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Vorstand Sport Axel Kromer (l.) und Teammanager Oliver Roggisch (r.)

© IMAGO/Noah Wedel

„Wir machen uns das Leben selbst schwer“: Dem deutschen Handball fehlt es noch zur Weltspitze

Sportlich und strukturell kann die Nationalmannschaft international nicht mithalten. Auch in der Führungsetage gibt es Reibungspotenzial.

Die Baustellen waren offensichtlich. Eine eklatante Wurfeffektivität, mangelnde Kompaktheit in der Defensive, fehlendes Tempospiel – die deutsche Handball-Nationalmannschaft hatte am Sonntag in Växjö an einigen Stellen Nachholbedarf und musste sich daher verdient gegen die schwedischen Gastgeber mit 28:34 (11:19) geschlagen geben.

„Es ist unglaublich ärgerlich, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit nicht lernen. Das bereitet etwas Kopfzerbrechen“, sagte Kapitän Johannes Golla.

Dass Bundestrainer Alfred Gislason bei dem Testspiel gegen den Rekord-Europameister, der ebenso Auftaktgegner bei den Olympischen Spielen im Juli ist, auf mehrere Leistungsträger verzichten musste, täuschte nicht darüber hinweg, dass der DHB-Auswahl bis zur Weltspitze noch ein paar Meter fehlen. „Wir machen uns das Leben selbst schwer“, so Gislason.

Wie die vergangenen Wochen wieder einmal offenbarten, ist das allerdings nicht nur sportlich der Fall. Denn es ist die eine Seite, sich auf dem Feld gut zu verkaufen, eine andere, wie die Erfolge und Misserfolge abseits davon präsentiert werden. Als ein „Desaster“ betitelte dahingehend der ehemalige Vize-Präsident Bob Hanning die Kommunikation des Verbandes, sein Vorstand Sport bei den Füchsen in Berlin, der ehemalige Nationalspieler Stefan Kretzschmar, bezeichnete die Führung als „amateurhaft“.

Taugt Kromer noch für die „erste Reihe“?

Und in der Tat wirkten Entscheidungen und Außendarstellung des DHB-Präsidiums in der jüngsten Vergangenheit nicht immer glücklich; zuletzt wurde inmitten der Olympia-Vorbereitung verkündet, dass der dieses Jahr auslaufenden Vertrag mit Vorstand Sport Axel Kromer nicht verlängert werde.

Gründe dafür wurden offiziell nicht angeführt, hinter vorgehaltener Hand kam aber die Frage auf, ob der 47-Jährige trotz seiner sportlichen Kompetenz für die „erste Reihe“ tauge. Künftig soll die Stelle stärker den gesamten DHB umfassen, für die Männer wird ein gesonderter Managerposten eingeführt, dessen Ausschreibung läuft.

Bei der – durchaus notwendigen – Umstrukturierung wird derweil deutlich, wie viel Reibungspotential in der Führungsetage vorhanden ist. Möchte der deutsche Handball irgendwann wieder in der Weltspitze mitspielen, sind hier ebenso neue Ansätze gefordert wie im Sportlichen.

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