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Der Däne Peter Madsen in seinem U-Boot.

© Hougaard Niels/dpa

Update

Kim Wall: U-Boot-Bauer Peter Madsen wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt

Der dänische Erfinder Peter Madsen ist für den Mord an der Journalistin Kim Wall in seinem U-Boot zur Höchststrafe verurteilt worden. Das entschied ein Kopenhagener Gericht am Mittwoch.

Im spektakulären Mordprozess um den Tod einer Journalistin in einem U-Boot ist das Urteil gesprochen: Der dänische Erfinder Peter Madsen ist für den Mord an der Journalistin Kim Wall in seinem U-Boot zur Höchststrafe verurteilt worden. Das Kopenhagener Gericht schickte ihn am Mittwoch lebenslang ins Gefängnis.

Das Gericht folgte mit seinem Urteil der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Madsen die schwedische Journalistin Kim Wall im vergangenen Sommer an Bord seines selbstgebauten U-Bootes „Nautilus“ brutal gefoltert und getötet habe. Danach soll er die Leiche der 30-Jährigen zerteilt und sie ins Meer geworfen haben. Das Urteil sei einstimmig gefallen, sagte die Richterin. Madsen will gegen den Richterspruch in Berufung gehen. Das sagte seine Verteidigerin.

Für 15 Jahre ins Gefängnis

Eine lebenslange Freiheitsstrafe bedeutet in Dänemark im Durchschnitt rund 15 Jahre Gefängnis. Nach 12 Jahren kann bei der Königin eine Begnadigung beantragt werden. Nur wenige Gefangene bleiben tatsächlich bis zum Ende ihres Lebens hinter Gittern.

Die junge Journalistin Kim Wall war am 10. August 2017 für ein Interview mit dem in Dänemark bekannten Erfinder Madsen in seinem U-Boot auf den Øresund, die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden gefahren. In der Nacht meldete ihr Freund sie als vermisst. Am nächsten Vormittag tauchte die „Nautilus“ auf, sank dann aber. Die Retter fischten nur Madsen aus dem Wasser. Teile von Walls Leiche - Kopf, Torso, schließlich Beine und Arme - fand man in den kommenden Tagen und Wochen im Meer.

Das U-Boot "Nautilus" liegt in einem Industriegebiet an Land.
Das U-Boot "Nautilus" liegt in einem Industriegebiet an Land.

© Theresa Münch/dpa

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Madsen Wall im U-Boot fesselte und mit spitzem Werkzeug auf sie einstach. Dann schnitt er ihr womöglich den Kopf ab. Die genaue Todesursache konnte allerdings nicht festgestellt werden. Weil man Stichwunden unter anderem in den Geschlechtsteilen fand, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Madsen Sex-Fantasien auslebte. Der 47-Jährige dagegen beschrieb einen tragischen Unfall, bei dem Wall im U-Boot erstickt sei. Bis zum Schluss betonte er im Prozess, er habe sie nicht vorsätzlich getötet.

Grausige Details über exzentrischen Erfinder

Vor Gericht kamen immer wieder auch grausige Details über den in Dänemark als exzentrischen Erfinder bekannten Madsen zu Tage. So zeigte die Staatsanwaltschaft Videos echter Hinrichtungen, die Madsen auf einer Festplatte gespeichert hatte. Zeugen sagten aus, der 47-Jährige sei vom Tod fasziniert gewesen und habe vom perfekten Verbrechen geträumt. Madsen, so die Anklage, soll bei seiner Tat eine Sex-Fantasie ausgelebt haben.

Madsen selbst bestritt sowohl den Mord als auch sexuellen Missbrauch. Der Tod der 30-Jährigen sei ein tragischer Unfall gewesen, sagte er. Am letzten Prozesstag betonte er, alles, was geschehen sei, tue ihm „sehr, sehr leid“. Experten hatten Madsens Erklärung vor Gericht als unwahrscheinlich eingeschätzt. Auch Psychologen halten ihn für extrem unglaubwürdig und schwer gestört, jedoch nicht für krank.

Die Staatsanwaltschaft forderte deshalb lebenslange Haft, die Höchststrafe im dänischen Rechtssystem. Diese werde zwar normalerweise nicht für einen einzelnen Mord verhängt, sagte Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen in seinem Plädoyer. Doch Madsen sei auch kein normaler Mensch. (dpa)

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