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Migranten aus Honduras kommen auf ihrem Marsch Richtung USA in Guatemala City an.

© Orlando Estrada/AFP

Migranten aus Mittelamerika: Zuwanderung an der US-Grenze erreicht Rekordniveau

Nach dem Ende der umstrittenen Familientrennung steigt die Migration aus Mexiko wieder an. Eine Karawane von 1500 Migranten ist auf dem Weg in die USA.

Die Zahl von Flüchtlingen, die an der Südgrenze der USA ankommen, ist im September auf Rekordniveau gestiegen. Grenzschutzbeamte nahmen nach Angaben der Heimatschutzbehörde fast 17.000 Menschen fest. Das entspricht einer Steigerungsrate von rund 80 Prozent im Vergleich zum Juli. Insbesondere im Süden von Arizona gab es demnach einen Anstieg, obwohl das Rio-Grande-Tal im Süden von Texas nach wie vor der verkehrsreichste Korridor für die Einwanderung ist.

Weiterhin erreichten große Gruppen von Mittelamerikanern täglich die Grenze, hieß es. Laut der Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, denkt Präsident Donald Trump darüber nach, die umstrittene Familientrennung wieder einzuführen. Trump hatte im Sommer die Praxis der Eltern-Kind-Trennungen bei Einreise in die USA nach massiven internationalen Protesten für beendet erklärt.

Beamter: „Jetzt werden wir tatsächlich erdrückt“

Ein hochrangiger Beamter wird in US-Medien mit den Worten zitiert, die Trennungen seien gestoppt worden, um die politische Wut zu stillen. Dies habe aber den Effekt gehabt, dass die Menschen nun wieder zahlreich kämen. Wörtlich sagte er: „Jetzt werden wir tatsächlich erdrückt“.

Trump macht vor allem Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen für die steigenden Migrantenzahlen verantwortlich. Medienberichten zufolge soll er Außenminister Mike Pompeo gebeten haben, das Thema bei seinem bevorstehenden Besuch in Mexiko anzusprechen.

Im Frühjahr hatte die US-Regierung eine „Null Toleranz“-Politik für illegale Einwanderung verkündet und rund 2.500 Kinder von ihren Eltern getrennt. Von diesen wurden Hunderte ohne ihre Söhne und Töchter abgeschoben.

Mexiko kündigt Kehrtwende in der Migrationspolitik an

Unterdessen hat Mexikos künftiger Präsident Andres Manuel Lopez Obrador eine Kehrtwende in der Migrationspolitik seines Landes angekündigt. Mittelamerikanische Migranten, die im Land bleiben wollen, sollen mit Beginn seiner Amtszeit am 1. Dezember Arbeitsvisa erhalten, sagte der Linkspolitiker laut CNN am Mittwoch (Ortszeit).

Lopez Obrador machte die Ankündigung zwei Tage vor einem mit Spannung erwarteten Besuch von US-Außenminister Mike Pompeo in Mexiko. Dort wird Pompeo mit der noch amtierenden Regierung von Präsident Enrique Pena Nieto zusammentreffen.

Vor wenigen Tagen hatte sich eine Karawane mit rund 1500 Migranten aus Honduras auf den Weg in Richtung USA aufgemacht. Einige Hundert Migranten hatten am Mittwoch bereits die guatemaltekische Stadt Tecún Umán an der mexikanischen Grenze erreicht, wie die Flüchtlingsunterkunft Casa del Migrante en la Diócesis de San Marcos auf Twitter mitteilte. Erste Migranten haben laut lokalen Medienberichten bereits den Grenzfluss zwischen Guatemala und Mexiko überquert.

Die Gruppe war am vergangenen Samstag in San Pedro Sula im Nordwesten des mittelamerikanischen Landes aufgebrochen. Ihr Ziel ist die USA. Am Dienstag überquerten sie die Grenze nach Guatemala. In der Vergangenheit gab es immer wieder ähnliche Karawanen, die es bis an die Grenze der Vereinigten Staaten schafften. Die mexikanischen Behörden haben aber angekündigt, Menschen ohne korrekte Einwanderungspapiere die Durchreise zu verweigern.

Mexiko verstärkt Polizeiaufgebot an der Südgrenze

Vor der Ankunft der Migranten aus Honduras verstärkte die mexikanische Regierung das Polizeiaufgebot an der südlichen Grenze. Es würden 250 Bundespolizisten zusätzlich an der Grenze zu Guatemala eingesetzt, teilten die zuständigen Behörden am Mittwoch mit. Insgesamt werden rund 1500 Menschen aus Honduras, darunter auch Kinder, Frauen und Alte, erwartet.

US-Präsident Donald Trump hatte den bitterarmen mittelamerikanischen Ländern El Salvador, Guatemala und Honduras am Dienstag gedroht, Hilfszahlungen zu stoppen, wenn diese die Karawane nicht stoppen sollten. Nach Informationen der US-Regierung sind im vergangenen Jahr 225.000 Menschen aus dem Länderdreieck in die USA eingereist.

Während die Migration aus El Salvador demnach zurückgegangen sei, seien die Zahl der Menschen aus Honduras um 61 Prozent, aus Guatemala um 75 Prozent gestiegen. Der honduranische Linkspolitiker Salvador Nasralla, bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen nach offiziellen Angaben knapp unterlegen, macht die Regierungskrise und die Gewalt in Honduras für die neuen Fluchtbewegungen verantwortlich. (KNA, dpa)

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