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Alexander Lukaschenko umarmt den russischen Präsidenten Putin.

© Foto: dpa/ Gavriil Grigorov

Lukaschenko übergibt Traktor-Gutschein: Putin feiert seinen 70. Geburtstag in Sankt Petersburg

Zu seiner Geburtstagsfeier lud der russische Präsident andere Machthaber aus aller Welt ein. In der Kritik wegen Verletzung von Menschenrechten stehen Putins Gäste alle.

Von
  • André Ballin
  • Ulf Mauder, dpa

Unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin seinen 70. Geburtstag im Kreis von Staatschefs früherer Sowjetrepubliken gefeiert.

Nicht nur in der Ukraine, sondern auch in anderen früheren Sowjetrepubliken kochten Konflikte hoch, die gelöst werden müssten, sagte Putin am Freitag im Konstantinpalast in St. Petersburg. 

Dort waren etwa der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev und der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan bei einem „informellen Gipfel“ der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten anwesend.

Armenien und Aserbaidschan sind verfeindet, führten zuletzt Krieg um die Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus. Zu seinem von ihm selbst im Februar begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte Putin, dass „dort tatsächlich tragische Ereignisse vor sich gehen“. Bei dem russischen Einmarsch sind Hunderte Städte und Dörfer zerstört und Tausenden Menschen, darunter Hunderte Kinder, getötet worden.

Lukaschenko schenkt Traktor-Gutschein

Putin empfing auch den Machthaber von Belarus, Alexander Lukaschenko, der für die Angriffe auf die Ukraine etwa Militärbasen des Landes zur Verfügung stellt.

Während Lukaschenko Putin zum runden Geburtstag einen Gutschein für einen Traktor aus heimischer Produktion in „Handmontage“ überreichte und Tadschikistans Staatschef Emomali Rachmon Berge von Wasser- und Honigmelonen als Präsent mitbrachte, wurden Menschenrechtler aus Belarus, Russland und der Ukraine in Oslo als neue Friedensnobelpreisträger bekannt gegeben. 

Die Auszeichnung, die als Zeichen gegen den Krieg gilt, erhalten in diesem Jahr der belarussische Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki und zwei Menschenrechtsorganisationen, Memorial aus Russland und das Center for Civil Liberties aus der Ukraine. Schon im vergangenen Jahr, als auch der Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“, Dmitri Muratow, den Friedensnobelpreis erhielt, äußerte sich Putin selbst nicht dazu öffentlich. 

Der Kremlchef beging seinen Geburtstag in seiner Heimatstadt am Finnischen Meerbusen nicht nur mit Lukaschenko, der als letzter Diktator Europas verschrien ist, sondern mit zahlreichen anderen Staatschefs, die wegen Verletzung der Menschenrechte international in der Kritik stehen. Neben Aliyev aus Aserbaidschan und Rachmon aus Tadschikistan nahm etwa auch der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew am Treffen teil.

Auch Patriarch Kirill nimmt an Feierlichkeiten teil

Putin wollte damit einmal mehr auch zeigen, dass er trotz der Sanktionen des Westens wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine international nicht isoliert ist. In der kommenden Woche will der Kremlchef nach Kasachstan reisen, um in der Hauptstadt Astana am 14. Oktober am ersten Gipfel Russland-Zentralasien teilzunehmen.

Neben zahlreichen Gratulationen zu seinem Jubiläum erhielt Putin auch geistlichen Beistand. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, rief zum Gebet für den Kremlchef auf, der auch Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Ukraine ist.

„Gott hat Sie an das Steuer der Macht gestellt, damit Sie einen Dienst besonderer Wichtigkeit und großer Verantwortung für das Schicksal des Landes und des Ihnen anvertrauten Volkes leisten“, hieß es im Glückwunschtelegramm Kirills.

In einem Brief an die Priesterschaft rief der Kirchenführer zudem zu zweitägigen Gebeten für Putins Gesundheit und Langlebigkeit auf. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan telefonierte mit ihm an dessen Geburtstag und gratulierte, wie der Kreml mitteilte. 

Die Präsidialverwaltung listete akribisch auf, wer sonst noch gratulierte. Die Liste, auf der auch der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-Un stand, blieb überschaubar.

Ein langes Glückwunschvideo nahm der mit harter Hand regierende und wegen schwerster Verbrechen gegen die Menschlichkeit kritisierte Chef der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, im Nordkaukasus auf.

Putin habe in der Geschichte des tschetschenischen Volkes eine Schlüsselrolle gespielt und die Region vom Terror befreit, meinte der 46-Jährige. Der Chef der Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, versah seinen Glückwunsch mit der Zeile: „So lange es Putin gibt, gibt es Russland“. (dpa)

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