12047 Neukölln. Kontakt: 0163 3477528. E-Mail: friedemann.bumblies@gsbtb.org

Herbstzauber in GRÜN

Der barrierefreie Kiezklub Vital in Köpenick lädt am Freitag, 7. 9., von 14 - 17 Uhr alle HelferInnen ein, den Garten zu bepflanzen und zu dekorieren – damit jeder Besucher dem Herbstzauber erliegen kann. Über eine zahlreiche Teilnahme und grüne Spenden freut man sich. Mitzubringen wären vielleicht eine kleine Schaufel u.ä. – auf alle Fälle eine warme Jacke und gute Laune. Gemeinsam wird gegrillt.

Aktionsort: Myliusgarten 20, 12589 Köpenick. Kontakt: 90297 3610.E-Mail: heike.juse@ba-tk.berlin.de

Gemeinsam Lernspiele basteln

Das Lerncafé Spandau ist ein Lernort für alle Menschen, die das Lesen und Schreiben verbessern wollen. Am 7. 9. sollen von 9.30 - 11.30 Uhr Lernspiele wie Tangram, Memory-Karten oder Zahlenblumen gebastelt werden, die in Alphabetisierungs- und Grundbildungskursen eingesetzt werden können. Alle sind herzlich willkommen, die Spaß am Basteln mit Schere, Stift und Papier haben und bei Kaffee und Tee mehr über die Arbeit des Lerncafés erfahren und sich mit Lernenden des Lerncafés austauschen möchten.

Aktionsort: Mönchstraße 7, 13597 Spandau. Kontakt: 513010060. E-Mail: lerncafe@giz.berlin. giz.berlin/projects/lerncafe-spandau.htm

Repair and Friends

Das RepairCafé in der Fabrik Osloer Straße will am Freitag, 7. 9., von 11 bis 14 Uhr mit vielen HelferInnen gemeinsam Fahrräder reparieren und bei weiteren Reparaturen assistieren –- etwa bei kaputten Kopfhörern oder Laptops. Auch für Kinder wird etwas angeboten. Alle sind herzlich eingeladen, alte Kugelschreiber im Café loszuwerden, damit sie ordnungsgerecht recycelt werden. Und natürlich gibt es allerlei Infos rund um Reparaturen und Recycling.

Aktionsort: Fabrik Osloer Straße, Osloer Straße 12, 13359 Wedding. Kontakt: 499 023 34. E-Mail: info@freiwilligenagentur-fabrik.de. repaircafe-soldiner.de

Pauline Faust

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