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Ehemaliges Landtagsgebäude auf dem Potsdamer Brauhausberg nach dem Brand.

© Andreas Klaer

Stadt Potsdam droht Ersatzvornahme an: Sanus AG muss „Kreml“ nach dem Feuer sichern

Die Polizei hat Spuren am Brandort gefunden. Die Eigentümerin hält sich nach dem Feuer im ehemaligen Landtagsgebäude auf dem Brauhausberg weiterhin bedeckt.

Nach dem Feuer im ehemaligen Landtagsgebäude auf dem Brauhausberg drohen der Eigentümerin, der Berliner Sanus AG, jetzt hohe Kosten durch eine Ersatzvornahme der Stadt Potsdam.

Die Verwaltung habe am Dienstag (8. August) gegenüber der Sanus AG per Bescheid die „unverzügliche Herstellung der Verkehrssicherheit für das Grundstück, inklusive des sich darauf befindlichen Hauptgebäudes des Alten Landtages angeordnet“, teilte ein Stadtsprecher auf PNN-Anfrage mit. Sollte die Sanus AG dieser Verpflichtung nicht nachkommen, werde die Stadt Potsdam den Bescheid per Ersatzvornahme durchsetzen. In diesem Fall werde die Sicherung auf Kosten des Eigentümers vorgenommen. „Das wird dann teuer“, sagte der Sprecher. Die Sanus AG habe bis kommende Woche Zeit, dem Bescheid nachzukommen.

Statik des Gebäudes muss geprüft werden

Die Kriminalpolizei hatte die Spurensicherung am Brandort am Dienstag beendet und die Immobilie an die Eigentümerin übergeben, teilte Daniel Keip, Sprecher der Polizeidirektion West, mit. Die Sanus AG müsse sich nun um die Sicherung des Bauwerks kümmern. Das Feuer im Seitenflügel des „Kreml“ hatte den Dachstuhl und den darunter liegenden früheren Plenarsaal vollständig zerstört. Nach Angaben der Feuerwehr bestehe Einsturzgefahr. Die Überprüfung der Statik müsse nun durch die Eigentümerin beauftragt werden, heißt es aus der Stadtverwatung.

Ehemaliges Landtagsgebäude auf dem Potsdamer Brauhausberg nach dem Brand: Feuerwehr und Polizei warnen vor herabstürzenden Gebäudeteilen. Die Eigentümerin wurde zur Sicherung des Gebäudes verpflichtet.

© Andreas Klaer

Doch die Immoblienfirma äußerte sich nicht zum weiteren Vorgehen und blieb trotz wiederholter Anfrage wortkarg. Die Sanus AG kläre „vertragsrelevante Sachverhalte mit ihrem Vertragspartner“, teilte ein Sprecher lediglich mit. In der Vergangenheit war es immer wieder zu Vandalismus und auch zu kleineren Bränden auf dem Gelände gekommen, das nur durch einen Bauzaun gesichert ist. Ein später festgenommener Mann hatte wiederholt russische Kriegszeichen und Flaggen an dem markanten Turm des alten Landtags angebracht. Der Brauhausberg wird auf verschiedenen Internetseiten auch als sogenannter Lost Place geführt, der immer wieder Besucher anlockt, die illegal auf das Gelände gelangen.

Die Polizei hat Spuren am Brandort gesichert

Nach Angaben der Polizei sei Spurenmaterial am Brandort gesichert worden. „Dieses wird nun systematisch kriminaltechnisch untersucht und ausgewertet“, sagte Sprecher Daniel Keip. Zudem habe es Hinweise von Zeugen gegeben. Nähere Angaben könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gemacht werden. Die Ermittlungen würden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Es werde weiterhin wegen Brandstiftung ermittelt, so Keip. Zeugen sollten sich mit Hinweisen an die Polizei wenden. Das Feuer war am Nachmittag des 5. August ausgebrochen.

Verkohlter Giebel am ehemaligen Landtagsgebäude. Das Feuer war am 5. August ausgebrochen.

© Andreas Klaer

Der Stadtverordnete Andreas Menzel (Freie Fraktion) bezweifelt, dass die Sanus AG die beim Kauf 2015 vorgestellten Pläne auf dem 25.000 Quadratmeter großen Grundstück samt „Kreml“ noch umsetzt. „Bis zum Brand waren schon acht Jahre vergangen, in denen es trotz mehrerer zwischenzeitlicher Ankündigungen, jetzt würde es losgehen mit dem Bau von 200 Wohnungen, nicht zur Umsetzung kam“, so Menzel, der mit einer Kleinen Anfrage Aufklärung durch die Stadtverwaltung zum Stand der Planung verlangt.

139
Wohnungen und 29 Gewerbeeinheiten sind auf dem Brauhausberg geplant.

Menzel will wissen, zu welchen Leistungen die Investoren sich im städtebaulichen Vertrag verpflichtet hätten und was davon bereits umgesetzt sei. Außerdem fragt er, ob die Sanus AG eine Bürgschaft dafür geleistet habe und erkundigt sich nach dem Umsetzungsstand.

Nach Angaben der Stadtverwaltung fehlen für den Bauantrag weiterhin Unterlagen. Der Unternehmenssprecher behauptet hingegen, die letzten fehlenden Papiere seien am 15. Juli eingereicht worden. Zudem befinde sich die Planung für die geforderte zweite Erschließungsstraße der Immobilie „auf der Zielgeraden“.

Auf der Sanus-Homepage heißt es zum Projekt Brauhausberg: „Äußerlich soll das altehrwürdige Gebäude eine Verjüngungskur bekommen, aber ohne tiefgreifende Veränderungen etwa an der Fassade.“ Insgesamt würden 139 Wohnungen und 26 Gewerbeeinheiten entstehen, darunter ein Hotel für Gastdozenten der Forschungsinstitute auf dem Telegrafenberg. Als Fertigstellungstermin wird das Jahr 2021 genannt.

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