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In Berlin gibt es nur eine Seilbahn, und zwar in Marzahn-Hellersdorf.

© Kitty Kleist-Heinrich TSP

Auftrag noch nicht mal erteilt: Berlin trödelt weiter bei Seilbahnen-Studie

Mit einer Studie wollte das Land Berlin prüfen, wo Seilbahnen in der Stadt möglich oder sinnvoll wären. Doch passiert ist bislang nichts.

„Wo plant Berlin neue Seilbahnen?“, fragte der FDP-Abgeordnete Felix Reifschneider den Berliner Senat. Die von der Verkehrsverwaltung veröffentlichte Antwort ist dürftig. Zusammengefasst: Berlin weiß es nicht. Eine vor einem Jahr angekündigte Machbarkeitsstudie sei bislang weder ausgeschrieben noch vergeben worden, heißt es in der von Mobilitätsstaatssekretärin Meike Niedbal unterzeichneten Antwort.

Dringend findet der Senat die Seilbahn-Frage nicht: „Aktuell liegen die Prioritäten auf der Fortschreibung des Nahverkehrsplans 2019-2023 für die Jahre 2024-2028.“ Wie das Verkehrsmittel in diesem Bericht berücksichtigt werden wird, ist offen. Wie Niedbal schreibt, solle zunächst die Entwicklung auf Bundesebene abgewartet werden, nämlich eine Studie über die stadt- und verkehrsplanerische Integration urbaner Seilbahnprojekte des Bundesverkehrsministeriums. „In Abhängigkeit von den dortigen Erkenntnissen wird über das weitere Vorgehen entschieden“, erklärte Niedbal.

Seilbahnen sind ein zuverlässiges, bewährtes und nachhaltiges Verkehrsmittel.

Volker Wissing, Bundesverkehrsminister

Dieser Leitfaden „Urbane Seilbahnen im öffentlichen Nahverkehr“ liegt nun seit Freitag vor. Im Vorwort schreibt Bundesverkehrsminister Volker Wissing: „Seilbahnen sind ein zuverlässiges, bewährtes und nachhaltiges Verkehrsmittel. Sie können Hindernisse wie Hügel, Flüsse oder Trassen überwinden, Lücken im ÖPNV-Netz schließen, bestehende Linien verlängern und neue Wohn- oder Gewerbegebiete anbinden.“

In Deutschland gibt es – von Seilschwebebahnen in den Bergen abgesehen – bislang lediglich Anlagen in Berlin, Koblenz und Köln, die alle nicht in das öffentliche Verkehrsnetz eingebunden sind. Das FDP-geführte Bundesverkehrsministerium will das „grundsätzlich ändern“. Wie berichtet, lehnen BVG und Verkehrsverwaltung die Integration der Marzahner Seilbahn in den Nahverkehr als unsinnig ab. Aus Sicht der BVG gibt es rund um die Gärten der Welt genug Buslinien.

Vor wenigen Tagen ist zwar der Vertrag zwischen den Gärten der Welt und dem Betreiber Leitner um zehn Jahre verlängert worden, doch VBB-Tickets gelten weiterhin nicht. Immerhin prüft die Verkehrsverwaltung, ob die Seilbahn in die Fahrplanauskunft von BVG und VBB integriert werden können und ob Tickets auch an den Automaten der BVG verkauft werden können. Möglich sei auch ein Hinweis auf das Angebot in den BVG-Netzplänen. Die Seilbahn war 2017 als Attraktion der Internationalen Gartenschau von Leitner gebaut worden, sie fährt vom U-Bahnhof Kienberg in die Marzahner Gärten.

In Berlin sind nur die Grünen abgeneigt gegen Seilbahnen. Die FDP hatte 2021 mit einem Antrag im Parlament den Bau von fünf Strecken gefordert, zum Beispiel auf das Tegeler Flugfeld, von Kladow zum Rathaus Spandau oder vom Hansaplatz zum Potsdamer Platz – über den Tiergarten also. Die SPD will vom Müggelsee über die Müggelberge und die Dahme bis Grünau gondeln, der Bürgermeister von Pankow, Sören Benn (Linke), möchte mit Seilbahnen die Neubaugebiete im Blankenburger Süden anbinden. Die AfD präsentierte den Vorschlag, eine Seilbahn für das Märkische Viertel zu prüfen – statt der geplanten U-Bahn.

Doch die seit Jahren grün geführte Verkehrsverwaltung sieht nur Nachteile: „Seilbahnen haben im innerstädtischen Einsatz entscheidende Nachteile gegenüber Bus, Tram, U- und S-Bahn“, kommentierte eine Sprecherin 2021 die Ideen der anderen Parteien. Seilbahnen seien windanfällig, langsam und für Behinderte ungeeignet.

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