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1000-Euro-Smartphone. Das neue iPhone X wird per Gesichtserkennung entsperrt und ist so teuer wie noch nie.

© Peter Nicholls/Reuters

Hype um iPhone X: Apple auf dem Weg zum Billionen-Dollar-Unternehmen

Durch das iPhone X erwartet Apple einen enormen Gewinnsprung. Und könnte schon bald Geschichte schreiben.

Um 8:06 Uhr war es soweit. Helge Bruhns hielt als erster Berliner das neue iPhone X in den Händen. Seit acht Tagen schon hatte er vor dem Apple- Store am Kudamm campiert, über den ständigen Regen der vergangenen Tage geflucht und mit anderen Apple-Fanatikern in Vorfreude gefeiert. Bis zu 300 waren es schätzungsweise, die sich in den Stunden vor dem Verkaufsstart vor der Filiale versammelt hatten.

Damit ist der Hype der Anfangsjahre zurück. Bei den letzten Versionen des Smartphones waren die Innovationen weniger, die Begeisterung geringer und die Schlangen kürzer geworden. Doch zum zehnjährigen Jubiläum des Smartphones hat Apple sein Flagschiff runderneuert. Das hat freilich seinen Preis: Erstmals verlangt der Konzern eine vierstellige Summe für ein iPhone.

Engpässe bei der Produktion des iPhone X?

Manche Beobachter hatten sich gefragt, ob Apple damit zu stark an der Preisschraube dreht, doch zumindest die treuesten Käufer schreckte das nicht. Schon nach drei Stunden war am Kudamm die teuerste Variante (1319 Euro) ausverkauft, die etwas günstigere Version mit weniger Speicherplatz gab es dagegen länger. Wann wieder Nachschub kommt, konnten die Mitarbeiter nicht sagen. Generell ist die große Frage, ob Apple mit der Produktion hinterherkommt. Durch die neue Gesichtserkennung, die das Gerät bietet, soll es Engpässe bei einigen dafür nötigen Teilen geben. Nach Schätzungen des Analysten Ming-Chi Kuo von KGI Securities könnte Apple zum Verkaufsstart nur um die drei Millionen iPhone X verfügbar haben und bis Weihnachten nur 20 bis 30 Millionen Geräte auf den Markt bringen. Zum Vergleich: Im vergangenen Weihnachtsgeschäft wurden mehr als 77 Millionen iPhones verkauft.

Doch die schlimmsten Befürchtungen scheinen sich nicht zu bestätigen: Laut Website werden Kunden in Deutschland derzeit in drei bis vier Wochen beliefert. Auch Finanzchef Luca Maestri sagte bei der Vorstellung der Quartalszahlen am Donnerstagabend, man sei recht zufrieden damit, wie sich die Herstellung des iPhone X entwickle. Dafür spricht auch, dass Apple einen neuen Rekord in Aussicht stellte: Für das Weihnachtsquartal soll der Umsatz zwischen 84 und 87 Milliarden Dollar (72 bis 74,6 Milliarden Euro) liegen. Das wäre eine drastische Steigerung im Vergleich zu den 78,4 Milliarden Dollar vor einem Jahr – die bereits ein Bestwert waren.

Apple liefert neue Rekordzahlen

Und trotzdem liefen auch die vergangenen drei Monate hervorragend und besser, als von manchen Analysten erwartet. Denn in den vergangenen Wochen war spekuliert worden, dass viele Kunden auf das iPhone X warteten, statt die kürzlich ebenfalls neu auf den Markt gebrachten iPhone-8-Varianten zu kaufen. Doch die Nachfrage habe die Erwartungen übertroffen, sagte Apple-Chef Tim Cook. Mit den beiden Varianten iPhone 8 und 8 Plus, die äußerlich bisherigen Modellen ähnlich sehen, verkaufte Apple im vergangenen Quartal knapp 46,7 Millionen seiner Smartphones. Das war ein Plus von 2,5 Prozent. Insgesamt verdiente Apple in dem Zeitraum 10,7 Milliarden Dollar, rund 19 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Quartalsumsatz stieg um zwölf Prozent auf 52,6 Milliarden Dollar.

Dazu trug auch bei, dass es Apple gelang, die lange Talfahrt bei seinem iPad-Tablet zu beenden. Die Verkäufe stiegen um 11,4 Prozent auf 10,3 Millionen Geräte. Bei den Mac-Computern gab es inmitten eines weiterhin schwächelnden PC-Marktes ein Absatzplus von zehn Prozent auf knapp 5,4 Millionen Geräte. Das Dienste-Geschäft, in das zum Beispiel Erlöse mit dem Streaming-Service Apple Music, dem Online-Speicher iCloud sowie App-Downloads einfließen, wuchs um 34 Prozent auf 8,5 Milliarden Dollar.

Börsenwert bald bei einer Billion Dollar

Auch die Aktie legte am Freitag zwischenzeitlich erneut um fast drei Prozent zu, nachdem der Kurs schon im vergangenen Monat von 130 auf nun fast 150 Euro geklettert war. Damit steigt auch der Börsenwert von Apple immer weiter. Knapp 890 Milliarden Dollar sind es inzwischen. Zum Vergleich: Smartphone- Marktführer Samsung Electronics ist an der Börse rund 350 Milliarden Dollar wert, die drei wertvollsten deutschen Dax-Unternehmen – SAP, Siemens und Bayer – bringen es zusammen auf 375 Milliarden Dollar.

Zahlreiche Wall-Street-Analysten gehen daher davon aus, dass Apple als erstes Unternehmen in der Geschichte die Bewertungsmarke von einer Billion Dollar knacken wird. Dafür müsste die Aktie den Wert von 193 Dollar überspringen. Steigt sie wie zuletzt, könnte es bald soweit sein.

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