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Lektion im Selbsttest. Berliner Lehrer und Schüler sollen am März eigenständig Abstriche durchführen können.

© Georg Hochmuth/dpa

Update

Erste Öffnungen ab 22. Februar: So sollen die Selbttests an Berlins Schulen laufen

Das Szenario für eine sichere Rückkehr zum Unterricht wird konkreter. Der Senat nennt einen Produktnamen. Impfungen an Schulen sind ebenfalls im Gespräch.

Mehr Sicherheit zu gewinnen – das ist das große Ziel im Hinblick auf die dringend notwendigen Schul- und Kitaöffnungen. Einen wichtigen Baustein bilden dabei die Corona-Tests, die es demnächst kostenlos und auf freiwilliger Basis für alle Beschäftigten sowie Schülerinnen und Schüler auch als Selbsttests geben soll. Dies teilt die Bildungsverwaltung auf ihren aktualisierten Covid-Info-Seiten mit.

Für Kita-Kinder wird es keine Tests geben – auch keine Tests, die die Eltern vornehmen könnten. Die Senatsverwaltung für Jugend und Bildung verweist zur Begründung darauf, die epidemiologischen Fachleute bisher empfohlen hätten, sich auf die Schulen und auf das Personal in den Kindertageseinrichtungen zu konzentrieren.

Das Testen von Kita-Kindern sei als „weniger sinnvoll angesehen worden“, zumal die Infektionszahlen im Kita-Bereich geringer als im Schulbereich seien.

Das Produkt

Nach bisherigem Stand soll es sich bei dem Selbsttest um das Produkt Dedicio des deutschen Herstellers nal von minden handeln. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gibt für Dedicio, das zu Hause benutzt werden kann, eine Trefferquote von 97,1 Prozent an.

Die Anwendung

Dedicio funktioniert auch im vorderen Nasenbereich, ist somit also viel angenehmer anzuwenden als die Variante „Nadal“ desselben Herstellers, die im oberen Nasen- oder Rachenbereich eingesetzt wird und bereits aktuell bei den Berliner Schnelltests angewandt wird.

Es spricht also nichts dagegen, dass auch Schülerinnen und Schüler ihn relativ problemlos benutzen können. Zur Information über die korrekte Anwendung, zu allen organisatorischen Fragen und zum Ablauf will die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie „rechtzeitig umfangreiches Informationsmaterial sowie ein Erklärvideo zur Verfügung stellen“. Dann wird auch klar sein, ob man bei der Anwendung Handschuhe tragen muss.

Der Zeitpunkt

Mit der Sonderzulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte rechnet die Senatsverwaltung für Gesundheit „voraussichtlich Anfang bis Mitte März“, heißt es auf den Infoseiten der Bildungsverwaltung. Da die Grundschulen mit den ersten bis dritten Klassen im Wechselunterricht allerdings schon am 22. Februar öffnen, wird eine Übergangslösung benötigt.

Die Übergangslösung

Zwischen den Schulöffnungen und der Freigabe der Selbsttests sollen die Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, DLRG, Johanniter und Malteser zwei bis drei Lehrkräfte pro Schule zu Testteams ausbilden, die ihre Kolleginnen und Kollegen auf freiwilliger Basis einem Schnelltest unterziehen.

Gleiches ist für das Personal in der Kita-Notbetreuung geplant. In der ersten Phase können sich alle Beschäftigten testen lassen, die in der Schule den Präsenzunterricht oder die Notbetreuung oder in den Kindertagesstätten den Notbetrieb sicherstellen.

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Auch diese Testungen erfolgen auf freiwilliger Basis. Gestartet wird mit den Grundschulen. Zur weiteren Unterstützung der Schulen werden weiterhin Medizinstudentinnen und Medizinstudenten eingesetzt und ebenfalls ein Demonstrationsvideo zur Verfügung gestellt. Mit dem Start der Testungen wird für die Testteams eine Hotline der Hilfsorganisationen eingerichtet.

Die Kosten

Der Senat hat 32 Millionen Euro für Test-Kits an Schulen und Kitas beschlossen. Die Kosten sind somit wesentlich höher als die für Luftreinigungsgeräte und Masken. Der Betrag ist deshalb so hoch, weil es um insgesamt rund 400 000 Schülerinnen und Schüler sowie rund 70 000 Beschäftigte geht, die zweimal pro Woche getestet werden müssen. Es geht also um rund eine Million Tests pro Woche.

Die Reaktionen

„Ob das die hohen Kosten rechtfertigt, habe ich nicht zu entscheiden. Eine sinnvolle Ergänzung sind die Schnelltests sicherlich“, sagte Sven Zimmerschied von der Vereinigung der Sekundarschulleitungen am Dienstag.

Das Problem werde jetzt wohl darin bestehen, „dies allen Beteiligten klar zu erläutern“. Nach seiner Kenntnis werden die Schnelltests noch in dieser Woche ausgeliefert. Es fehlten allerdings noch die Schulungen für die Freiwilligen, die die Schnelltests durchführen sollen, bis die Sonderzulasssung für die Selbsttest vorliegt.

„Ich finde gut, dass es mit dem großflächigen Testen an den Schulen und Kitas losgeht und kann nur alle Lehrerinnen und Lehrer ermutigen, beim Testen mitzumachen“, sagte die grüne Fraktionsvorsitzende Silke Gebel dem Tagesspiegel.

Am Dathe-Gymnasium muss Direktorin Helmke Schulze zum Lüften auf die Leiter steigen: Nur großen Fenster sind nicht in Griffhöhe.
Am Dathe-Gymnasium muss Direktorin Helmke Schulze zum Lüften auf die Leiter steigen: Nur großen Fenster sind nicht in Griffhöhe.

© Kitty Kleist-Heinrich

Sie hatte sich seit langem für die Forcierung der Testung eingesetzt. Besser wäre es allerdings gewesen, sagte Gebel, „wenn das Bundesinstitut für Arzneimitel und Medienprodukte die Art des Schnelltests einmal als Selbsttest zugelassen hätte und dann mit Positivlisten arbeitete.“.

Die Impfdiskussion

Ob auch über das Impfen mehr Sicherheit an den Schulen hergestellt werden kann, ist noch offen. Wie der Tagesspiegel berichtete, gibt es zwischen den Senatsverwaltungen für Bildung sowie für Gesundheit entsprechende Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung.

Es werde die Möglichkeit besprochen, Lehrkräfte direkt an Schulen zu impfen, hieß es. Zuvor müsste allerdings auf Bundesebene die Reihenfolge der zu impfenden Personen angepasst werden. Ob dies passiert, ist noch nicht absehbar.

Weitere Sicherheitsvorkehrungen

Da das Impfen an den Schulen noch nicht konkret absehbar ist, sind die übrigen Sicherheitsvorkehrungen umso wichtiger.

„Dauerhafte Kipplüftung unterstützt den Luftaustausch, ist aber nicht ausreichend“, heißt es unmissverständlich in den neuen Informationen zum Lüften, die die Bildungsverwaltung in der Vorwoche an die Schulen verschickte. Regelmäßige „Stoß- und Querlüftung“ bleibe daher „unentbehrlich“. Ergänzt wurde dieser Hinweis mit zahlreichen Grafiken, was denn unter richtigem Lüften zu verstehen sei.

Während sich etliche Schulen über die akribische Bebilderung der Lüftungsvorgänge lustig machten, wären andere Schulen einfach nur froh, wenn sie überhaupt richtig lüften könnten: Angeblich gibt es Bezirke, die ihre Fenster noch immer nicht alle repariert haben. Und dann gibt es schick renovierte Schulen, deren in Griffhöhe erreichbare Fenster sich ausschließlich kippen lassen: Am Dathe-Gymnasium in Friedrichshain gibt es in jedem einzelnen Klassenraum eine Leiter.

Auch sonst lässt sich das Land die Sicherheit gezwungenermaßen einiges kosten:

  • Die Zahl der mobilen Luftreinigungsgeräte soll bis Ostern berlinweit auf 2800 steigen und könnte sich bis zum Sommer noch einmal verdoppeln.
  • Es sollen 700.000 FFP2-Masken und medizinische Masken bereitgestellt werden.
  • Auch 12.000 zusätzliche mobile Endgeräte für Pädagog:innen werden angeschafft.

Ungenaue Testergebnisse am Otto-Nagel-Gymnasium

Einen Dämpfer bezüglich der Erwartungen an Schnelltests gab es unterdessen anlässlich der Eignungsprüfung für die Begabtenklassen am Biesdorfer Otto-Nagel-Gymnasium: Dort hatte ein Test Mitte Januar zum Teil fehlerhafte Ergebnisse geliefert: Alle Viertklässler, die am 17. Januar zunächst einen positiven Befund hatten, „waren nicht infiziert“, teilte die stellvertretende Schulleiterin Dana Wolfram am Montag auf Anfrage mit. Das habe der anschließende PCR-Test ergeben. Der Vorgang habe zu großer Verunsicherung geführt und sei „sehr bedauerlich“.

Nach Tagesspiegel-Informationen gibt es inzwischen Hinweise, wonach eine Testmarke zum Einsatz kam, die besonders sensibel auf Hitze oder Kälte reagiert. Das müsse – etwa bei der Lagerung – beachtet werden. Um welches Produkt es sich handelte, war nicht zu erfahren.

Wie berichtet waren in ganz Berlin rund 800 Schüler an sieben Schulen zum IQ-Test angetreten, davon allein knapp 300 am Rosa-Luxemburg-Gymnasium in Pankow. Um das Infektionsrisiko zu senken, wurde allen Familien empfohlen, sich am Vortag an den jeweiligen Schulen auf Corona testen zu lassen. Einzig in Biesdorf hatte der Schnelltest bei rund einem halben Dutzend Kindern ein positives Ergebnis gezeigt.

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