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In seinem Element. Liverpools Trainer Jürgen Klopp instruiert seine Spieler Georginio Wijnaldum und Alberto Moreno.

© Ralph Orlowski/Reuters

Champions League: FC Liverpool: Immer diese hohen Erwartungen

Jürgen Klopp soll mit Liverpool im Spiel gegen Hoffenheim die Champions League erreichen – und große Transfers realisieren. Zuletzt gab es einigen Wirbel an der an der Anfield Road.

Die beste Entscheidung seines Lebens habe er vor Kurzem getroffen, hat Jürgen Klopp am Samstag gesagt. Denn er habe sich entschlossen, die englischen Zeitungen nicht zu lesen. Deshalb spüre er auch gar keinen Druck.

Trotzdem ist es dem Trainer des FC Liverpool sicherlich bekannt, dass in den vergangenen Wochen eine Menge über seine Mannschaft und seinen Verein geschrieben wurde. Es sind schließlich dieselben Themen, die in diesem Sommer immer wieder da waren um den FC Liverpool: die wackelige Defensive, die Transferpolitik, Philippe Coutinho.

Ein Sieg muss her

Wenn seine Mannschaft an diesem Mittwoch gegen die TSG Hoffenheim antritt, wird Klopp wohl dankbar sein, dass der Fußball wieder im Fokus steht. Ein Unentschieden oder sogar eine 0:1-Niederlage würden für den Einzug in die Gruppenphase der Champions League reichen. Ein Sieg wäre aber das beste Mittel, um die Probleme des Sommers auszublenden.

Vor allem Coutinho hatte zuletzt viel Wirbel an der Anfield Road veranstaltet. Der Brasilianer wurde nach grandiosen Leistungen in der Vorsaison zu einem Star. Genau wie Dortmunds Ousmane Dembélé galt er als möglicher Neymar-Ersatz in Barcelona. Genau wie für Dembélé war der spanische Klub angeblich bereit, eine Summe im dreistelligen Millionen-Bereich für ihn zu zahlen. Genau wie Dembélé teilte Coutinho dem Verein mit, dass er weg möchte. Genau wie der BVB lehnte Liverpool alle Angebote ab.

Einkaufspläne gingen nicht auf

Anfang dieser Woche musste Coutinho seinen Traum von Barcelona aufgeben. Nachdem Liverpool ein letztes Angebot von etwa 130 Millionen Euro abgeschmettert hatte, war klar, dass es Klopps Klub ernst meint. Zu keinem Preis sollte Coutinho in diesem Sommer den Verein verlassen. Gegen Hoffenheim wird der 25-Jährige wohl nicht spielen, auch am Wochenende gegen Crystal Palace hatte er gefehlt. Von einem Vertrauensverlust zwischen Spieler und Trainer ist die Rede, und Klopp steht jetzt vor der schwierigen Aufgabe, Coutinho wieder in die Mannschaft zu integrieren.

Dass der Verein solch hohe Angebote für einen wechselwilligen Spieler ablehnen konnte, spricht Bände über den sonstigen Verlauf dieser Transferphase in Liverpool. Die großen Einkaufspläne von Klopp und seinem Sportdirektor Michael Edwards sind bisher nicht aufgegangen. Zwar verpflichteten sie Mohamed Salah vom AS Rom, aber der Versuch, Naby Keita aus Leipzig zu holen, scheiterte kläglich. Noch peinlicher gestaltete es sich bei dem niederländischen Innenverteidiger Virgil Van Dijk. Ein bevorstehender Wechsel fiel aus, weil sein Klub Southampton sich von Liverpool übergangen fühlte.

Probleme in der Defensive

Ein Verpflichtung Van Dijks könnte noch klappen, aber falls nicht, hat Klopp schon angekündigt, dass er keinen anderen Innenverteidiger kaufen würde. Das nervt viele Liverpool-Fans, weil die Defensive als immer noch viel zu anfällig gilt. Ein 3:3 im ersten Ligaspiel gegen Watford war nur ein weiterer Beleg dafür, dass die Abwehrprobleme der vergangenen Spielzeit nicht überwunden sind.

Auch die soliden Leistungen beim 2:1 im Hinspiel gegen Hoffenheim und dem 1:0-Sieg in der Liga gegen Crystal Palace haben die Fans nicht völlig beruhigt. Klopp sprach am Samstag von einer „außergewöhnlichen“ defensiven Leistung. Dabei war seine Mannschaft viel öfter im Angrifffsmodus als die des Gegners, und zwei gute Spiele bedeuten noch lange keine Konstanz.

So mehren sich auch prominente Stimmen, die weitere Transfers beim FC Liverpool fordern. Klublegende Steven Gerrard betonte, Klopp müsse unbedingt Van Dijk verpflichten, wenn Liverpool in der Champions League mithalten wolle. Wie es sich für eine Klublegende gehört, spricht er offenbar für einen Großteil der Liverpool-Fans.

Um einen Job muss er keine Angst haben

Trotzdem muss Klopp keinen Aufstand auf den Rängen oder in den Hinterzimmern befürchten. Denn die Verpflichtungen junger talentierte Briten wie des schottischen Linksverteidigers Andy Robertson sowie des englischen Stürmers Dominic Solanke brachte Klopp viel Beifall. Auch in der Posse um Coutinho konnte er sich stets darauf verlassen, dass er und der Klub-Eigentümer Fenway Sports Group auf einer Linie sind. Weder um seinen Job noch um seinen Status als Kulttrainer muss er Angst haben.

Liverpool bleibt aber Liverpool. Die Erwartungen sind hoch, vielleicht ein bisschen zu hoch. Von daher ist es wohl gut, dass Klopp so gelassen wie immer bleibt – und keine Zeitung liest. So kann er sich auf die bevorstehenden Aufgaben fokussieren: Coutinho umarmen, an der Defensive arbeiten, und, vor allem, in die Champions League einziehen.

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