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Ein Besucher hält eine Flasche mit E-Fuel aus einer Forschungsanlage des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in den Händen.

© dpa/Marijan Murat

50 Euro pro getanktem Liter?: Warum E-Fuels noch lange knapp sein werden

Nur eine Handvoll Unternehmen und Forschungseinrichtungen wollen strombasierte Kraftstoffe erzeugen. Doch das ließe sich ändern, argumentieren Forscher.

E-Fuels sind voraussichtlich noch lange knapp in Deutschland und in anderen Teilen der Welt. Zu dieser Einschätzung gelangen die Wissenschaftler Falko Ueckerdt und Adrian Odenweller vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einer am Dienstag publizierten Analyse. Selbst wenn alle 60 derzeit geplanten E-Fuel-Projekte bis 2035 Realität würden, könnten sie gerade einmal zehn Prozent der zu erwartenden deutschen Nachfrage decken.

Zur Anwendung kämen die strombasierten Kraftstoffe unter anderem im Flugverkehr, im Schiffsverkehr und in der Chemieindustrie – also dort, wo eine Elektrifizierung kaum möglich ist oder zu teuer wäre. Als „unverzichtbar“ für den Klimaschutz bezeichnen die Forscher flüssige E-Fuels daher.

Mit Blick auf die geplanten E-Fuel-Projekte schreiben die Experten: „Nur etwa ein Prozent dieser Ankündigungen haben bisher eine finale Investitionsentscheidung.“ Zudem sei unsicher, wie schnell der Markthochlauf von Energietechnologien vorangeht. Historisch seien Solaranlagen mit einem globalen Wachstum von 40 bis 65 Prozent pro Jahr die erfolgreichste Energietechnologie.

Kosten für E-Fuels könnten auf unter einen Euro sinken

„Unter der Annahme, dass E-Fuels über die aktuellen Ankündigungen hinaus genauso schnell wachsen wie Solar-PV, entspräche das gesamte globale Angebot im Jahr 2035 höchstens etwa 50 Prozent der unverzichtbaren Bedarfe für Deutschland“, heißt es in der Analyse.

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Euro und weniger könnte ein Liter E-Fuel in der Produktion langfristig kosten.

E-Fuels aus ersten Demonstrationsanlagen, wie einer Pilotanlage in Chile, seien nicht für die kommerzielle Nutzung gedacht. So würden sich aus den Investitionen in diese Anlage Kosten von etwa 50 Euro pro Liter E-Fuel ergeben. Sobald sich die Produktion von E-Fuels in industriellem Maßstab mithilfe von Luftfilteranlagen etabliere, „können sich zunächst Produktionskosten von etwa 2 Euro pro Liter einstellen“. Das entspreche dem Vierfachen des typischen Großhandelspreises bei fossilem Benzin in Höhe von 50 Cent pro Liter.

Langfristig könnten sich jedoch Produktionskosten von unter einem Euro pro Liter E-Fuel einstellen. Den Forschern zufolge fehlt derzeit die Investitionssicherheit, damit Unternehmen auch den notwendigen Schritt hin zu großen Anlagen gehen.

Doch die Politik könne im Aufbau der E-Fuel-Industrie nachhelfen: „Verbindliche E-Fuel-Quoten für Anwendungen, die auf E-Fuels angewiesen sind, können eine gesicherte Nachfrage schaffen“, schreiben Ueckert und Odenweller. Demnach könnten Unternehmen beispielsweise langfristige Abnahmeverträge schließen – also sich über mehrere Jahre verpflichten, produzierte E-Fuel-Mengen auch wirklich zu kaufen.

Die Forscher weisen auf eine bereits bestehende deutsche E-Kerosinquote für den Flugverkehr hin – dabei sollen zwei Prozent des getankten Kerosins bis 2030 auf Strombasis sein. Die Europäische Union verfolge ähnliche Pläne. Solche Quoten könnten das E-Fuel-Angebot schneller vergrößern.

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