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Online-Spiele: Wenn die Steuerfahndung pokert

In Dänemark versuchen Finanzbeamte, Gewinnern aus Online-Glücksspielen auf die Schliche zu kommen.

Was für ein Job. Der ehrenwerte Beruf des Steuerbeamten gilt im Volksmund als grau, bieder, langweilig. Die dänische Finanzbehörde „Skat“ straft dieses Gerücht nun Lügen. In Kopenhagen dürfen die Beamten des wohl bekanntesten Amtes des Königreichs täglich im Internet bei Pokerturnieren ihre Geschicklichkeit, ihr Talent zum Bluffen und ihre Risikobereitschaft unter Beweis stellen. Und das Schönste ist: Für verlorene Einsätze müssen die Beamten nicht selber zahlen. Dafür stehen Steuergelder zur Verfügung.

Das Online-Poker-Projekt soll jedoch nicht nur zur Auflockerung der Atmosphäre in den dänischen Finanzämtern beitragen – auch wenn dies unbestreitbar ein Nebeneffekt ist. Eigentlich geht es den Steuerbeamten darum, Internet-Pokerspieler mit dänischer Staatsbürgerschaft zu entlarven, wenn sie ihre beim Zocken gemachten und teils beträchtlichen Gewinne nicht ordnungsgemäß versteuern.

Doch in der dänischen Online-Pokerszene hat sich die neue Bedrohung schnell herumgesprochen: Wer keine Probleme bekommen möchte, solle sich beim Login vor Pokerspielern mit Online-Benutzernamen wie „Taxman“ (Mann vom Finanzamt) oder „Skattebasse“ (Steuerheini) in Acht nehmen. In der Tat haben sich einige der zockenden Finanzbeamten genau solche Namen zugelegt. Nicht besonders kreativ. Nein. Dafür aber abschreckend. Einige Erfolge hat es schon gegeben.

Ein Spieler aus der Nähe von Kopenhagen mit dem Pseudonym „Mighty_L“ hatte bei nur einem einzigen Turnier 1,7 Millionen Kronen, also rund 227 000 Euro, gewonnen. Nun muss er darauf Steuern zahlen, obwohl er das ursprünglich offenbar nicht vorgehabt hatte. „Mighty_L“ ist einer von 200 Dänen, die es geschafft haben, ihren Lebensunterhalt mit dem Online-Kartenspiel zu verdienen: 100 000 Kronen, mehr als 13 400 Euro, sollen dabei als Monatsgehalt keine Seltenheit sein. Prinzipiell müssen diese Pokergewinne versteuert werden, doch seine Einkünfte meldet kaum einer der professionellen Spieler. Die meisten geben lieber ausländische Bankkonten für die Überweisungen der Gewinne an. Deshalb sei das Zocken der Steuerfahnder die einzige Möglichkeit, die vom Glück gesegneten Pokerspieler belangen zu können.

Carsten Gröngaard, Chef der „Operation Poker“, versicherte der Zeitung „Jyllands-Posten“, dass sich die dänische Steuerbehörde nicht in eine verqualmte, nach Zigarren stinkenden Spielhölle verwandelt habe. Auch sei das Budget nicht so gewaltig, dass einzelne Finanzbeamte bedenklich große Summen verzocken könnten. Der Aufwand würde sich aber lohnen, denn durch die Teilnahme an den Pokerspielen würden seine Beamte Informationen über Spieler und deren Tricks erlangen, die diese benutzen, um ihre Pokergewinne nicht versteuern zu müssen.

Ein Nachteil hat das Pokerspiel für die Steuerbeamten dennoch. Wenn einer von ihnen den Jackpot knackt, also einen großen Gewinn macht, muss der glückliche Beamte seinem Arbeitgeber, dem Finanzamt, alles auszahlen. Das hindert Beamte allerdings nicht daran, die am Arbeitsplatz gewonnenen Kenntnisse in der Freizeit für ein privates Spielchen zu nutzen. Dann allerdings auf eigenes Risiko.

André Anwar

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