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Warum so skeptisch, Leon Goretzka. Läuft doch in Russland!

© dpa

Confed-Cup-Halbfinale gegen Mexiko: Siegerteam statt B-Nationalmannschaft

Wenn wir schon mal da sind, können wir das Turnier auch gewinnen. Wie die Alternativ-Auswahl von Joachim Löw immer mehr Lust auf den Confed-Cup entwickelt hat.

Leon Goretzka hat in der vergangenen Woche einen schönen Satz gesagt, den man allerdings auch leicht hätte fehlinterpretieren können. Es war vor dem letzten Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim Confed- Cup in Russland, als es darum ging, ob die Deutschen als Gruppenerster ihr Halbfinale in Sotschi am Schwarzen Meer würden bestreiten dürfen oder als Gruppenzweiter in Kasan, irgendwo im Hinterland des riesigen russischen Reiches. „Es ist nicht das Verkehrteste der Welt, wenn man beim Essen aufs Meer guckt“, hat Goretzka, der Mittelfeldspieler des FC Schalke 04, gesagt. Der deutschen Alternativ-Nationalmannschaft deshalb allerdings einen Hang zur Bequemlichkeit zu unterstellen, ginge weit an der Realität vorbei. Für die meist jungen Nationalspieler ist der Confed-Cup alles andere als die Fortsetzung des Strandurlaubs mit anderen Mitteln.

Als Bundestrainer Joachim Löw vor gut einem Monat seinen Kader für das Turnier versammelt hat, waren die Erwartungen an die Nationalmannschaft so gering wie seit der WM 2002 nicht mehr. Das Team, das aus etlichen Neulingen, vermeintlichen B-Nationalspielern bestand und in dieser Form noch nie zusammengespielt hatte, galt als potenzieller Vorrundenausscheider (was Löw im Übrigen auch nicht weiter übelgenommen worden wäre). Dass die Mannschaft nun an diesem Donnerstag (20 Uhr, live in der ARD) im Halbfinale des Confed-Cups auf Mexiko trifft, ist eine mindestens mittlere Überraschung. „Das konnte man vorher eigentlich nicht so erwarten“, sagt der Bundestrainer.

Wo Nationalmannschaft draufsteht, ist auch Nationalmannschaft drin

Konnte man das wirklich nicht? Oder ist es nicht egal, wer das Trikot der Nationalmannschaft trägt? Wo Nationalmannschaft drauf steht, ist auch Nationalmannschaft drin, und natürlich fährt die Nationalmannschaft nicht zu einem Turnier, um ein bisschen mitzukicken und einfach mal zu schauen, was am Ende dabei rausspringt. „Wir wollen noch nicht so vermessen sein und sagen: Wir wollen jetzt das Turnier gewinnen“, hat der junge Leipziger Timo Werner gesagt, nachdem er mit zwei Toren zum 3:1 gegen Kamerun seinen Beitrag zum Einzug ins Halbfinale geleistet hatte. „Aber wir sind nicht hier, um zu sagen: Zweiter, Dritter oder Vierter zu werden, reicht uns. Das nächste Ziel ist, das Finale zu erreichen.“ So viel Selbstbewusstsein muss schon sein.

Es ist spannend zu sehen, wie sich das scheinbar zusammengewürfelte Team in den vergangenen Wochen von seinem Image als Entwicklungsmannschaft emanzipiert hat; wie der Hunger auf gemeinsamen Erfolg das individuelle Interesse der Rookies, sich halbwegs anständig zu präsentieren, mehr und mehr ausgestochen hat. „Wir haben einen unglaublichen Teamgeist entwickelt“, sagt Joachim Löw.

Hector, Goretzka und Stindl könnten in die Startelf zurückkehren

Nachdem er seine Mannschaft gegen Kamerun auf diversen Positionen verändert hatte, kündigte der Bundestrainer auch für das Halbfinale wieder Wechsel an. Vermutlich wird er gegen Mexiko wieder seine stärkste Elf aufbieten. Es spricht einiges dafür, dass Jonas Hector, Leon Goretzka und Lars Stindl in die Startelf zurückkehren. Löw hat großen Respekt vor dem Halbfinalgegner, vor dessen technischer und mentaler Stärke. Trotzdem sagt er: „Wir wollen natürlich ins Finale. Unsere Spieler sind heiß und hungrig.“ Alles andere würde man einer deutschen Nationalmannschaft wohl auch nicht abnehmen.

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