zum Hauptinhalt
Da geht viel. Fitnesstraining in den eigenen vier Wänden ist durchaus in Ordnung - nur lärmintensives Trainig legt man besser nicht in die Ruhestunden.

© Florian Schuh/dpa

Sport und Lockdown: Lauft und fahrt der Krise davon!

Konsum geht in der Krise vor Kultur und Körperertüchtigung. Der nächste Lockdown sollte aber nicht der Knockout für den Sport sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Der FC Schalke 04 hat seit Januar nicht mehr gewonnen in der Fußball-Bundesliga? Das ist, rein statistisch gesehen, richtig. Gefühlt ist es falsch, weil es eine Kontinuität suggeriert, die es so im Sport in diesem Jahr nicht geben konnte. Schalke hat zuletzt vor der Corona-Pause gewonnen und  hat in der Corona-Zeit noch gar nicht.

Aber um Schalke machen wir uns mal keine Sorgen, es wird bald schon klappen mit dem ersten Sieg ohne Fans im Stadion, vielleicht schon mit einem knappen Sieg gegen den FSV Mainz am kommenden Wochenende. Auch wenn das Spiel ohne Zuschauer für viele Fans entseelt wirken mag - mehr geht eben nicht in diesem Jahr und wahrscheinlich auch im kommenden Jahr oder in den kommenden Jahren. Es ist trotzdem gut, dass die Fußball-Bundesliga weiterspielen darf.

Die Situation ist hingegen bedrohlich für den Amateursport, der sich ab Montag in den Schlaf begeben muss. Wobei das Definitionssache ist. Ein Badmintondoppel, das sich professionell auf Olympische Spiele vorbereitet, wird nun seinen Sport kaum im eigenen Keller ausüben können. Es ist auch sogenannten Amateuren so gut wie nichts mehr erlaubt.

Es sei denn, der Mensch ist maximal zwölf Jahre alt, dann darf er draußen in Gruppen von bis zu zehn Kindern – ja was für einen Sport eigentlich treiben? Feldhandball, Fußball auf dem Kleinfeld, Basketball auf nassem Laub, Beachvolleyball, Fechten im Freien oder Eishockey auf dem zugefrorenen Teich im November?

Eines ist klar: Viele Sportarten fallen nun hinten rüber. Und das verspricht keine gute Entwicklung: Kein Sechsjähriger wird jetzt in einen Sportverein eintreten können. Die Generation Corona wird weiter ins Virtuelle flüchten, dort fühlt sie sich ohnehin schon zu großem Teil wohler als in der Sporthalle oder auf dem Platz. Der Sport wird sein Nachwuchsproblem verstärken. Dauert die Pause zu lange, wird der Profisport noch mehr zu einem abgekoppelten Geschäft.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Die Geschäfte haben geöffnet auf, Museen, Kinos, Theater und Sportstätten sind dagegen seit Montag zu. Wer es böse meint, kann sagen: Konsum geht in der Krise vor Kultur und gesundheitsfördernder Körperertüchtigung. Es muss aber nicht so kommen, wir müssen nicht kollektiv blöd und fett werden. Auch nicht in diesen Novembertagen: Fitnessprogramm daheim, Laufen und Radfahren sind gute Alternativen zum Nichts für den Köper tun. Macht Euch mal locker!

Und wer sich dann ausgepowert hat, der kann auch gerne visuell verfolgen, was die Profis im leeren Fußballstadion oder in der leeren Halle so vorspielen und sich auch über Schalkes ersten Sieg während des permanenten Ausnahmezustands freuen. Die Badmintonspieler*innen wird es vermutlich nicht trösten, viele Menschen aber schon. Denn wer jetzt Sport treibt, der träumt nicht nur von guten Zeiten, der lebt sie schon.

Zur Startseite