zum Hauptinhalt
Rebellentruppen in Syrien auf dem Vormarsch (Archivbild)

© Reuters/Rodi Said

Update

Krieg in Syrien: Rebellen starten Offensive auf IS-Hochburg Rakka

Die Rebellen sprechen von einer "großen Schlacht" zur Vertreibung des IS aus Rakka. Zuvor starben bei einem US-Luftangriff offenbar 21 Zivilisten. Im Irak soll eine IS-Miliz mehr als 160 Zivilisten exekutiert haben.

Das kurdisch geführte Militärbündnis SDF hat syrischen Beobachtern und internationalen Agenturen zufolge mit dem lange erwarteten Sturm auf die IS-Hochburg Al-Rakka begonnen. Im Morgengrauen hätten Kämpfe gegen die Dschihadisten am nördlichen und östlichen Stadtrand eingesetzt, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London am Dienstag unter Berufung auf Aktivisten in Syrien. Eine US-geführte Militärkoalition unterstütze die Kämpfer aus der Luft. Auch US-Spezialeinheiten seien im Einsatz. Sie unterstützen seit zwei Jahren gegen erbitterten Widerstand der Türkei die linken Kurden der YPG-Miliz. Die Kurden regieren in einer Koalition mit progressiven Arabern, Assyrern, Tscherkessen und Turkmenen den Rojava genannten Norden Syrien autonom. Seit Beginn der Militäroperation zur Befreiung Al-Rakkas im November waren die Truppen der Syrischen Demokratischen Kräfte, der SDF, immer weiter auf die Großstadt vorgerückt. Neben dem fast komplett eroberten Mossul im Irak gilt Al-Rakka als wichtigste Stadt in den Händen des Islamischen Staates.

IS exekutiert Zivilisten in Mossul

Am Dienstag meldet die UNO, eine IS-Miliz habe bei der Flucht aus der irakischen Stadt Mossul 163 Zivilisten exekutiert. Die Leichen von Männern, Frauen und Kindern hätten am Montag immer noch in den Straßen des Viertels Al-Schira im Westen von Mossul gelegen, sagte UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad Al Hussein am Dienstag in Genf. Die IS-Miliz habe versucht, die Zivilisten an der Flucht aus ihrer Hochburg im Irak zu hindern.

Kurden-Chef Salih Muslim: "Koalition ist Modell für Syrien"

Die SFD werden militärisch von Kämpfern der YPG geführt, politisch steht die linke PYD hinter der Idee. Die PYD ist die syrisch-kurdische Schwesterpartei der PKK. Die PKK kämpft seit 30 Jahren gegen das türkische Militär und forderte zudem in Irak und Iran mehr Rechte für die Kurden. Die PKK ist auch in Deutschland verboten, gilt aber als Schlüsselorganisation für einen Frieden in der Region.

Einer der zwei PYD-Chefs ist der Ingenieur Salih Muslim. Er leitet die Partei in Rojava, hält sich aber oft im Exil auf. Zuletzt sprach er in Berlin mit kurdischen Aktivisten und deutschen Politikern. "Diese breite Koalition, wie sie sich in den SDF geformt hat, könnte die Zukunft Syriens sein", sagte Mulsim dem Tagesspiegel. "Wir Kurden können dazu beitragen, dass die Region langfristig zusammenwächst. Wir haben in vier Ländern unsere Heimat. In den SDF arbeiten wir mit Arabern, Turkmenen, Assyrern, aber auch Armeniern und anderen Minderheiten zusammen." Der syrische Staatschef Baschar al-Assad spiele im Kampf um Rakka keine Rolle. Das Volk wolle Assad auch nicht mehr.

21 tote Zivilisten bei Luftangriff auf IS-Hochburg in Syrien

Bei einem Luftangriff auf Rakka sind nach Angaben von Aktivisten vor der Offensive mindestens 21 Zivilisten getötet worden. Wahrscheinlich seien Jets der US-geführten internationalen Koalition für die Bombardierung verantwortlich gewesen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am späten Montagabend. Die Zivilisten seien getroffen worden, als sie versucht hätten, über den Fluss Euphrat aus der Stadt zu fliehen. Unter anderem seien Boote bombardiert worden. Die Menschenrechtler sitzen in England, stützen sich bei ihren Angaben aber auf Angaben von Aktivisten vor Ort.

Die Internationale Koalition unterstützt aus der Luft einen Angriff auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die Rakka kontrolliert. Von Kurden angeführte Bodentruppen sind bis auf wenige Kilometer an die Stadtgrenze herangerückt. In den vergangenen Wochen hatte es mehrfach Berichte über viele getötete Zivilisten bei Luftangriffen der internationalen Koalition gegeben. (mit AFP, dpa)

Zur Startseite