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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

© Hannibal Hanschke/Reuters/Pool/dpa

Berliner über 60 können Impftermin machen: Auch Merkel kann sich jetzt impfen lassen – aber tut sie es auch?

Mit der geänderten Altersempfehlung für Astrazeneca rücken nun auch Impfungen einiger Spitzenpolitiker näher. Unter anderem der Kanzlerin. Theoretisch.

Seit Wochen wird Kanzlerin Angela Merkel immer wieder die Frage gestellt, warum sie sich anders als andere Regierungschefs noch nicht gegen Corona hat impfen lassen. Seit Wochen lautete die Antwort der Bundesregierung mit Hinweis auf die Prioritätengruppen: "Sie lässt sich impfen, wenn sie dran ist".

Aber am Dienstagabend sagte die 66-Jährige selbst, dass die Möglichkeit für sie näher gerückt sei - und sie dann gerne auch zum Impfstoff von Astrazeneca greifen würde. Der Grund: Bund und Länder beschlossen, Astrazeneca wegen möglicher Gesundheitsrisiken bei Jüngeren nun vor allem bei Menschen ab 60 Jahre zu verimpfen.

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Merkel schob hinterher, es komme jetzt darauf an, wie das Land Berlin die neue Situation umsetzt. Am Mittwoch erklärte Berlin dann, dass ab sofort der Impfstoff für die Altersgruppe von 60 bis 70 Jahren zur Verfügung steht. Schon ab Donnerstag können sie sich einen Termin geben lassen. Für Merkel bedeutet das also: Auch sie kann sich einen Impftermin geben lassen. Aber wird sie das auch tun? Vielleicht sogar vor laufender Kamera?

Plötzlich erscheint die Impfung von Spitzenpolitikern zur Stärkung des Vertrauens in der Bevölkerung als reale Option.

Auch Laschet, Dreyer, Boufffier älter als 60

Neben Merkel sind auch die Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt), Volker Bouffier (Hessen), Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz), Stephan Weil (Niedersachsen) und Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen) älter als 60 Jahre. Sie könnten nun also in die neuen Prioritätengruppe aufrutschen und sich ohne Furcht vor einem Drängler-Image vor Corona schützen lassen.

Allerdings kündigten am Mittwoch nur Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz an, jetzt den Weg für eine Impfung aller Bürger ab 60 jetzt auch freizumachen. Eine Sprecherin von Dreyer verwies am Mittwoch darauf, dass die nötige ärztliche Einschätzung noch nicht stattgefunden habe, was angesichts der MS-Erkrankung der SPD-Ministerpräsidentin bei den Impfungen beachtet werden muss.

Hessens Ministerpräsident Bouffier gibt sich bei dem Thema gelassen: "Ja, wenn ich dran bin, werde ich mich auch mit Astrazeneca impfen lassen. Und im übrigen warte ich dann jetzt mal auf einen Termin", sagte er am Mittwoch.

Impfungen vor laufender Kamera?

In anderen Ländern sind Impfungen vor laufender Kamera in den Oberarm von Regierenden längst üblich. Aber deutsche Spitzenpolitiker haben bisher bis auf Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann durchweg abgewiegelt. Der allerdings auch schon 72-jährige Grünen-Politiker ließ sich am 19. März mit AstraZeneca impfen. Denn solange noch ein Mangel an Impfstoff bestehe, sei eine Kampagne für ein möglichst breites Impfen durch prominente Vorbilder eigentlich überflüssig, heißt es in der Regierung.

[Lesen Sie auch: Impfangebot für alle bis Ende des Sommers – geht das noch?]

Gesundheitsminister Jens Spahn verwies darauf, dass es die Politik in der aufgeheizten deutschen Impf-Debatte ohnehin nur falsch machen könne: Entweder ließen sich Politiker impfen - dann handelten sie sich angesichts des Mangels an Impfstoff den Vorwurf ein, sich vorzudrängeln. Oder sie impfen sich nicht, dann komme der Vorwurf, sie würden kein Vertrauen schaffen.

"Vielleicht kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo die Politik vorangehen muss", sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Dienstagabend. "Ich glaube, der wird bald kommen."

Nur darf man nicht zu früh lospreschen. Denn schnell machte der Begriff "Impfdrängler" die Runde, als sich etwa Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand impfen ließ, ohne die Prioritätenreihenfolge zu beachten. Prompt erntete er Rücktrittsforderungen der Grünen und sprach von einer "Hexenjagd" gegen sich. Auch in der Regierung wird gewarnt, dass ein früher Impftermin und der Vorwurf einer mangelhaften Bestellung von Impfdosen eine gefährliche politische Mischung gerade für Bundespolitiker darstellten. (Tsp/Reuters)

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