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Anregend. Ein Glas Bier kann einen auf neue Gedanken bringen.

© Mike Wolff

Künstlerdroge: Künstlerdroge: Alkohol kann kreativ machen

Ein Bier fördert die Problemlösung, haben Psychologen herausgefunden. Aber wer zu viel trinkt, schadet seiner Kreativität eher.

Die gängige Vorstellung vom Künstler, der Alkohol braucht, um kreativ zu sein, ist nicht ganz falsch. Zumindest wer die für Autofahrer erlaubte Promillegrenze einhält, kann nach Alkoholkonsum bei kreativen Problemlösungen bessere Ergebnisse erzielen als in nüchternem Zustand. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass die verstandesmäßige Steuerung von Gedankengängen etwas gelockert wird und so Assoziationen und spontane Einfälle begünstigt werden, berichten österreichische Psychologen im Fachblatt „Consciousness and Cognition“. Sie betonen, dass Alkohol nicht bei allen Formen der Kreativität eine positive Wirkung hat und stärkerer Konsum eher nachteilig ist.

„Es wäre falsch, unsere Ergebnisse zu generalisieren und anzunehmen, dass Kreativität stets durch Alkohol gefördert wird“, relativieren die Forscher um Mathias Benedek von der Universität Graz. Die meisten Denkprozesse würden von einem hohen Maß an kognitiver Steuerung profitieren, sprich: von einem klaren Kopf.

Alkohol in Maßen kann helfen, gedankliche Barrieren zu durchbrechen

Doch bei kreativem Denken sei ein Zusammenspiel mit zusätzlichen spontanen Prozessen wesentlich. So kann eine zu starke mentale Fixierung eine Problemlösung blockieren. Ein geringer Alkoholspiegel kann die geistige Kontrolle verringern, eine starre Fokussierung der Gedankengänge lockern und helfen, ganz neue Lösungsansätze zu finden. Je nach Art des kreativen Prozesses würde sich ein unterschiedlicher Mix aus verstandesmäßiger Steuerung und nicht analytischem, intuitivem Denken als optimal erweisen.

An der Studie beteiligten sich 70 Personen im Alter von 19 bis 32 Jahren. Angepasst an das individuelle Körpergewicht, Alter und Geschlecht wurde der Hälfte der Probanden so viel Bier verabreicht, dass sich ein Blutalkoholspiegel von 0,3 Promille einstellte. Bei den Männern waren dazu etwa 500 Milliliter Bier nötig, bei den Frauen 350 Milliliter. Die Placebogruppe erhielt alkoholfreies Bier.

Vor dem Bierkonsum und eine halbe Stunde danach absolvierten die Teilnehmer Tests. Es zeigte sich, dass der Alkoholkonsum die Leistung des Arbeitsgedächtnisses verschlechterte, die Fähigkeit kreativer Problemlösung verbesserte und das Querdenken nicht beeinflusste. „Unsere Resultate sind ein Hinweis darauf, dass stärkere kognitive Kontrolle nicht immer gleichbedeutend ist mit besserer kognitiver Leistung“, schreiben die Autoren. Sie vermuten, dass höhere Alkoholkonzentrationen nicht nur das Arbeitsgedächtnis, sondern auch das Querdenken verschlechtern. wsa

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