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Winterfutter im Sommer: Weil frisches Futter fehlt, müssen die Bauern an ihre Vorräte.

© Roland Weihrauch/dpa

Milchpreise und Co.: Warum die Dürre Lebensmittel teurer machen könnte

Hitzewelle und Dürre haben Folgen für die Verbraucher: Milchbauern fordern höhere Preise, weil das Futter knapp wird. Kartoffelpflanzen verdorren, die Preise steigen.

Um die Dürre in Deutschland zu überstehen, fordern die Milchbauern deutlich höhere Milchpreise. „Nötig wären 41 Cent pro Liter“, sagte der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Hans Foldenauer, dem Tagesspiegel. Bundesweit würden im Schnitt derzeit aber nur 31 bis 32 Cent gezahlt. Wegen der schlechten Ernten müssten viele Milchbauern Futter zukaufen oder ihre Wintervorräte anbrechen. „Auf dem Feld steht nichts mehr“, betonte Foldenauer. „Unsere Kosten steigen, aber die Bauern haben keine liquiden Mittel, um höhere Futterkosten zu bezahlen.“

Kühe werden früher geschlachtet

Eine Maßnahme: Milchkühe, die für die Milchproduktion nicht mehr gebraucht würden, werden jetzt früher geschlachtet als eigentlich vorgesehen, berichtet der Verbandssprecher. Statt im Stall zu stehen, müssen die Tiere Wochen früher zum Schlachthof, um Futter zu sparen. Staatliche Hilfen, über die derzeit diskutiert wird, lehnt Foldenauer aber als „Heftpflasterpolitik“ ab. „Die paar Euro vom Staat können unsere höheren Kosten nicht abdecken.“

Verdorrt: Weil Wasser fehlt, gehen die Kartoffelpflanzen ein.
Verdorrt: Weil Wasser fehlt, gehen die Kartoffelpflanzen ein.

© imago/Rene Traut

Nicht nur die Milchbauern, auch die Kartoffelpflanzer haben Probleme. Nach der anhaltenden Dürre könnten Pommes Frites wegen der schlechten Kartoffelernte teurer werden: Die kartoffelverarbeitende Industrie warnt vor Qualitätsproblemen und drohenden Engpässen. Mit der Trockenheit spitze sich die Lage „dramatisch“ zu, hieß es in einer Stellungnahme des Bundesverbands der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK). Schon jetzt werde mit Ernteausfällen bei Kartoffeln von bis zu 40 Prozent gerechnet, berichtete BOGK-Geschäftsführer Horst-Peter Karos. „Wenn kein Wetterumschwung kommt, ist die Missernte da“, sagte Karos.

Die Knollen bleiben klein

Aufgrund der Dürre gerieten die Kartoffelpflanzen vermehrt unter Stress und stellten das Wachstum ein, sodass die Knollen klein blieben. Auch eine Beregnung - sofern überhaupt möglich - nütze wenig. Vor allem Knollen in Übergröße, wie sie zur Produktion von Pommes Frites benötigt würden, seien bereits jetzt auf zahlreichen Böden kaum oder gar nicht mehr vorhanden.

Kartoffeln werden teurer

„Es wird von Tag zu Tag kritischer“, meint auch der Analyst des Agrarmarkt-Informationsdienstes AMI, Christoph Hambloch. „Die frühen Kartoffelsorten sind noch glimpflich davongekommen, alles was folgt, leidet extrem unter der Hitze.“ Schon jetzt lägen die Kartoffelpreise trotz einer guten Ernte 2017 deutlich über dem Vorjahresniveau. Auch an der Warenterminbörse hätten die Kartoffelnotierungen einen seit Jahren nicht mehr erreichten Höchststand erreicht.

NRW, Niedersachsen und Bayern sind die wichtigsten Anbauländer

„Die Menge der Knollen ist gesetzt. Jetzt geht es nur noch um die Größe“, erklärt Landwirt Stephan Hufer aus dem niederrheinischen Alpen im Kreis Wesel. Nordrhein-Westfalen zählt neben Niedersachsen und Bayern zu den größten deutschen Anbaugebieten für Kartoffeln. Sorgen bereite der Verkauf der von Hitze und Trockenheit stark betroffenen Ernte. „Es wäre denkbar, dass kleinere Kaliber zum Teil nicht mehr vermarktungsfähig sind“, sagte Hufer. Die Landwirte hofften nun, wenigstens einen Teil der drohenden Einbußen über Preissteigerungen wieder wettzumachen.

Werden Pommes kürzer?

Für die Industrie geht Karos davon aus, dass künftig auch kleinere Kartoffeln für die Produktion von dann kürzeren Pommes Frites eingesetzt werden könnten. „Wenn die größeren Sortierungen nicht da sind, muss man auf kleinere Chargen zurückgehen“, sagte er. Da auch die europäischen Nachbarländer von der Dürre betroffen seien, könne das Problem nicht durch Einfuhren gelöst werden. Importe aus Nicht-EU-Ländern seien nicht nur teuer, sondern auch zum Schutz vor Kartoffelkrankheiten nur in sehr eingeschränktem Umfang möglich. (mit dpa)

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