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Nur noch drei Frauen. Hugh Hefner zeigte sich früher immer mit sieben. Jetzt ist er 90.

© imago stock&people

Hugh Hefner ist 90: Der ewige Playboy

Hugh Hefner half, Sex in der US-Gesellschaft salonfähig zu machen. Nicht überall machte er sich damit Freunde. Nun feiert "Hef" seinen 90. Geburtstag.

Von Andreas Oswald

Wenn man Lebenserfolg in Zahlen misst, dann muss Hugh Hefner einiges im Leben richtig gemacht haben. Auch wenn er heute nur noch Minderheitseigner seines ehemaligen Imperiums ist, kann er damit gut leben. Die Mehrheit hat ein Hedgefonds. Hedgefonds sind aber, das hat sich herumgesprochen, gnadenlos. Und der US-Hedgefonds "Rizvi Traverse Management" hat jetzt Hefner verboten, weiterhin unbekleidete Frauen zu zeigen.

Wie sich die Zeiten ändern. Männer kaufen keine Hefte mehr, in denen sie nackte Frauen anschauen müssen. Wer hätte das in den 50er Jahren gedacht, als alles losging.

1953 verlieh Hugh Hefner seine Möbel für 600 Dollar. Außerdem trieb er von 46 Investoren insgesamt 8000 Dollar auf, darunter 1000 Dollar von seiner Mutter. Die glaubte an ihn. Was konnte da noch schiefgehen?

Der "Playboy" war von Beginn an eine finanzielle Erfolgsgeschichte. Irgendetwas hatte Hugh Hefner ganz offensichtlich begriffen. Die Gesellschaft wollte ihren Puritanismus hinter sich lassen und er, der er aus puritanischem Hause kam, hasste kaum etwas mehr.

Was damals als Befreiung angesehen wurde, beurteilten später Zeitgenossen anders, vor allem Zeitgenossinnen, die in ihm nicht ganz ohne Grund ein auffälliges Exemplar eines "white chauvinist pig" sahen.

Interview mit Martin Luther King

Hugh Hefner ließ sich niemals irritieren. Er meinte es ernst. Seit der Frühzeit seines Wirkens sah er sich als Kämpfer eines freiheitlichen Projekts. Er verteidigte in Talkshows die Rechte von Lesben und Schwulen und machte Interviews mit Bürgerrechtlern. In den frühen 60er Jahren ließ er afroamerikanische Jazz-Größen wie Ella Fitzgerald, Sammy Davis Jr., Dizzy Gillespie und Dick Gregory in seinen TV-Shows und in den "Playboy"-Clubs auftreten. Mit Jennifer Jackson wurde 1965 erstmals eine Afroamerikanerin zum "Playmate". Das klingt heute lächerlich, aber damals war das eine Sensation.

Sieben Frauen um sich. Hugh Hefner, Gründer des "Playboy", im Jahr 2001.
Sieben Frauen um sich. Hugh Hefner, Gründer des "Playboy", im Jahr 2001.

© dpa

Das galt auch für das Interview mit Jazzmusiker Miles Davis von 1962 etwa, der sich mit dem berühmten Journalisten und Schriftsteller Alex Haley über Rassismus in den USA austauschte.

Berühmt ist das Interview mit dem später ermordeten Bürgerrechtler Martin Luther King: "Wenn ich ständig Angst vor dem Tod hätte, könnte ich nicht funktionieren." Es könne ihm jederzeit etwas zustoßen. "Ich fühle aber, dass mein Anliegen so richtig, so moralisch ist, dass es dem Zweck auf irgendeine Weise helfen würde, sollte ich mein Leben verlieren", sagte King. Auch namhaften Autoren wie Haruki Murakami und Margaret Atwood bot das Heft später eine Plattform.

Was aber in Erinnerung bleibt, das sind Fotos des alternden Hugh Hefner inmitten seiner blonden Frauen. Warum sie immer blond sein mussten, ist nicht bekannt. Vielleicht lag es an einem gebrochenen Herzen. Betty Conklin hieß die Brünette, in die sich Hugh Hefner mit 16 Jahren gnadenlos verschossen hatte. Wunderschön sei sie gewesen, habe an einer Soda-Bar gearbeitet und mit dem Teenager sogar Jitterbug tanzen gelernt. Doch dann entschied sich die brünette Betty für einen anderen. Das hat ihm einen schweren Schlag versetzt, wie er später erzählte. Niemals mehr, so scheint es, wollte er wieder alleine sein, weshalb er sicherheitshalber immer mehrere Frauen um sich scharte.

Hefner heiratete dreimal

Was für ein Konzept. Da träumt einer von Liebe und braucht immer sicherheitshalber mehrere Frauen. Er hat sie aber auch geheiratet. Drei Mal. Vielleicht ist er ein Romantiker.

Auffallend ist, dass er sich früher meistens mit sieben Frauen fotografieren ließ. Seit vielen Jahren sind es nur noch drei. Und es sind immer dieselben drei. Dem Mann kann eine gewisse Treue nicht abgesprochen werden, wenn man einen erweiterten Treuebegriff anlegt.

Treu ist er gewiss seinem Selbstbild geblieben. Immer grinsend zwischen Frauen, so will er gesehen werden und so wird er gesehen. Wenn der Mann früher mutig war, dann ist er heute schmerzfrei.

Das "Playboy"-Imperium könnte bald den Besitzer wechseln. Die Firma Playboy Enterprises habe Investmentbanker mit der Suche nach Interessenten beauftragt, berichtete das "Wall Street Journal" kürzlich unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Ein Verkauf könnte demnach etwa 500 Millionen Dollar einbringen.

Eine Million pro Jahr

Neben dem "Playboy"-Magazin sollen auch die Lizenzrechte an der berühmten Marke und die legendäre Playboy Mansion im Kaufpaket enthalten sein.

Das riesige Anwesen in dem Nobelviertel Holmby Hills von Los Angeles, bekannt für Hefners ausgelassene Partys und Tummelplatz prominenter Gäste, war bereits im Januar für 200 Millionen Dollar zum Verkauf angeboten worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass Bieter auch am Rest des Unternehmens interessiert seien, heißt es in dem Bericht. Deshalb werde nun erwogen, gleich das ganze "Bunny"-Imperium auf einmal loszuschlagen.

Die "Playboy"-Auflage, die in den goldenen 1970er Jahren bei 7,16 Millionen Exemplaren lag, hat sich heute bei 820.000 Stück eingependelt. So ein Rückgang zwingt zur Besinnung auf Qualität.

Wie gut es Hefner nach dem Rückgang finanziell geht, ist nicht ganz klar. Er muss früher sagenhaft reich gewesen sein. Allerdings hat sein Lebensstil eine Menge Geld gekostet. Und wer mehr Geld ausgibt, als er einnimmt, ist schnell pleite.

Aber es scheint ihm gut zu gehen. Dem "Handelsblatt" zufolge bekommt Hefner als oberster Redaktionsverantwortlicher von dem Hedgefonds eine Million Dollar Gehalt im Jahr.

Das reicht für eine Feier zum 90. Geburtstag. (mit dpa/AFP)

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