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Landeshauptstadt: Mut zur Entscheidung

Für Oscar Niemeyer, gegen die Flügelbauten

Für Oscar Niemeyer, gegen die Flügelbauten Die Baubeigeordnete Frau Dr. Elke von Kuick-Frenz hat zwei richtige Entscheidungen getroffen: die eine ist die Aufgabe der Planungen für die Flügelbauten am Brandenburger Tor und die andere die Vergabe des Freizeitbades an Oscar Niemeyer. Die postulierte Uneigennützigkeit und Denkmalfreundlichkeit des Investors für die Flügelbauten am Brandenburger Tor reichen offenbar nicht, um eine ergebnisoffene Debatte zu finanzieren – verständlich. Aber wenn die Debatte nicht wirklich ergebnisoffen ist – und das hatten wir in früheren Jahren in Potsdam schon mehrfach! – dann wäre sie ein Missbrauch des Engagements der Bürger und aller Fachberater, die sich einbringen würden. Hier gibt es keinen Baubedarf, dagegen ein hohes Risiko, ein vollkommen harmonisches Stadtbild zu zerstören, und wir wissen, dass es aus dem 18. Jahrhundert nicht mehr viele gibt. Wir haben nun die Möglichkeit, mit temporären Gestaltungen aus Pflanzen eine Fassung des Platzes und ihre Wirkung auszuprobieren. Wie schön wäre es, wenn wir gerade hier zum großen Bundeswettbewerb der Entente Florale in diesem Jahr ein wahres Blumenfeuerwerk entfachen könnten! Für Oscar Niemeyer möchte ich werben. Natürlich muss die freie Vergabe eine Ausnahme bleiben, der Protest der Brandenburgischen Architektenkammer war notwendig. Aber mit dem Freizeitbadprojekt haben Stadt und Stadtwerke um fünf vor Zwölf die Chance erhalten, überhaupt ein Bad gefördert zu bekommen, es dann in eigener Regie zu betreiben und gleichzeitig einen der großen Baumeister der Gegenwart zu beauftragen. Lassen Sie uns diesen Sprung an die Weltspitze unterstützen! Das brauchen wir doch, wenn wir nach Jahrzehnten der baulichen Untaten und des Mittelmaßes an Mendelsohn und Mies van der Rohe anknüpfen wollen, von Knobelsdorff und Schinkel ganz zu schweigen. Ein solcher Schritt kann die einheimische Architektur nur beflügeln und ermutigen, an eigene gute Leistungen, deren Vereinzelung nicht den Architekten anzulasten ist, schöpferisch anzuknüpfen. Eine positive Gesamtentwicklung Potsdams, und dazu gehört dieser mutige Schritt, kommt allen zugute. Viel schlimmer finde ich die vielen Adressen in der Stadt, an denen von Ferne her hässliche Belanglosigkeit importiert wird, wie beim Potsdam-Center, wo ich ein Votum der Brandenburgischen Architektenkammer sehr vermisst habe, oder bei dem IHK-Gebäude in der Breiten Straße, bei Lidl in der Berliner Straße oder zurzeit an der Ecke Leiblstraße /Hans-Thoma-Straße. Es ist sehr zu begrüßen, dass sich die Architektenkammer stärker in die Baufragen in der Stadt einbringen möchte und es wäre wunderbar, wenn sie und die Baubeigeordnete Dr. Elke von Kuick-Frenz den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen würden. Die Autorin Saskia Hüneke ist Kunsthistorikerin und Potsdamer Stadtverordnete der Fraktion Grüne / Bündnis 90.

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