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In mehreren Amateurvideos - hier eines auf tagesschau.de publizierten - wurden die Auseinandersetzungen vor der Residenz des türkischen Botschafters in Washington festgehalten.

© tagesschau.de

Türkischer Präsident in Washington: Erdogans Leibwächter sollen Demonstranten geschlagen haben

Am Rande des Besuchs des türkischen Staatspräsidenten Erdogan bei US-Präsident Trump ist es zu Schlägereien gekommen. Sicherheitskräfte Erdogans sollen Demonstranten verprügelt haben.

Ein Mann liegt auf dem Boden, nachdem er in einem Getümmel von Demonstranten, Gegendemonstranten und Polizisten vor der Residenz des türkischen Botschafters in Washington zu Boden gegangen ist. Ein Mann in einem dunklen Anzug tritt dem am Boden Liegenden ins Gesicht, ein zweiter Angreifer im Anzug, der eine türkische Fahne in der Hand trägt, tut wenige Sekunden später dasselbe. Die Männer, die auf den Wehrlosen eintreten, sind Leibwächter des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Sie gehen während des USA-Besuchs ihres Chefs gegen Demonstranten vor und vermitteln den Amerikanern einen Eindruck davon, wie sie es selbst zu Hause mit Erdogan-Gegnern halten.

Die Szenen vor der Botschaft, in mehreren Videos von Erdogan-Gegnern und –Anhängern gleichermaßen festgehalten, könnten politische Folgen für die Erdogan-Regierung haben. Der Staatspräsident hatte mit seinem Kollegen Donald Trump über eine engere Zusammenarbeit trotz der Differenzen beider Staaten in der Syrien-Politik gesprochen. Ankara bemüht sich bei den USA um die Auslieferung des Erdogan-Erzfeindes Fethullah Gülen und hat Lobbyisten in Washington angeheuert. Die Schlägerei vor der Botschaft hat ihre Aufgabe nicht eben leichter gemacht.

Neun Menschen wurden bei der Auseinandersetzung verletzt

Für Erdogans Anhänger ist die Aktion der Leibwächter dennoch ein Grund, stolz zu sein. Anhänger der kurdischen Terrororganisation PKK und des syrischen PKK-Ablegers PYD hätten vor der Botschaft türkische Staatsbürger angegriffen, meldete die regierungsnahe Zeitung „Yeni Safak“. Als dann auch noch Parolen gegen Erdogan gerufen worden seien und die Bemühungen der amerikanischen Polizei vergeblich blieben, seien Erdogans Personenschützer eingeschritten. Dank dieses Einsatzes hätten die PKK-Anhänger das Weite gesucht, lobte die ebenfalls Erdogan-treue Zeitung „Star“.

Neun Menschen wurden bei der Auseinandersetzung verletzt. Schon im vergangenen Jahr waren Erdogans Leibwächter in Washington gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen, und nun schockieren die neuerlichen Schläge und Tritte der Erdogan-Leute amerikanische Beobachter ein weiteres Mal. Die ehemalige amerikanische UN-Botschafterin Samantha Power kritisierte, offenbar glaubten die türkischen Leibwächter, sie könnten tun und lassen, was sie wollten. Die Personenschützer hätten dieselben Methoden angewandt wie zu Hause in der Türkei.

Aram Hamparian von einer armenischen Organisation in Washington, die sich an den Protesten gegen Erdogan beteiligte, warf den Türken ebenfalls vor, die Gewalt aus ihrem Land „nach Amerika zu exportieren“. Auch auf Twitter hagelte es Kritik am Verhalten der Türken. Erdogans Leibwächter hätten mitten in der amerikanischen Hauptstadt amerikanische Staatsbürger angegriffen, hieß es in einem Kommentar. Von „Erdogans Schlägern“ war vielfach die Rede. Die US-Regierung äußerte sich zunächst nicht zu den Vorfällen.

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