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Rettungskräfte am Rande des Höhlenkomplexes.

© REUTERS/Soe Zeya Tun

Update

Eingeschlossene Fußball-Jungs in Thailand: Höhlenrettern in Thailand läuft die Zeit davon

Mit der Bohrung von hundert Rettungsschächten versuchen Retter, die Kinder in einer thailändischen Höhle zu erreichen. Langsam wird der Sauerstoff knapp.

Das Höhlendrama von Thailand wird zum Wettlauf mit der Zeit. Die Lage ist brenzlig. Einiges spricht für einen baldigen Versuch, die zwölf eingeschlossenen Jungen und ihren Fußballtrainer zu bergen. Sie sitzen seit zwei Wochen in einer Höhle fest. Die Wettervorhersage setzt die Retter unter Zeitdruck.

Der Zeitpunkt für einen Rettungsversuch sei gerade günstig, sagt der Leiter der Mission am Samstagabend (Ortszeit). Aber eine Entscheidung für einen Einsatz ist immer noch nicht gefallen. Über Stunden durch die überflutete Höhle zu tauchen, könnte lebensgefährlich für die geschwächten Jungen sein. Abwarten ebenfalls.

Die zwölf Jungen und ihr Fußballtrainer sind seit 23. Juni in der überfluteten Höhle in der Provinz Chiang Rai eingeschlossen. Sie sitzen an einer trockenen Stelle etwa vier Kilometer im Höhleninneren fest.

Einsatzkräfte in Thailand haben mehr als hundert Rettungsschächte in die Tiefe gebohrt, um die seit zwei Wochen in einer überschwemmten Höhle festsitzenden Fußballjungen auf diesem Weg zu befreien. Bei den Bohrungen seien die zwölf Kinder und ihr Trainer bislang aber nicht erreicht worden, wie der Leiter der Rettungsaktion, Narongsak Osottanakorn, am Samstag sagte. Die Kinder sind zu geschwächt, um ins Freie zu tauchen

Die Bohrungen durch den Berg seien bis zu 400 Meter tief, sagte Osottanakorn. Der genaue Standort der Jungen in etwa 600 Metern Tiefe sei aber noch nicht gefunden worden, fügte er hinzu.

Die zwölf Fußballer im Alter zwischen elf und 16 Jahren waren mit dem Trainer in die kilometerlange Tham-Luang-Höhle gegangen, kurz bevor diese durch anhaltende Monsunregen weitgehend überflutet wurde. Zunächst sollten die Eingeschlossenen selbst zurück zum Höhleneingang tauchen. Allerdings sind die Jungen nach Behördenangaben für den riskanten Tauchgang vorerst zu geschwächt.

„An manchen Stellen wird es sehr eng“, sagt der dänische Rettungstaucher Ivan Karadzic, einer von vielen ausländischen Helfern und Bergungsspezialisten, die sich vor der Höhle bereithalten. „Man muss entweder den (Atemluft-)Tank abnehmen und ihn zuerst durchquetschen, oder man braucht Spezialausrüstung.“

Kinder schreiben Brief an Familien

Die Jugendlichen haben sich unterdessen in einem bewegenden Brief an ihre mitbangenden Familien gewandt. „Macht euch keine Sorgen, wir sind alle stark“ - so steht es auf einem handbeschriebenen Zettel, den ein Rettungstaucher den seit Tagen vor dem Höhleneingang campierenden Angehörigen übermittelte. „Wenn wir hier rauskommen, wollen wir viele Sachen essen. Wir wollen nach Hause, so schnell wie möglich.“

Die mit blauer Tinte auf Notizblockpapier verfasste Botschaft wurde am Samstag auf der Facebook-Seite der thailändischen Spezialeinheit Navy Seals veröffentlicht. Darin schien jeder der zwölf Jungs im Alter zwischen 11 und 16 Jahren persönliche Worte an seine Familie und Freunde im Freien zu richten. „Ich will gebratenes Schweinefleisch essen“, brach es aus einem der Jugendfußballer heraus, die zusammen mit ihrem 25 Jahre alten Trainer größte körperliche und psychische Strapazen erdulden müssen.

Längerfristig ist keine Entspannung in Sicht, denn von Juni bis November herrscht Regenzeit in Thailand. Das Wasser ist nicht die einzige Sorge, die die Helfer plagt. Am Zufluchtsort der Jungen wird der Sauerstoff knapp. Von normal 21 Prozent sank er bereits auf 15 Prozent, sagte Narongsak kürzlich. Auch die hygienischen Zustände seien erbärmlich, berichtete die Zeitung „The Nation“. Jeder aus der Gruppe müsse sich auf engstem Raum erleichtern. Bakterien, Viren und Pilze können sich leicht ausbreiten.

Der Trainer bat die Angehörigen seiner Schützlinge in dem Brief um Verzeihung, bedankte sich für ihre Unterstützung und versprach ihnen, sich bestmöglich um die Jungs zu kümmern. „Derzeit geht es ihnen allen gut“, versicherte Ekapol Chanthawong.

Einen Brief schrieb auch der 13 Jahre alte Sohn des thailändischen Königs, Prinz Dipangkorn Rasmijoti. Der Prinz, der viel Zeit im Jahr in Bayern verbringt, verfasste den Text auf Deutsch. „Liebe Kinder, ihr hattet sicher große Angst, aber ich habe immer an euch gedacht“, schrieb Dipangkorn. „Ich bin überglücklich, dass ihr alle gesund seid“, hieß es in dem am 3. Juli geschriebenen Brief.

Die Gruppe hatte nach einem Training am 23. Juni die viertgrößte Höhle Thailands in der nördlichen Provinz Chiang Rai besucht, war dann aber wohl von einer Sturzflut überrascht worden und rettete sich vor den Wassermassen immer tiefer ins Innere. Die Kammer, in der sie am Montag von britischen Rettungstauchern gefunden wurden, liegt rund vier Kilometer vom Eingang der Höhle entfernt, die sich insgesamt über rund zehn Kilometer erstreckt. Der Rückweg ist den Jugendlichen aufgrund des überfluteten Höhlentrakts versperrt. (AFP/dpa)

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