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Sport: Aus dem Kajak aufs Krad und erneut zur WM

Manuela Mucke bereut ihren Abschied vom Leistungssport nicht und will 2005 im Drachenboot paddeln

Manuela Mucke bereut ihren Abschied vom Leistungssport nicht und will 2005 im Drachenboot paddeln Von Michael Meyer Wenn sie bisher auf dem Wasser richtig Gas gab, flitzte Manuela Muckes schmales Boot nur so über die Regattastrecken der Welt. Wenn sie jetzt ordentlich Gas gibt, ist die Kanutin des KC Potsdam im OSC ungleich schneller – allerdings auf der Straße, wo sie 98 Pferdestärken nutzt, um auf ihrem Motorrad, einer Yamaha FZ6, ihr neues Leben zu genießen. Und ihre neue Liebe namens Ronny Lorenz, den sie bei Kradfahrten kennen lernte. Einen sehr erfolgreichen Daseins-Abschnitt hat Mucke abgehakt, vor ihr liegen neue Herausforderungen. Andere als der tägliche Trainingsstress und die stets neue Frage, ob die eigene Leistung für den jeweiligen sportlichen Jahreshöhepunkt genügt. „Momentan wüsste ich nicht, was mir fehlt, was mich unglücklich machen sollte“, meint die Kanutin, die nach zwanzig Jahren Paddeln mit vielen nationalen und internationalen Meriten Ende 2004 Abschied vom Hochleistungssport nahm. Und die im Juli dieses Jahres trotzdem wieder um Weltmeisterschaftsmedaillen kämpfen wird. „Ich habe meinen Rücktritt noch keine Minute bereut“, erklärt Manuela Mucke, die in ihrer langen Kajak-Karriere zweimal – 1996 und 2000 – Olympiasiegerin wurde, bei Weltmeisterschaften vier Titel und neun weitere Medaillen einheimste, zweimal Europameisterin und viermal Junioren-Weltmeisterin war, außerdem 37 goldene und 17 weitere Medaillen bei Deutschen Meisterschaften erpaddelte. Und die ein ähnliches Comeback wie Birgit Fischer für sich selbst ausschließt. „Ich ziehe durch, wozu ich mich entschieden habe“, erklärt sie. „Wenn ich sage, ich höre auf, ist das wohlüberlegt.“ Sie sei erfahren, erfolgreich und reif genug, „um mir bestimmte Dinge im Sport nicht mehr anzutun und mich nicht mehr tyrannisieren oder mobben zu lassen.“ Worte, die wohl Richtung Verbands-Cheftrainer Josef Capousek gehen, auf dessen Geheiß hin Manuela Mucke ein Olympia-Start in Athen trotz erfolgreicher Qualifikation verwehrt blieb. „Ich genieße jetzt auch die anderen Dinge des Lebens“, verkündet Mucke, die inzwischen bei der Gewoba Potsdam eine Ausbildung zur Kauffrau für Grundstücks- und Wohnungswirtschaft begonnen hat. „Ich habe ein sehr gut funktionierendes Privatleben, bin frisch verliebt und habe einen sehr großen Freundeskreis, der auch meine Horizonte öffnet.“ Traurig über den Abschied ist allerdings ihre langjährige Weg- und Erfolgsgefährtin Katrin Wagner-Augustin, mit der sie seit 1997 fast täglich trainierte und viele Wettkämpfe in einem Boot bestritt. „Mucki fehlt mir schon“, räumt die 27-jährige Sportsoldatin ein. „Wir waren ein eingespieltes Team und ticken auf der gleichen Wellenlänge, was nicht auf den Sport reduziert ist.“ Wenn Katrin Wagner-Augustin im April bei den Sichtungsrennen und Ende Mai bei der Internationalen Regatta jeweils in Duisburg um das diesjährige WM-Ticket paddelt, will Manuela Mucke sie mit ihrer Yamaha besuchen. „Der Adrenalinstoß, den ich bisher in Kanurennen hatte, den hole ich mir jetzt beim Motorradfahren“, erzählt sie und schmunzelt: „Katrin muss sich erst noch für die Weltmeisterschaften qualifizieren – ich bin es schon.“ Im Juli nämlich paddelt Mucke in Barcelona wieder um WM-Gold – im Drachenboot. Mit den Preussen-Drachen im OSC Potsdam ist sie sich schon einig, dass sie ihre Fähigkeiten im deutschen Frauenboot einsetzen wird. „Neu ist das für mich nicht, ich habe schon oft im Drachenboot gesessen“, meint die Potsdamerin, die auch den Rennkanuten treu bleiben will. Der KCP wird sie auf seiner traditionellen Kanu-Party am kommenden Freitag feierlich verabschieden und möchte sie mit ihrer offenen, sympathischen Art künftig in seinen Marketing-Bereich einbinden. In dieser Woche aber schwitzte „Mucki“ beim Skilaufen in den italienischen Alpen. „Ich muss abtrainieren, und die Drachenboot-WM sind ein zusätzlicher Ansporn dafür“, meint sie. Heute vormittag will sie zurück in Potsdam sein – rechtzeitig genug, um am Abend mit ihrem großen Freundeskreis in ihren 30. Geburtstag am morgigen Sonntag hinein zu feiern.

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