zum Hauptinhalt
Unwillig. Rücktrittsforderungen liefen bei Woelki bisher ins Leere.

© picture alliance,dpa

Wieder Vorwürfe gegen Kardinal Woelki: Kirchenmann in der Klemme

Woelki soll von Vorwürfen gegen einen Kirchenfunktionär gewusst haben und soll ihn dennoch befördert haben.

Immer neue Geheimdokumente des Erzbistums Köln bringen Kardinal Rainer Maria Woelki zunehmend in Bedrängnis. Aktuell geht es um den erst in dieser Woche beurlaubten Düsseldorfer Vize-Stadtdechanten Michael D. Unter der Rubrik „Brüder im Nebel“ hatte der vormalige Kölner Kardinal Joachim Meisner in einer persönlichen Akte alle diejenigen geführt, die mit Missbrauch auffällig geworden waren.

Seit Bekanntwerden der Akte ist dieser Begriff verbreitet. Vor allem die „Bild“-Zeitung hat in vergangener Zeit etliche Missbrauchsfälle enthüllt. Es ist mit weiteren Enthüllungen zu rechnen, zumal die dazugehörigen Dokumenten der Zeitung vorliegen.

Danach wusste Kardinal Woelki im Fall D. bereits seit Jahren von schwerwiegenden Vorwürfen, ernannte ihn dennoch im September 2017 zum stellvertretenden Stadtdechanten. Woelki verteidigt sich damit, dass diese Ernennung eine ausdrückliche Empfehlung des damaligen Stadtdechanten von Düsseldorf gewesen und zu diesem Zeitpunkt nur ein nicht strafbarer Vorfall von 2001 eindeutig belegt sei.

Dazu allerdings liegt ein Vermerk vor, demzufolge ein Mitglied der Gemeinde Woelki bereits 2010 – damals war er noch Kölner Weihbischof – persönlich vom Fall D. in Kenntnis gesetzt hat, dass der Pfarrer „in den letzten Jahren kein normales Verhältnis zu Messdienern hatte“. Es habe „immer anzügliche Sprüche“ und „Saunabesuche mit Messdienern“ gegeben.

Ebenso spricht gegen den Kardinal ein Glückwunschschreiben an den „lieben Michael“ D. zu dessen silbernem Priesterjubiläum 2017, in dem Woelki seine „herzliche Mitfreude“ bekundet und alle grüßt, die mit D. dieses Jubiläum feiern würden.

Geistliche fürchten Kirchenaustritte in ganz Deutschland

Das Erzbistum Köln teilte dazu mit, die veröffentlichten Notizen seien „weder geheim noch neu“, sondern seien Bestandteil des Materials, das dem Gutachter Björn Gercke zur Verfügung gestellt worden sei, der keine Pflichtverletzung des Kardinals festgestellt habe. Wiederholte Rücktrittsforderungen sind bei Woelki bisher ins Leere gelaufen.

Schon vorher war er mit Vertuschungsvorwürfen konfrontiert. So heißt es unter anderem, er habe einen – inzwischen gestorbenen – Priester, der sich an einem Kind vergangen haben soll, nicht wie vorgeschrieben an den Vatikan gemeldelt.

Oder der Fall des Geistlichen Josef M., der 2014 der Personalabteilung des Erzbistums gestanden hatte, von den 70er Jahren an bis 1996 Jungen und Mädchen missbraucht zu haben. Im Juni 2017 gestand der Geistliche erneut der Personalabteilung, erst im Oktober 2018 erstattete das Erzbistum Strafanzeige in Düsseldorf. Die Fälle waren aber schon verjährt.

Wie seinerzeit „Bild“ berichtete, hatte Kardinal Woelki von dem Geistlichen nur eine finanzielle Beteiligung an den Therapiekosten für die Opfer in Höhe von 5500 Euro verlangt. Dazu durfte der Geistliche keine Messe mehr lesen, und Kontakt zu Kindern war ihm untersagt.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Diese Fälle stehen exemplarisch für den Umgang mit Missbrauch im Erzbistum Köln und darüber hinaus. Etliche Bischöfe sind ins Gerede gekommen, darunter der Hamburger Erzbischof Stefan Heße als seinerzeitiger Personalverantwortlicher in Köln, der inzwischen suspendierte Weihbischof Dominik Schwaderlapp als damaliger Kölner Generalvikar, aber auch der vormalige Vorsitzende der Bischofskonferenz Reinhard Marx. Kardinal Marx ist heute Erzbischof von München und Freising und war davor Bischof in Trier.

Seinem Nachfolger an der Spitze der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing aus Limburg, hängt aus seiner Zeit in Trier ebenfalls ein Missbrauchsfall nach. Die hohen Geistlichen der katholischen Kirche fürchten nun, dass sich der Trend in Köln, wo Gläubige in Scharen austreten, auf ganz Deutschland ausweitet. Dazu beobachtet der Nuntius des Vatikan in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, die Situation sehr genau. Sein Wort wird in Rom gehört. mit KNA

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false