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Liegt in seinem Wahlkreis vorn: Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire,

© Angelos Tzortzinis/AFP

Frankreich: Das Stehaufmännchen

Nach seiner Ernennung zum französischen Wirtschaftsminister schlossen ihn die konservativen Republikaner aus der Partei aus. Bei der Parlamentswahl konnte Bruno Le Maire trotzdem punkten.

Vermutlich ist Bruno Le Maire am Montag mit einem guten Gefühl nach Athen geflogen, wo es wieder einmal um die Schulden des Euro-Staates ging. Es sind aber nicht so sehr die Details der aktuellen Griechenland-Verhandlungen, die Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister beflügeln. Sondern vielmehr der Wahltriumph der Partei von Präsident Emmanuel Macron.

Erleichterung am Wahlabend

Am Sonntagabend stand Le Maire in seinem Wahlkreis im nordfranzösischen Département l’Eure erleichtert vor seinen Anhängern und bedankte sich für die Unterstützung in der ersten Runde der Parlamentswahl. Mit einem Stimmenanteil von 45 Prozent hatte der 48-Jährige das beste Ergebnis in der ländlichen Gegend in der Normandie erzielt. Das ist keine Selbstverständlichkeit in einer Region, in welcher der rechtsextreme Front National bei der Präsidentschaftswahl vor einem Monat stark abgeschnitten hat.

Sechs Minister treten bei Parlamentswahl an

Le Maire gehört zu den sechs Ministern aus dem Kabinett des neuen Regierungschefs Edouard Philippe, die das Risiko der Parlamentswahl eingegangen sind. Sollte Le Maire am kommenden Sonntag im zweiten Wahlgang wider Erwarten durchfallen, dann wäre er seinen Ministerposten los. Gegen ein solches Szenario spricht allerdings die Wechselstimmung im Land, die Macrons Partei „La République en Marche“ bei der zweiten Runde die absolute Mehrheit bescheren dürfte.

Parteiausschluss nach Ernennung zum Wirtschaftsminister

Vor vier Jahren hat Le Maire, der an der Elitehochschule „Ecole normale supérieure“ Literatur studierte, ein Buch über seine Zeit als Minister unter dem konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy geschrieben, in dem er das abgehobene Dasein der Politiker-Kaste in Frankreich anprangerte. Man kann sich fragen, was Le Maire wohl über die vergangenen Monate schreiben würde. In jedem Fall hat Sarkozys früherer Landwirtschaftsminister eine politische Berg- und Talfahrt hinter sich: Im vergangenen Jahr war er bei der Kandidatenauslese der konservativen Republikaner für die Präsidentschaftswahl grandios gescheitert. Anschließend unterstützte er das Team des konservativen Kandidaten François Fillon. Doch er überlegte es sich anders, als Fillons Scheinbeschäftigungsaffäre hochkochte. Vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl wechselte Le Maire ins Macron-Lager. Nach seiner Ernennung zum Wirtschaftsminister schlossen ihn die Republikaner aus der Partei aus – was aber an der Gunst seiner Wähler nichts änderte.

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