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In der Gegend um Blieskastel stehen zahlreiche Wohnhäuser unter Wasser.

© IMAGO/Bernd März/IMAGO/Bernd März

Update

Hochwasserlage entspannt sich: Saarbrücken hebt Großschadenslage auf

Das Saarland wurde von heftigem Hochwasser heimgesucht. Kanzler Olaf Scholz hat sich ein Bild der Lage gemacht und verspricht den Betroffenen Hilfe. Nun stehen Aufräumarbeiten an.

Die saarländische Landeshauptstadt Saarbrücken als Untere Katastrophenschutzbehörde hat die Großschadenslage nach den schweren Überschwemmungen aufgehoben. Die akuten Rettungs- und Sicherungsmaßnahmen seien abgeschlossen und die Gewässerpegelstände weiterhin rückläufig, teilte die Pressestelle der Stadt am Samstagabend mit.

Demnach stehen derzeit Aufräumarbeiten im Fokus. Die Einsatzkräfte, Behörden und kommunalen Dienststellen werden ihre Arbeiten den Angaben zufolge in den nächsten Tagen fortführen, um die durch das Hochwasser entstandenen Schäden abzuarbeiten. In den betroffenen Bereichen müsse auch in den kommenden Tagen und Wochen mit Einschränkungen gerechnet werden.

Heftige Regenfälle hatten vor allem im Saarland, aber auch in weiteren Regionen Südwestdeutschlands am Freitagabend und Samstagfrüh schwere Überflutungen mit hohen Sachschäden verursacht.

Im Landkreis Trier-Saarburg sei die Nacht ruhig verlaufen, die Pegel seien weiter gesunken, sagte eine Sprecherin des in Rheinland-Pfalz gelegenen Landkreises am Sonntagmorgen der Nachrichtenagentur AFP. Deswegen habe das Lagezentrum über Nacht geschlossen werden und die ehrenamtlichen Einsatzkräfte nach Hause gehen können. Nun stünden vor allem Aufräumarbeiten an.

Teile der Innenstadt von Saarbrücken stehen unter Wasser.

© IMAGO/Einsatz-Report24/IMAGO/EinsatzReport24

Am Samstag seien bereits Drohnen und ein Polizeihubschrauber in Teilen des Landkreises eingesetzt worden, um einen Überblick zur Lage etwa an der Riveristalsperre zu verschaffen, sagte die Sprecherin weiter. Auch am Sonntag sollten in den betroffenen Gebieten Drohnen zum Einsatz kommen.

Das saarländische Innenministerium teilte auf seiner Facebookseite ebenfalls mit, dass sich die Hochwasserlage im Land weiter entspanne. Es gebe noch „einige wenige Schwerpunkte“ - die Lage sei aber übersichtlich.

Bundeskanzler Olaf Scholz und Saar-Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (beide SPD) sagten Samstagmittag bei einem Besuch in dem Katastrophengebiet den Betroffenen Unterstützung zu. Trotz nachlassender Regenfälle blieb die Lage zunächst vielerorts weiter angespannt, an mehreren Flüssen stiegen die Pegel am Samstag weiter an.

Die Feuerwehr in Blieskastel berichtete von überfluteten Kellern und Straßen sowie Erdrutschen.

© dpa/Helmut Fricke

Stark betroffen waren neben der Landeshauptstadt Saarbrücken unter anderem die Städte Neunkirchen, Blieskastel und Ottweiler, wo nach einem Dammbruch die Altstadt unter Wasser stand. „Die Altstadt steht komplett unter Wasser. Da geht gar nichts mehr. Da ist auch gebeten worden, alles großzügig zu räumen“, sagte die Sprecherin des Landkreises.

Mobile Deichsysteme und auch die Sandsäcke hatten nachgegeben. Die Einsatzkräfte seien ununterbrochen unterwegs. „Die Folgen für den Landkreis sind sehr groß. Es sind fast alle Städte und Gemeinden betroffen.“ Besonders hart habe es aber Ottweiler getroffen. „Glücklicherweise wurde keiner verletzt.“ 

In der Altstadt von stellenweise etwa kniehoch, wie der SR berichtete. Teilweise seien die Anwohner von Blieskasten mit Schlauchbooten aus ihren Häusern geholt worden. Etliche Einsatzkräfte und freiwillige Helfer seien im Einsatz.

In der Gemeinde Fischbach-Camphausen wurde Katastrophenalarm ausgelöst.

© IMAGO/Bernd März/IMAGO/Bernd März

Weitere Dammbrüche gab es im Umland von Saarbrücken. In mehreren Kommunen fiel der Strom aus oder musste aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden.

Vereinzelt seien auch Altenheime betroffen gewesen, etwa eines in Marpingen. In Saarbrücken-Russhütte sei die Lage „brenzelig“ gewesen, weil die Strömungsgeschwindigkeit so hoch war, dass die Feuerwehr abbrechen musste und Strömungsretter des Deutschen Roten Kreuzes angefordert wurden.

Rettungskräfte fordern Anwohner in Saarbrücken auf, ihre Gebäude zu verlassen.

© IMAGO/Bernd M‰rz/IMAGO/Bernd März

Mehrere Gebäude im Stadtgebiet mussten evakuiert werden. Die Stadt richtete Ausweichquartiere in Schulen und ein Bürgertelefon ein. Betroffene Personen wurden aufgerufen, nur das Notwendigste mitzunehmen.

Menschen mit Booten gerettet

In Wemmetsweiler hätten Menschen mit Booten aus ihren Häusern gerettet werden müssen. Bisher seien glücklicherweise keine Menschen zu Schaden gekommen, sagte der Sprecher des Innenministeriums am Freitagabend. 50.000 Sandsäcke aus der Landesreserve seien freigegeben.

Die Freiwillige Feuerwehr St. Johann füllt Sandsäcke.

© dpa/Laszlo Pinter

Die Katastrophe sei „ein Aufruf zur Solidarität und das wird auch so sein“, sagte Scholz bei einem Besuch im saarländischen Kleinblittersdorf. Aktuell stehe die akute Hochwasserhilfe im Vordergrund, danach werde es weiter „darum gehen, dass man verabredet, was man tun kann“. Hier könnten sich „alle darauf verlassen, dass das im besten Sinne geschieht“. „Wir haben da eine gute Praxis der Solidarität.“

Der Kanzler zeigte sich bei dem Besuch beeindruckt davon, „welche Gewalt die Natur hat“. Er lobte die gute Zusammenarbeit der Einsatzkräfte und auch zahlreicher ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer: „Auf so etwas werden wir immer wieder angewiesen sein.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) besuchen den vom Hochwasser betroffene Ort Kleinblittersdorf.

© dpa/Harald Tittel

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verwies neben dem Einsatz des THW auch auf Unterstützung durch die Bundespolizei. „Der Bund unterstützt insbesondere das Saarland mit starken Kräften, um nach den schweren Überflutungen Menschenleben zu schützen und die Zerstörung durch die Wassermassen so weit wie möglich zu begrenzen“, erklärte Faeser in Berlin. Unterstützung leisteten auch Einsatzkräfte aus anderen Bundesländern, etwa aus Baden-Württemberg.

Vielerorts stand in den Hochwassergebieten das Wasser in Häusern im Keller und im Erdgeschoss. Straßen waren unpassierbar, der Bahnverkehr teilweise eingestellt.

Kein Ersatzverkehr

Nach Angaben des Bahnunternehmens Vlexx war der Zugverkehr im Saarland stark eingeschränkt, dies galt auch für den Busverkehr. Teilweise wurden Gleise unterspült, auch in Oberleitungen gestürzte Bäume waren Ursache. Auch am Samstag kam es in Rheinland-Pfalz und im Saarland zu massiven Beeinträchtigungen und Ausfällen im Zug- und Schienenersatzverkehr.

Von nicht notwendigen Reisen ins Saarland sei abzusehen, teilte die Deutsche Bahn mit. Aufgrund der Witterungsbedingungen konnte die Bahn ihren Angaben zufolge keinen Ersatzverkehr einrichten. Betroffen seien mehrere Regionalbahn- und Regional-Express-Linien, die unter anderem über die Hauptbahnhöfe Pirmasens, Trier und Saarbrücken führen. (dpa, AFP)

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