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Harvey Weinstein am 4. Oktober 2022 vor Gericht in Los Angeles.

© REUTERS / Foto: Etienne Laurent/Pool via REUTERS

Harvey Weinstein steht erneut vor Gericht: Früherem Filmmogul werden Sexualverbrechen vorgeworfen

Filmproduzent Harvey Weinstein wurde 2020 bereits zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt. Nun beginnt ein neuer Prozess, wieder geht es um Vorwürfe sexueller Attacken auf Frauen.

Ziemlich genau fünf Jahre ist es her, dass die #MeToo-Kampagne mit Missbrauchsvorwürfen gegen den mächtigen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein ins Rollen kam. Der Filmproduzent wurde in atemberaubendem Tempo zum Geächteten und 2020 in New York wegen Sexualverbrechen zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt.

Jetzt beginnt am anderen Ende der USA ein neuer Prozess gegen Weinstein: In Los Angeles muss sich der 70-Jährige von Montag an in elf Anklagepunkten vor Gericht verantworten.

In dem Verfahren geht es um mutmaßliche sexuelle Attacken gegen fünf Frauen zwischen 2004 und 2013 in Hotels in Beverly Hills und Los Angeles. Dem einst gefeierten Produzenten von Erfolgsfilmen wie „Pulp Fiction“ und „Shakespeare in Love“ werden unter anderem sexuelle Gewaltanwendung, Vergewaltigung und erzwungener Oralsex zur Last gelegt.

Für das Verfahren war Weinstein von einem New Yorker Gefängnis nach Kalifornien verlegt worden. Bei Gerichtsanhörungen in Los Angeles im Vorfeld des Prozesses saß er sichtlich gealtert in brauner Häftlingskleidung in einem Rollstuhl.

Weinstein hat alle Vorwürfe zurückgewiesen

Weinstein, dessen Filme im Laufe der Jahrzehnte 81 Oscars gewonnen haben, hat alle Vorwürfe zurückgewiesen und spricht von einvernehmlichen sexuellen Beziehungen mit den Frauen. Sein Anwalt sagt, für die Vorwürfe, um die sich der Prozess in Los Angeles drehen wird, gebe es weder gerichtsmedizinische Beweise, noch „glaubwürdige Zeugen“.

Allerdings hatte das Weinstein schon in New York nicht vor einer Verurteilung bewahrt: Die Staatsanwälte hatten damals auch keine gerichtsmedizinischen Beweise oder Zeugenaussagen Dritter präsentiert. Sie appellierten vielmehr an die Geschworenen, den Aussagen der Opfer Glauben zu schenken - und die Jury sprach Weinstein schuldig.

Fünf Jahre her: Der Beginn von #MeToo

Es war ein Artikel der „New York Times“, veröffentlicht am 5. Oktober 2017, der zum tiefen Fall Weinsteins und zum Beginn der #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Gewalt geführt hatte. Darin schilderten die Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey, wie der Gründer des Filmstudios Miramax über Jahrzehnte seine Macht genutzt hatte, um Frauen zu sexuellen Gefälligkeiten zu nötigen, und sie dann unter anderem mit Geld zum Schweigen brachte.

Inzwischen haben fast 90 Frauen Vorwürfe gegen Weinstein öffentlich gemacht, unter ihnen Star-Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow und Salma Hayek. Viele Vorgänge sind aber verjährt, Vorwürfe der sexuellen Gewalt lassen sich zudem häufig nur schwierig beweisen. Weinsteins Verurteilung in New York wurde deswegen von der #MeToo-Bewegung als großer Erfolg gefeiert.

Fünf Jahre nach Beginn der Bewegung steht nicht nur Weinstein erneut vor Gericht. Am Donnerstag begann in New York ein Zivilprozess gegen den zweifachen Oscar-Preisträger Kevin Spacey, dem der Schauspieler Anthony Rapp vorwirft, ihn 1986 als 14-Jährigen sexuell belästigt zu haben.

Vor Gericht wegen Vorwürfen sexueller Gewalt verantworten müssen sich im Oktober auch der Schauspieler und bekannte Scientologe Danny Masterson („Die wilden 70er“) und Regisseur Paul Haggis („Crash“). Passenderweise hat kommende Woche beim New York Film Festival auch der Film „She Said“ der deutschen Regisseurin Maria Schrader Weltpremiere, der auf den „New York Times“-Recherchen zu Weinstein basiert.

Der Prozess gegen den tief gefallenen Ex-Filmproduzenten beginnt am Montag mit der Auswahl der Geschworenen. Bei einer Verurteilung droht Weinstein eine Strafe von 140 Jahren Gefängnis. (Andrew Marszal, AFP)

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