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Sebastian Kurz hat schon heute ein Macher-Image.

© imago/Eibner Europa

Neuer Chef für Österreichs Konservative: Sebastian Kurz - an die Spitze mit fast 99 Prozent

Er gilt als einer der populärsten Politiker Österreichs. Jetzt übernimmt der Außenminister den ÖVP-Vorsitz. Er will die Partei zu einer Bewegung machen.

Die Österreichische Volkspartei (ÖVP), Schwesterpartei der deutschen CDU, hat eine neue Ära eingeleitet: Der am Samstag mit großer Mehrheit gewählte neue Vorsitzende Sebastian Kurz krempelt die angestaubte Partei und ihre Organisation um, macht sie zu einer für Nicht-Mitglieder offenen Bewegung und will als nächster Regierungschef die Alpenrepublik wieder „zurück an die Spitze“ führen.

Der 30 Jahre alte Außenminister hat gute Chancen, die Nationalratswahl im Oktober zu gewinnen. Dann wird er – bisher beispiellos auf Bundesebene – mit einer eigenen „Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei“ antreten. Laut seinem Team hat sie inzwischen rund 60.00 Unterstützer.

Sein Macher-Image, das ihn trotz seines noch jungen Alters umgibt, lässt diese parteiferne Variante geboten erscheinen. Die ÖVP hatte vor wenigen Wochen in Umfragen nur etwas mehr als 20 Prozent. Allein die Bereitschaft des Außenministers, das Ruder in die Hand zu nehmen, hat die Partei auf 34 Prozent und damit in die Pole-Position katapultiert.

Mit dem Wahlergebnis von 98,7 Prozent – dem zweitbesten in der jüngeren Parteigeschichte – hat Kurz in Linz den erwarteten Rückenwind für seinen Solo-Trip als Veränderer von Land und Partei bekommen.

Ähnlich wie Kanzler Christian Kern (SPÖ) vor wenigen Monaten hält Kurz eine „Ruck-Rede“, sein Motto: So wie es ist, kann es nicht weitergehen. „Wir sind ein Stück weit Weltmeister im Weiterwursteln geworden“, beklagt er. „Wir wollen vor allem eines: einen Staat, der wieder weniger Regeln vorgibt. Aber die, die es gibt, müssen eingehalten werden“, fordert er. Orientierung, Klartext, Bürgernähe. Dafür wird Kurz in Österreich von vielen bejubelt.

Bei seinem Auftritt umriss Kurz auch seine sozial- und wirtschaftspolitischen Pläne, aber ohne allzu konkret zu werden. Unmissverständlich seine Botschaft: Leistung muss sich im Hochsteuer- und Abgabenland Österreich wieder lohnen.

Sein Leib-und-Magen-Thema Migration spielte wohl bewusst keine herausragende Rolle, auch wenn seine Forderung zur Schließung der Mittelmeer-Route erneut nicht fehlte. Angesichts der praktischen und juristischen Hürden einer solchen Maßnahme hatte er sich dafür jüngst von Kanzler Kern die Bemerkung „populistischer Vollholler“ (totaler populistischer Blödsinn) abgeholt.

Rund sechs Wochen nach dem Scheitern der rot-schwarzen Koalition und dem Entschluss zu einer vorgezogenen Wahl hat der Wahlkampf mit dem Parteitag Fahrt aufgenommen. Und Kurz setzte auch auf die Familien-Karte: Er ließ sich von Freundin Susanne (31) und seinen Eltern zum Parteitag unter dem Motto „Zeit für Neues“ begleiten. Das Duell Kurz gegen Kern setzt übrigens der FPÖ und ihrem Chef Heinz-Christian Strache schwer zu. Die Rechtspopulisten sind in Umfragen abgestürzt. (dpa)

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