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Alle Jahre wieder: Während andere es sich in ihren Wohnungen gemütlich machen, müssen Obdachlose draußen frieren.

© imago/epd

Obdachlose in Berlin: Saisonstart mit neuer Kältehilfe-App

Es wird kalt - höchste Zeit für die Stadt zu handeln. Mit der neuen App der Berliner Kältehilfe kann jeder bei der Obdachlosenhilfe aktiv werden.

Am Mittwochabend ist die Kältehilfe in ihre 28. Saison gestartet. Bis zum 31. März bietet sie obdachlosen Menschen nachts Hilfe und Schutz vor Kälte und dem drohenden Erfrierungstod. Auf die geschätzt 6000 Menschen, die auf Berlins Straßen leben, kommen jedoch zu Beginn der Saison nur 689 Plätze.

Weitere Plätze sollen noch hinzukommen. Im Gespräch ist unter anderem der Hangar 4 im Flughafen Tempelhof, der aktuell noch als Notunterkunft für Geflüchtete genutzt wird. Die Bewohner sollen bis Ende November in die Container am Rand des Tempelhofer Feldes umziehen. So sollen die 1000 Plätze erreicht werden, die der Senat laut Koalitionsvertrag anstrebt.

Obdachlose ansprechen

Doch viele Berliner fragen sich trotz des von Sozialverbänden und Kirchengemeinden organisierten Angebots: Was kann ich eigentlich selber tun, um zu helfen?

Wer eine obdachlose Person trifft und sich Sorgen macht, sollte zuerst das Gespräch mit ihr suchen, fragen, ob sie Hilfe braucht und auf die Kältehilfe hinweisen. Danach kann man gemeinsam nach einer geeigneten Einrichtung suchen.

App runterladen

Dafür haben das Berliner Start-up „BIM Zweipunktnull“ und das Sozialunternehmen Gebewo, zuständig für das Kältehilfetelefon, eine Kältehilfe-App entwickelt, die seit Mittwoch kostenlos erhältlich ist. Nutzer können über Suchkriterien die richtige Adresse finden. Gibt es eine Obdachlosenunterkunft im Bezirk? Darf man seinen Hund mitnehmen? Gibt es eine Einrichtung nur für Frauen oder Familien? Kommt man dort auch mit Rollstuhl zurecht? Die App liefert die richtigen Ansprechpartner, Anfahrtswege und Telefonnummern.

Das Angebot richtet sich nicht nur an Sozialarbeiter und ehrenamtliche Helfer, sondern wendet sich auch direkt an Obdachlose, die immer häufiger selber ein Smartphone besitzen. „Diesem Trend wollen wir gerecht werden“, sagt Robert Veltmann, Geschäftsführer der Gebewo.

Wärme- und Kältebus kontaktieren

Auch die bisherigen Angebote der Kältehilfe bestehen weiter, etwa der Wärmebus des Deutschen Roten Kreuz und die Kältebusse der Berliner Stadtmission, die seit Mittwoch bis Ende März jede Nacht unterwegs sind. Die Mitarbeiter der mobilen Kältehilfe statten Obdachlose nicht nur mit Schlafsäcken und Winterkleidung aus.

20 Ehrenamtliche und vier Sozialpädagogen, die allein im Projekt Wärmebus aktiv sind, fahren auch die Aufenthaltsorte von Obdachlosen in Parks an. Sie gehen gezielt Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Auf diese Weise konnte der Wärmebus letzte Saison mit fast 2000 Obdachlosen in Kontakt treten – rund 14 Prozent mehr als im Vorjahr. 370 Menschen konnte das Team des Wärmebusses direkt in die nächste freie Unterkunft bringen.

Den Wärmebus des DRK kann man ab 18 Uhr unter 0170-9100042 erreichen. Ab 21 Uhr übernehmen dann die Busse der Stadtmission: 0178-5235838.

Notfalls Polizei und Rettung anrufen

Wer eine hilflose Person trifft, die nicht ansprechbar ist, sollte die Polizei kontaktieren.

Erscheint die Situation lebensgefährlich, sollte man sofort den Rettungsdienst anrufen. So kann jeder Berliner mithelfen, ein wachsendes gesellschaftliches Problem anzugehen und im Notfall Leben zu retten.

Johannes Drosdowski

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