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Homepage: Auf den Spuren der Arbeiter

Kolloquium über Werktätige im Staatssozialismus

Kolloquium über Werktätige im Staatssozialismus Die Geschichte der Arbeiterbewegung ist in der historischen Forschung zur Zeit nicht gerade ein Modethema. In den sechziger Jahren hatte sie dagegen Hochkonjunktur. Oft hängt es vom gesellschaftlichen Klima der Gegenwart ab, auf welche Themen der Vergangenheit sich das öffentliche und auch das wissenschaftliche Interesse richten. Das Thema des zweitägigen Kolloquiums „Arbeiter im Staatssozialismus – ideologischer Anspruch und soziale Wirklichkeit“, das in der vergangenen Woche in Potsdam stattgefunden hat, mag insofern überraschen. Eingeladen hierzu hatte das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) in Zusammenarbeit mit dem Institut für soziale Bewegungen (ISB) der Ruhr-Universität Bochum. Bessere Kontakte zu Forschern in den osteuropäischen Länder herzustellen nannte Christoph Kleßmann, Direktor des ZZF, als ein Ziel der Veranstaltung. Den Eröffnungsvortrag über Arbeiter, Arbeiterbewegungen und Staat im Europa des „kurzen“ 20. Jahrhunderts hielt der Sozialhistoriker Klaus Tenfelde, Leiter des ISB, am Donnerstagabend vor rund 40 Zuhörern im Kutschstall. Er wolle die Geschichte der Arbeiterbewegung „von ihrem Ende her aufrollen“, erklärte Tenfelde zu Beginn seiner Ausführungen. Wichtig sei es auch, sie „der Mythenbildung zu entkleiden.“ Tenfelde begann seine Reise in die Geschichte der Arbeiterbewegung bei der aktuellen Krise der Gewerkschaften in den osteuropäischen Staaten. Im Folgenden erläuterte er die Stärken und Schwächen der strukturorientierten Sozialgeschichte der sechziger Jahre, ging auf verschiedene Organisationsformen von Gewerkschaften in unterschiedlichen politischen Ordnungen ein und stellte die deutsche Arbeiterbewegung des frühen 20. Jahrhunderts als impulsgebend für ganz Europa heraus. Gerade diese europäische Perspektive war es, die Tenfelde immer wieder einnahm. Deutlich wurde dabei, mit welch unterschiedlichen Bedingungen die Arbeiterbewegungen in den einzelnen Ländern konfrontiert wurden und welche verschiedenen Strukturen und Ziele sie selbst demzufolge hatten. Wichtig war es dem Historiker, immer wieder die großen Unterschiede zwischen den Arbeiterbewegungen in Ost und West zu betonen. Er wies auch auf aktuellere Veränderungen hin, die die Arbeiterbewegung vor neue Herausforderungen stellen. Hier nannte Tenfelde unter anderem die Vervielfältigung der Beschäftigungsarten und die Individualisierung der Lebensstile. Am Ende des Vortrages kehrte er noch einmal zu dessen Ausgangspunkt zurück. Die Schlussworte klangen optimistisch: Die Schwäche der östlichen Gewerkschaftsbewegung bedeute keinesfalls das Ende der Gewerkschafts- und Arbeiterbewegungsgeschichte.Katja Michel

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