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US-Präsident Donald Trump erläutert den Angriff auf Syrien.

© Yuri Gripas/REUTERS

Angriff auf Syrien: Trumps Mission hat kein Ziel

Der US-Präsident hat kaum Interesse an Außenpolitik. Und solange niemand ihn missverstehen will, könnte sein Getöse folgenlos bleiben - weil jeder weiß, dass seinen Worten selten Taten folgen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Anna Sauerbrey

Mission accomplished, twitterte Donald Trump am Samstag nach den Militärschlägen gegen syrische Forschungs- und Militäreinrichtungen. Die Frage ist nur: Welche Mission? Trumps Außenpolitik erschöpft sich in Symbol- und Interessenspolitik. Das ist beunruhigend und beruhigend zugleich.

Ein gängiges Bild des „Außenpolitikers“ (Anführungszeichen geboten) Donald Trump ist das eines Verrückten mit dem zitterigen Finger am „größeren und viel mächtigeren Atomknopf“, wie er einst an die Adresse von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un prahlte, ein Irrer, der nur durch um ihn herum versammelte Generalität kontrolliert wird. Die jüngsten Ereignisse scheinen dieses Bild auf den ersten Blick zu bestätigen.

Verteidigungsminister James Mattis soll dafür gesorgt haben, dass zwischen Trumps Twitter-Kriegserklärung und dem Militärschlag Zeit für die Abstimmung mit den Verbündeten blieb – und Zeit, sicherzustellen, dass keine russischen Staatsbürger getötet würden. Zu bestätigen scheint sich das Bild auch durch die schaurige Maschinenhaftigkeit von Trumps Teleprompter-Erklärung an die Nation. Viele warnen nun, wenn womöglich auch noch James Mattis das Weiße Haus verlasse, könne Trump versehentlich einen Dritten Weltkrieg auslösen.

Trumps Worte stehen zu seinen Taten in einem umgekehrt exponenziellen Verhältnis

Doch an einem Weltkrieg hat der Populist und Deal-Maker Donald Trump kein Interesse. Seine Tweets sind nichts als Stroboskopblitze in einem strategisch abgedunkelten Raum. Sie sollen dem außenpolitischen Pappaufsteller Donald Trump Plastizität verleihen. Syrien dürfte ihn kaum über die wenigen Minuten hinaus berühren, in denen er auf jene groß ausgedruckten Bilder vergaster Kinder schaut, die seine Berater ihm hinhalten.

Solange niemand ein Interesse daran hat, Trump misszuverstehen, wird sein Getöse weltpolitisch wahrscheinlich folgenlos bleiben. Russland zumindest scheint keines zu haben. Die Regierung reagierte mit kontrollierter Kälte.

Vermutlich hat mittlerweile auch der letzte autoritäre Führer im letzten Winkel der Welt verstanden, dass Trumps Worte zu seinen Taten in einem umgekehrt exponenziellen Verhältnis stehen. Trump ist Populist, seine Partei stellt sich im Herbst den Kongresswahlen. Er macht nur da ernst, wo seine Wähler zu gewinnen glauben – im Handelskrieg.

Ansonsten sind seine außenpolitischen Kerninteressen eng begrenzt. Ein dauerhaftes Engagement im Nahen Osten gehört so wenig dazu wie der Nahostfriede. Das machte der Präsident selbst am Samstag deutlich. „Das Schicksal in der Region liegt in den Händen ihrer eigenen Leute“, sagte er. Den Nahen Osten hat Donald Trump seinem Schwiegersohn Jared Kushner überlassen. Kushner hat engen Kontakt zum saudischen Prinzen Mohammad bin Salman, dafür kaum Kontakt zu US-Diplomaten. Beobachter lesen die Nahost-Strategie der Trump-Regierung so: den Einfluss des Iran und den Terrorismus eindämmen, bedingungslose Unterstützung für Israel. Punkt.

Entwarnung für Russland also, das seine Rolle in der Region ganz anders sieht.

Der Militärschlag in Syrien war für den Ad-hoc-Politiker und PR-Profi Donald Trump der perfekte Deal: Er konnte sich den heimischen Wählern als unerschrocken präsentieren, ohne von „America First“ abzurücken. Die gute Nachricht ist: Den Weltfrieden gefährdet das nicht. Die schlechte: Den Menschen im Nahen Osten hilft es nicht.

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