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Eine Frau trinkt ein Glas Milch. Vom Verzehr unbehandelter Rohmilch wird allerdings abgeraten.

© dpa/Peter Steffen

Social-Media-Trend im Faktencheck: Rohmilch für Schwangere? Bitte nicht!

In sozialen Netzwerken verbreitet sich ein gefährlicher Trend: Schwangere werden aufgefordert, für die Gesundheit ihres Kindes unbehandelte Milch zu trinken. Experten warnen.

Von Marc Fleischmann, dpa

Milch kann ein wertvolles Nahrungsmittel sein: Das enthaltene hochwertige Eiweiß, leicht verdauliches Fett und verschiedene Vitamine sind gut für den Körper. Ein Trend in sozialen Netzwerken greift diese Gesundheitsaspekte für unbehandelte Rohmilch auf und rät Schwangeren dazu, diese zu konsumieren. Wir prüfen, wie sinnvoll das ist.

Weil ihr „ein besonders vollmundiger und aromatischer Geschmack“ zugesprochen wird, gebe es Menschen, die Rohmilch bevorzugen, schreibt das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – jedoch nicht ohne eine Warnung hinterherzuschicken: Der Konsum von Rohmilch sei „nicht ungefährlich“.

10
Prozent der vom Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit untersuchten Rohmilchproben erhielten multiresistente Bakterien.

Als Rohmilch wird die unbehandelte Milch von Rindern, Schafen und Ziegen bezeichnet. Sie wurde weder stärker erhitzt noch streng mikrobiologisch kontrolliert. Durch die fehlende Wärmebehandlung werden eventuell vorhandene Mikroorganismen nicht abgetötet und können sich in der Rohmilch vermehren. Um diese vor dem Verzehr zu entfernen, gibt es seit dem 19. Jahrhundert die Technik der Pasteurisierung (schonende Wärmebehandlung) von Milch.

Wärmebehandlung der Milch schützt vor verschiedenen Krankheiten

Ziel sei es damals gewesen, Menschen unter anderem vor Tuberkulose zu schützen, die mit der Milch übertragen werden kann, erklärt das Landesamt für Verbraucherschutz. Dafür wird die Milch 15 Sekunden lang auf eine Temperatur von 72 Grad Celsius erhitzt.

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Was früher die Ausbreitung von Tuberkulose bekämpfte, könnte heute zum Beispiel eine Übertragung des Vogelgrippevirus H5N1 verhindern. Das Virus befällt derzeit weltweit Vögel und auch Säugetiere. In den USA hat es jüngst Milchkühe erreicht. Obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Gefahr für Menschen noch für gering hält, empfiehlt sie, nur Produkte aus pasteurisierter Milch und keine Rohmilch zu konsumieren.

Daneben kann unbehandelte Milch weitere Krankheitserreger wie Salmonellen, Listerien, EHEC und Campylobacter enthalten. Diese verursachen mitunter schwere Infektionskrankheiten.

Multiresistente Bakterien in jeder zehnten Rohmilch-Probe

Bei einer Untersuchung im Auftrag des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vor einigen Jahren fanden sich in bis zu fünf Prozent der rund 360 untersuchten Rohmilchproben potenziell gefährliche Keime. In etwa jeder zehnten Probe wurden multiresistente Bakterien nachgewiesen.

Wer diese zu sich nimmt, kann Probleme bekommen. Gefährlich sind sie insbesondere für Kleinkinder, Ältere, immungeschwächte Personen und eben Schwangere. Die schädlichen Bakterien oder Keime können nach BVL-Angaben akute Darmentzündungen auslösen oder Nierenprobleme verursachen.

Schwangere sind besonders anfällig für Krankheitserreger

Während der Schwangerschaft schwächen hormonelle Veränderungen die weibliche Immunabwehr. Werdende Mütter sind dadurch generell anfälliger für Infektionen, die auch das Kind gefährden. Besonders schützen sollten sie sich etwa vor Toxoplasmose-Erregern und Listerien, die hauptsächlich mit der Nahrung übertragen werden. Aus diesem Grund sollten Schwangere auf rohe tierische Lebensmittel verzichten, rät das vom Bundesernährungsministerium geförderte Netzwerk „Gesund ins Leben“. Dazu zählen neben Produkten aus Rohmilch auch rohes Fleisch und Fisch.

Wer sich unsicher ist, sollte Rohmilch abkochen

Wer seine Milch im Supermarkt kauft, bewegt sich auf sicherem Terrain. Die dort verkaufte Milch wird in Deutschland vor dem Verkauf grundsätzlich wärmebehandelt und ist deshalb nach Angaben des BVL unbedenklich.

Wer dagegen Rohmilch von einem Direktvermarkter kauft, sollte diese zu Hause abkochen. Dazu rät auch die Verbraucherzentrale Niedersachsen und gibt gleich noch eine kurze eine Anleitung mit: „Es genügt, die Milch 20 bis 30 Sekunden auf mindestens 72 Grad Celsius zu erhitzen. Sobald die Milch kleine Blasen schlägt und zu schäumen beginnt, nehmen Sie sie vom Herd.“

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