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Moukokos Lieblingsbeschäftigung. Eigene Tore bejubeln.

© imago images/Team 2

Youssoufa Moukoko vor seinem Bundesliga-Debüt: Das Wunderkind betritt die große Bühne

Youssoufa Moukoko feiert seinen 16. Geburtstag und darf jetzt für Borussia Dortmund in der Bundesliga spielen. Sein Debüt könnte er gegen Hertha BSC geben.

Youssoufa Moukoko hat an diesem Freitag Geburtstag, es ist sein 16., aber eine Party, wie sie Teenager in diesem Alter feiern, hat Moukoko nicht geplant. Erstens ist es in Zeiten des grassierenden Virus und des Teil-Lockdowns nicht angesagt, sich in Horden zusammenzurotten, zudem ist Moukoko ohnehin kein Mensch, der sich mit Freunden auf ein Bier verabredet oder in der Disco abtanzt.

Der junge Mann ist auf dem Fußballplatz und im Kraftraum anzutreffen, noch getaner Arbeit gönnt er sich einen isotonischen Durstlöscher. Seitdem er im Alter von zehn Jahren von seinem Vater aus Yaoundé, der Hauptstadt seines Heimatlandes Kamerun, nach Deutschland geholt wurde, hat Moukoko seiner Mission, Fußballprofi zu werden, alles untergeordnet. Bislang war er damit so erfolgreich, dass es einen weiteren Grund gibt, der den Stürmer daran hindert, eine Geburtstagssause steigen zu lassen: Mokouko ist an diesem Wochenende nicht zu Hause, sondern in Berlin, wo sein Verein Borussia Dortmund an diesem Samstag (20.30 Uhr, live auf DAZN) im Olympiastadion bei Hertha BSC antritt.

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Spätestens an diesem Punkt fängt diese Geschichte an, richtig spannend zu werden: Moukoko könnte zum jüngsten Spieler werden, der jemals in der Bundesliga eingesetzt wurde. Für alle, die seinen Werdegang verfolgt haben, bedeutet das keine große Überraschung. Der Junge, der eine Saison für die D-Jugend des FC St. Pauli stürmte, bevor er mit elf in die Jugendakademie des BVB geholt wurde, gilt als eines der größten Versprechen, die der Profifußball zu bieten hat.

Wo immer er auch auftritt, Moukoko trifft und trifft und trifft – und das, obwohl er seine Altersklasse regelmäßig übersprang, weil ihn der Wettbewerb mit Gleichaltrigen hoffnungslos unterfordern würde. Die Elogen der Experten nehmen kein Ende. „Moukoko hat ein Talent, dem man nicht oft begegnet. Er ist schon eine Granate”, schwärmte beispielsweise Bundestrainer Joachim Löw.

Beim U-19-Spiel in Schalke wurde er übel beleidigt

Um das Wunderkind ist in den letzten Jahren ein Hype entstanden, der das normal Übliche bei weitem übersteigt. Es gab Diskussionen um sein Alter, die erst durch ein Gutachten aus dem Jahr 2016 beendet wurden. Natürlich geht es vorwiegend um die vielen Toren, die in Best-of-Videos im Netz die Runde machen. Und um die Verdienstmöglichkeiten eines Jungen, der erst noch zum Star reifen soll, in Dortmund aber bereits mit 350.000 Euro im Jahr entlohnt werden soll. Dazu kommt ein Ausrüstervertrag mit dem Sportartikelhersteller Nike, der auf ein Volumen von mehr als zehn Millionen taxiert wird.

Zuletzt rückte Moukoko unfreiwillig in den Fokus, als er im Spiel der Dortmunder U19 beim FC Schalke 04 von Zuschauern auf das Übelste beleidigt und bedroht wurde. Der Spieler äußerte sich dazu bei Instagram: „Ich bin stolz, mit dieser Hautfarbe geboren zu sein, und werde es immer sein. Es gibt keinen Platz für Rassismus im Fußball und auf menschlicher Ebene.”

Moukoko wird vom BVB so gut es geht abgeschirmt

Im Normalfall hält sich der von allen Seiten beobachtete junge Mann in der Öffentlichkeit weitgehend zurück: „Ich lese, was die Medien schreiben. Aber ich mache mir gar keinen Druck”, sagt Moukoko, der in Dortmund so gut wie möglich abgeschirmt wird, um ihm den geraden Weg an die Spitze zu ebnen. Die Chancen stehen gut, weil die Veranlagung dieses Fußballers unübersehbar ist, und weil er sich beim BVB in adäquater Gesellschaft wiederfindet. In diesem Biotop tummeln sich bereits Jungstars wie Jude Bellingham, 17 Jahre, Giovanni Reyna, 18,  Jadon Sancho und Erling Haaland, beide 20. Youssoufa Moukoko ist beim börsenorientierten Fußballunternehmen die nächste Aktie, die ihren Wert vervielfachen soll. 

Sollte er tatsächlich zum jüngsten Spieler der Bundesliga-Geschichte werden, woran niemand ernsthafte Zweifel hegt, würde sein Marktwert sprunghaft in die Höhe schnellen. Die Bestmarke hält immer noch Nuri Sahin, der am 6. August 2005 beim Spiel gegen den VfL Wolfsburg im Alter von 16 Jahren und 335 Tagen sein Debüt erlebte.

Dass diese Marke nicht mehr lange Bestand haben könnte, ahnte der frühere Dortmunder spätestens zu dem Zeitpunkt, als die Deutsche Fußball-Liga im Frühjahr beschloss, dass Spieler ab ihrem 16. Geburtstag in der Ersten Liga eingesetzt werden dürfen. Sahin verdient sein Geld inzwischen zwar beim türkischen Klub Antalyaspor, in seinem Herzen fühlt sich der inzwischen 32-Jährige aber noch immer als Borusse. Im Gespräch mit dem „Kicker” sagte er jüngst: „Es macht mich glücklich, dass es einer von uns ist, der meinen Rekord brechen wird.”

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