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Der Sänger Xavier Naidoo

© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Veranstalter Trinity Music schwenkt um: Jetzt doch kein Konzert von Xavier Naidoo in Berlin?

Trotz antisemitischer Hetze im Netz sollte Naidoo in der Zitadelle Spandau auftreten. Plötzlich steht das Konzert auf der Kippe.

Monatelang sah es aus, als sollte Xavier Naidoo trotz seiner massiven antisemitischen Hetze in Berlin auftreten dürfen. Noch am Dienstag versprach Veranstalter Trinity Music auf seiner Homepage, es werde gerade mit Hochdruck ein Ersatztermin gesucht, dieser werde in Kürze bekannt gegeben. Die Karten für das Konzert in der Zitadelle Spandau behielten ihre Gültigkeit.

Gleichzeitig pries die Firma den Sänger als „absolut herausragenden deutschen Interpreten“ mit „überragendem Talent, authentischem Stil und ausdrucksstarken Inhalten“. Naidoo habe sich stets für „seine Identität und Unabhängigkeit engagiert“.

Auf Anfrage des Tagesspiegels, ob Trinity Music wisse, dass Xavier Naidoo Holocaustleugnung verbreitet und Juden beschimpft, reagierte Trinity-Geschäftsführer Thomas Spindler aggressiv und ausfallend – allerdings gegenüber dem Tagesspiegel.

Auf Nachfrage antwortete er: „Alleine dass Sie mir in der Corona-Zeit mit so einem Text kommen, ist ein schlechter Witz.“ Man solle aufhören, ihn zu belästigen. Er arbeite nur mit Profis.

Stephanie Lipka, bei Trinity fürs Booking zuständig, erklärte gegenüber dem Tagesspiegel, es gebe „definitiv relevantere Dinge, über die eine Berichterstattung erfolgen sollte“. Man solle sich lieber auf „interessantere Themen im Weltgeschehen“ konzentrieren.

„Interessantere Themen im Weltgeschehen“

Mittwochabend dann die überraschende Wende. Nachdem Trinity in der Nacht nach der Anfrage zunächst kommentarlos seine Huldigung an Naidoo von der Homepage entfernt hatte, veröffentliche der Konzertveranstalter nun auf Facebook ein Statement: Geschäftsführer Thomas Spindler und alle Mitarbeiter würden sich „ausdrücklich von den andauernden und erschreckenden Aussagen des Herrn Naidoo“ distanzieren. Man wolle „lieber heute als morgen von den Verträgen zurücktreten“ und werde „Xavier Naidoo keine Bühne geben“.

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Die Radikalisierung Naidoos hat in jüngster Zeit noch einmal deutlich zugenommen – oder zumindest die Offenheit, mit der er seine politische Haltung zeigt. Laut Naidoo sind alle hellhäutigen Juden Betrüger. Juden hätten sich die Welt „untertan gemacht“.

Neben der antisemitischen Hetzschrift „Die Protokolle der Weisen von Zion“ verbreitet er auch Ansichten, wonach der Zweite Weltkrieg den Deutschen aufgezwungen worden sei und das „Deutsche Kaiserreich“ wiederhergestellt werden müsse – natürlich in den alten Grenzen und inklusive aller deutschen Kolonien.

Der Bezirk Spandau war machtlos

Auf Telegram verbreitete Naidoo zudem ein Video, in dem offen der Holocaust geleugnet wird. Mit Zyklon B ließen sich gar keine Menschen vergasen, heißt es dort. Der Holocaust sei eine „gelungene historische Fiktion“, oder kurz: ein „Märchen“.

Dennoch wurde am Konzert bis zuletzt festgehalten - und der Bezirk war machtlos. Denn das Bezirksamt Spandau ist zwar Eigentümer der Zitadelle, hat aber laut eigener Aussage keine „rechtlich haltbare Möglichkeit“, das Konzert zu untersagen: „Der Konzertveranstalter Trinity Music veranstaltet die Konzerte auf der Zitadelle Spandau eigenständig und wählt Künstler für diese Konzerte eigenverantwortlich aus.“

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