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Wer steigt ein? Von sechs Interessenten für die Air-Berlin-Tochter sind vier ernsthafte Bieter geblieben. Bis Jahresende muss eine Investorenlösung stehen.

© Georg Hochmuth/dpa

Verhandlungen über Air-Berlin-Tochter: Check-in bei Niki

Vier Bieter verhandeln mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter über die Übernahme der Air-Berlin-Tochter. Derweil ist der erste Streik bei Ryanair verpufft.

Vier von sechs Interessenten gehen ins Finale um die Übernahme der insolventen Fluggesellschaft Niki. Der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther nimmt mit ihnen Verhandlungen auf, um eine Lösung für die Air-Berlin-Tochter zu finden. Über die Identität der Bietet wurde bis zu einem möglichen Vertragsabschluss Stillschweigen vereinbart. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag von Insidern erfuhr, handelt es sich bei einem der Interessenten um den britisch-spanischen Konzern IAG, die Mutter von British Airways und dem Billigflieger Vueling. Zu den Bewerbern zählen dem Vernehmen nach neben dem einstigen Firmengründer Niki Lauda auch die Fluggesellschaften von Thomas Cook und Tui.

Insgesamt sechs strategische Interessenten hätten Angebote für die Übernahme von weiten Teilen des Niki-Geschäftsbetriebes vorgelegt, teilte Flöther mit. Davon seien fünf verbindlich. Der vorläufige Gläubigerausschuss, dem er am Freitag in Berlin die Angebote vorstellte, beauftragte ihn, zunächst mit zwei Bietern in Endverhandlungen einzutreten. Flöther hat jetzt bis zum Jahresende Zeit, eine Investorenlösung zu finden.

Niki hat 1000 Mitarbeiter

„Die Aussichten dafür stehen gut“, betonte er. „Das Interesse der Bieter ist groß, und ich bin zuversichtlich, dass es möglich ist, große Teile des Geschäftsbetriebes und zahlreiche Arbeitsplätze in Österreich und Deutschland zu erhalten.“ Das Unternehmen beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter. Nach der Übernahme des Ferienflugverkehrs von Air Berlin hatte die in Wien beheimatete Niki eine zweite Basis in Düsseldorf eingerichtet.

Am Mittwoch hatte Flöther in Wien Gespräche mit den österreichischen Aufsichtsbehörden geführt, die nach seinen Worten „sehr aufgeschlossen und entgegenkommend“ waren. Deshalb wird auch eine Fristverlängerung nicht ausgeschlossen. „Sollten wir bis Ende Dezember einen unterschriftsreifen Vertrag haben, ist es sogar möglich, dass die Frist noch um ein paar Tage verlängert wird.“

Doch obwohl der Flugbetrieb am 14. November eingestellt wurde, braucht Niki Geld, um die laufenden Kosten zu decken. Investoren müssen bereit sein, bereits vor einem Betriebsübergang die notwendigen Mittel für den Betrieb zur Verfügung zu stellen, um eine Stilllegung zu verhindern. Die Bieter, mit denen jetzt weiter verhandelt wird, haben das laut Flöther in Aussicht gestellt. Lufthansa hatte gut 190 Millionen für Niki zahlen wollen, war aber an kartellrechtlichen Bedenken der EU gescheitert.

Zwei Transfergesellschaften für Air-Berlin-Beschäftigte

Für Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin stehen unterdessen zwei Transfergesellschaften zur Verfügung. Mit rund 1500 ehemaligen Beschäftigten seien Verträge unterschrieben worden, teilten die Gesellschaften mit.

Die Insolvenzen von Air Berlin und Niki haben auf dem Luftfahrtmarkt erhebliche Turbulenzen ausgelöst. Beim Wettbewerber Ryanair, der entgegen seiner Ankündigung doch kein Angebot für Niki abgegeben hatte, gibt es den ersten Arbeitskampf – allerdings ohne große Folgen. Der erste Streik in der Geschichte des Unternehmens verursachte am Freitagmorgen kaum Probleme. Keiner der 36 geplanten Flüge sei ausgefallen, lediglich neun seien verspätet gestartet, sagt ein Ryanair-Sprecher. Die Pilotenvereinigung Cockpit VC sieht das anders. „Der Warnstreik war erfolgreich. Knapp die Hälfte der betroffenen Flüge sind deutlich verspätet gestartet“, sagte ein VC-Sprecher. Auf anderen Flügen habe Ryanair Piloten eingesetzt, die gar nicht zum Streik aufgerufen gewesen seien. „Der Druck, den die Piloten erzeugen wollen, ist definitiv beim Ryanair-Management angekommen.“

Keine Ryanair-Streiks zu Weihnachten

Bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag werde es keine weiteren Streiks geben, versichert VC. Dann allerdings seien weitere Ausstände möglich. Das hänge allein von Ryanair ab. „Sollte der klare Wille erkennbar sein, mit VC auf Augenhöhe Verhandlungen ohne Vorbedingungen führen zu wollen, stehen wir jederzeit für Gespräche bereit", betont Ingolf Schumacher, Vorsitzender der Tarifkommission der VC. Andernfalls sei eine Eskalation der Streiks denkbar. VC hatte die 200 festangestellten Piloten von Ryanair aufgerufen, am Freitag zwischen fünf und neun Uhr die Arbeit niederzulegen. In Frankfurt starteten alle sechs Flüge wie vorgesehen, in Berlin und Köln-Bonn gab es allerdings erhebliche Verspätungen.

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