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Auch beim Publikum kommt der gebürtige Bayer gut an.

© IMAGO/Andreas Gora

Seine große Chance: Johannes Tille kriegt bei den BR Volleys einfach nicht genug

In den Play-offs gibt es für Johannes Tille ein Wiedersehen mit seinen bayerischen Kollegen. Die bisherige Saison kann er manchmal selbst nicht ganz fassen.

Johannes Tille isst gerne Weißwürste, am liebsten mit süßem Senf. Erst kürzlich ließ er sich die am Münchner Flughafen auf dem Weg zum Spitzenspiel nach Perugia schmecken. Es ist eine Leidenschaft, die der BR Volleys-Zuspieler mit Spielern des bayerischen Bundesligisten TSV Haching München teilt. Tille und den Verein verbindet aber noch etwas anderes: Sein Bruder Ferdinand Tille stand viele Jahre bei dem Verein unter Vertrag, der damals noch Generali Haching hieß. Er wurde dort 2009 und 2010 Vize-Meister und mehrmals Pokalsieger. „Ich war in dieser Halle sehr häufig, den Verein und mich verbindet ziemlich viel“, sagt Tille.

Am Samstag geht es für ihn daheim nun im Play-off-Viertelfinale gegen den Verein, mit dem er eine lange Vergangenheit teilt, ohne jemals dort gespielt zu haben (20 Uhr). Er stand lediglich beim bayerischen Bundesligisten Herrsching unter Vertrag, bevor er in der französischen Zweiten Liga bei Saint-Nazaire spielte und schließlich in dieser Saison nach Berlin kam. Hier war er eigentlich als zweiter Zuspieler eingeplant, doch als Kapitän Ángel Trinidad sich verletzte, musste Tille einspringen und erhielt seine große Chance. Die wusste der 25-Jährige für sich zu nutzen.

Er trat immer selbstbewusster auf und überzeugte nicht nur im Zuspiel, sondern auch in weiteren Elementen wie Aufschlag und Abwehr. Insbesondere die Achse mit Anton Brehme, der genau wie Tille bei der Nationalmannschaft spielt, brachte einige entscheidende Punkte. Manchmal kann Tille selbst nicht ganz glauben, dass er in Berlin mittlerweile eine echte Führungsrolle eingenommen hat und in der Champions League gegen Weltklasse-Teams wie Perugia spielen durfte.

Zu den Top acht in Europa zu gehören habe ich immer noch nicht realisiert“, sagt er. „Das schaffen nicht viele.“ Er habe sich immer gewünscht, so eine Chance in einem Topteam zu erhalten. Dass diese nun durch eine Verletzung entstanden sei, tue ihm leid für Teamkollege Trinidad. „Aber für mich ist es das Beste, was hätte passieren können.“ Obwohl Trinidad seine Verletzung längst auskuriert hat und wieder spielfähig ist, setzt Trainer Cédric Énard sein Vertrauen weiterhin in den gebürtigen Bayer und lässt ihn von Beginn an spielen. „Dieses Vertrauen zu bekommen bedeutet mir viel.“

Zu den Top acht in Europa zu gehören habe ich immer noch nicht realisiert.

Johannes Tille, Zuspieler bei den Volleys

Mittlerweile ist Tille richtig hungrig nach Spitzenspielen geworden. In Perugia hätte er am liebsten noch fünf Stunden länger gespielt. „Ich konnte gar nicht genug kriegen, in solchen Spielen spürt man keine Ermüdung.“ Deshalb freut er sich nun besonders auf die entscheidende Phase in der Meisterschaft, wenn es erst gegen Haching und danach gegen Spitzenteams wie Düren oder Friedrichshafen gehen könnte.

Jeder ist heiß auf die Play-offs“, sagt Tille, „diese und nächste Woche ist die Stimmung noch etwas entspannter, weil es – in Anführungszeichen – nur gegen Haching geht. Aber jeder ist ready.“ Er selbst hat gleich zwei zusätzliche Faktoren, die ihn antreiben: Zum einen will er seine erste Meisterschaft gewinnen, zum anderen will er Trainer Cédric Énard ein gebührendes Abschiedsgeschenk machen.

Der Franzose hat nämlich in dieser Woche verkündet, den Verein nach Ende der Saison zu verlassen. Zu groß ist die Sehnsucht nach der Familie, zu stark die Müdigkeit nach 15 Jahren Karriere im Profi-Sport. Der Zeitpunkt sei vom Verein gut gewählt, sagt Tille. „Im Volleyball entstehen schnell Gerüchte. Der Trainer wollte, dass wir es vom Verein zuerst erfahren. Damit hat keiner gerechnet, aber es motiviert jeden, nochmal zu gewinnen und ihm das als Abschiedsgeschenk mitzugeben.“

An Motivation mangelt es Tille aber ohnehin nicht. Er freut sich auf das erste Spiel im Modus Best-of-three gegen seine bayerischen Kollegen und vielleicht hat jemand von ihnen ja auch eine Weißwurst für ihn im Gepäck.

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