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Die Berliner Sparkasse konnte 2018 keinen Kundenzuwachs verzeichnen.

© IMAGO STOCK&PEOPLE

Jahresbilanz: Die Berliner Sparkasse will weitere Filialen schließen

Am Ende des Jahres soll es fünf bis zehn Filialen weniger geben. Denn das Girokonto-Geschäft stagniert. Geld macht die Bank mit privater Immobilienfinanzierung.

Von Laurin Meyer

Es war das große Jubiläumsjahr der Berliner Sparkasse: 2018 feierte sie ihren 200. Geburtstag. Die jetzt vorgelegte Jahresbilanz gibt auch noch Anlass für verhaltenen Jubel. Zwar konnte das Geldhaus seinen Gewinn vor Steuern auf 103 Millionen Euro steigern – 17 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Doch dabei hat sie spürbar von Sondereffekten profitiert, etwa vom Verkauf von Anteilen am Zahlungsdienstleister B+S Card Service und am Rückversicherer LBB Re Luxembourg.

Ob durch Niedrigzinsen, Konjunkturabkühlung oder zunehmende Konkurrenz durch Onlinebanken: Das Geschäft der Berliner Sparkasse befindet sich im Umbruch. Die Kunden bekommen das vor allem beim Filialnetz zu spüren. In diesem Jahr will das Institut noch einmal fünf bis zehn Filialen schließen, kündigte Johannes Evers an, Vorstandsvorsitzender der Berliner Sparkasse. Bereits in den vergangenen drei Jahren hatte das Geldhaus insgesamt 28 seiner 117 Geschäftsräume dicht gemacht.

Von Filialen will Evers nicht mehr sprechen. Die Kunden erreichten die Sparkassen-Berater heute an „Kontaktpunkten“, wie der Berliner Sparkassenchef am Freitag bei der Vorlage der Bilanz sagte. Im Einkaufscenter oder im Krankenhaus: An sogenannten „roten Schreibtischen“ sitzen die Berater nun dort, wo Filialen nicht mehr rentabel sind.

Bestehende Standorte sollen ausgebaut werden

Zehn solcher Standorte zählen inzwischen dazu, überwiegend am Stadtrand. Außerdem waren die Mitarbeiter auch mit einem Bus unterwegs. Ein bis zweimal in der Woche hält der knallrote Transporter für wenige Stunden an fünf Standorten im Berliner Norden und Südosten. Die Mitarbeiter sollen dort nahezu alle Serviceleistungen anbieten, die die Kunden aus der Filiale kennen. Einzige Einschränkung: Kunden können kein Geld abheben.

Gleichzeitig will die Berliner Sparkasse aber auch die derzeit noch 89 bestehenden Filialen ausbauen. In Mitte und Neukölln hat das Institut einige Geschäftsräume bereits neu ausgestattet. Zwischen Sitzecken und Bücherregalen können Kunden hier Wartezeiten überbrücken, mit Tablets sollen sie Banking-Apps ausprobieren.

Johannes Evers ist seit 2009 Vorstandsvorsitzender der Berliner Sparkasse.
Johannes Evers ist seit 2009 Vorstandsvorsitzender der Berliner Sparkasse.

© Georg Moritz

Die Sparkasse versucht damit einen schwierigen Spagat: Sie investiert einerseits ins bestehende Filialnetz, um Kunden andererseits noch stärker fürs Onlinebanking zu sensibilisieren. Parallel hat das Institut im vergangenen Jahr insgesamt 120 kostenlose Onlinebanking-Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene angeboten.

Offenbar mit Erfolg: Die Kurse waren ausgebucht, gut 650.000 aktive Onlinenutzer zählte das Institut im vergangenen Jahr – das waren rund 40000 mehr als im Vorjahr. „Mehr als jeder zweite Kunde nutzt inzwischen unsere digitalen Kanäle“, freut sich Sparkassen-Chef Evers.

Ab einer Million gibt es Strafzinsen

Neukunden scheint das allerdings nicht angelockt zu haben. Wie schon im vergangenen Jahr lag die Zahl der Privatgirokonten bei rund 1,3 Millionen – und das, obwohl die Stadt wächst und die Sparkasse nicht an der Gebührenschraube gedreht hat. Seit Anfang April gibt das Institut aber die Strafzinsen der Europäischen Zentralbank für das Parken von Geld auch an seine Privatkunden weiter. Wer mehr als eine Million Euro anlegt, muss zahlen. Bei Firmenkunden greift der Negativzins ab einer halben Million Euro. Gemeinsam mit den Kunden suche man dann nach anderen Anlageformen, sagt Evers.

Hoffnungen setzt der Sparkassenchef auf das Wertpapiergeschäft. „Wir sind kein Land der Aktien“, sagt er. Deshalb will Evers mit neuen Modellen für Anlagedepots daran rütteln. Die zurückhaltenden Berliner sollen vor allem mit Sparplänen im kleinen Rahmen an den Aktienmarkt herangeführt werden. Schon ab 25 Euro monatlich können Kunden ihr Geld in Aktien und Fonds anlegen. Erste Erfolge seien bereits sichtbar: Rund 19.000 neue Fondsparpläne habe das Geldhaus im Jahr 2018 abgeschlossen.

Kräftig zulegen konnte die Berliner Sparkasse im vergangenen Jahr bei der privaten Immobilienfinanzierung. Hier stieg das Kreditvolumen um gut 130 Millionen auf insgesamt 792 Millionen Euro. Und auch die Finanzierung von gewerblichen Bauvorhaben wuchs im Vergleich zum Vorjahr. Für das laufende Jahr zeigte sich Evers mit Blick auf Niedrigzinsen und Konjunkturabkühlung nur vorsichtig optimistisch. Er peilt ein Ergebnis von 98 Millionen Euro an.

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