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Freiwillige bekämpfen einen Waldbrand im Dorf Hasia in der Nähe von Athen, Griechenland.

© picture alliance/dpa/XinHua/Marios Lolos

Verheerende Überhitzung des Planeten: Die besten Klimawissenschaftler sind verzweifelt

Eine Umfrage des „Guardian“ ergab, dass die „sachkundigsten“ Klimaexperten eine Erderwärmung um mindestens 2,5 Grad erwarten. Hitzewellen, Fluten und Stürme würden die bisherigen Folgen übertreffen.

Hunderte von weltweit führenden Klimaforscherinnen und -forschern gehen davon aus, dass die globalen Temperaturen in diesem Jahrhundert um mindestens 2,5 Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau ansteigen werden, wie aus einer exklusiven Umfrage der britischen Zeitung „The Guardian“ hervorgeht. Das würde weit über das international festgelegte Ziel von 1,5 Grad Celsius hinausgehen und könnte katastrophale Auswirkungen für Mensch und Planet haben.


Die „Sachkundigsten“ erwarten eine Katastrophe

Alle 843 befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind Mitglieder des IPCC, also der UN-Organisation, die für ihre umfassenden Berichte zum Klimawandel bekannt ist. Die Berichte gelten als entscheidende Informationsquelle, wenn nicht gar als Goldstandard, für die Ausrichtung der internationalen Klimapolitik.

Die Behörden werden von einem Extremereignis nach dem anderen überwältigt.

Gretta Pecl, australische Meeresökologin von der Universität Tasmanien im „The Guradian“

380 Expert:innen antworteten dem „Guardian“ auf die Anfrage. Die Zeitung schreibt: „Viele der sachkundigsten Menschen auf dem Planeten erwarten, dass sich in den kommenden Jahrzehnten eine Klimakatastrophe entwickeln wird.“

77 Prozent der Fachleute erwarten eine Erwärmung von mindestens 2,5 Grad Celsius. Fast die Hälfte prognostiziert sogar einen Anstieg von mindestens 3 Grad Celsius, während nur sechs Prozent glauben, dass das international vereinbarte Limit von 1,5 Grad eingehalten wird.

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Viele Wissenschaftler malten ein düsteres Zukunftsbild, das von Hungersnöten, Konflikten und Massenmigrationen geprägt ist, schreibt der „Guardian“ und nennt konkret Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen und Stürme von einer Intensität und Häufigkeit, die weit über das bisher Erlebte hinausgehen.

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Einige Experten wären verzweifelt über die Untätigkeit der Regierungen trotz der eindeutigen wissenschaftlichen Beweise, heißt es weiter. „Ich denke, dass wir innerhalb der nächsten fünf Jahre auf bedeutende gesellschaftliche Umbrüche zusteuern“, sagte Gretta Pecl von der Universität Tasmanien dem „Guardian“. „Die Behörden werden von einem Extremereignis nach dem anderen überwältigt.“

Trotz der düsteren Prognosen betonten viele der befragten Expertinnen und Experten, dass der Kampf gegen den Klimawandel fortgesetzt werden muss. Sie argumentierten, dass selbst eine geringfügige Reduzierung der erwarteten Erwärmung das menschliche Leid verringern könnte. Die Experten forderten massive Vorbereitungen, um die Menschen vor den schlimmsten Auswirkungen der kommenden Klimakatastrophen zu schützen.

Feuerwehrleute und Freiwillige kämpfen zusammen gegen die Flammen der Waldbrände auf der Ferieninsel Lesbos an (Archivbild aus dem Juli 2022).

© picture alliance/dpa/Eurokinissi via ZUMA Press Wire/Eurokinissi


Besonders pessimistisch: Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

Das 1,5-Grad-Ziel stellt eine entscheidende Richtgröße in internationalen Klimaverhandlungen dar. Allerdings zeigt eine Umfrage des „Guardian“, dass die meisten IPCC-Experten nicht erwarten, dass die Welt die notwendigen erheblichen Anstrengungen unternehmen wird, um dieses Ziel zu erreichen.

Jüngere Wissenschaftler sind besonders pessimistisch, wie es im „Guardian“ heißt: 52 Prozent der Befragten unter 50 Jahren erwarten einen Anstieg von mindestens drei Grad Celsius, im Vergleich zu 38 Prozent der über 50-Jährigen. Weibliche Wissenschaftlerinnen äußerten sich laut der britischen Zeitung ebenfalls pessimistischer als ihre männlichen Kollegen.


Was stimmt die Fachleute so negativ?

Ein Mangel an politischem Willen und der Einfluss von Interessengruppen wie der fossilen Brennstoffindustrie wurden von fast drei Vierteln der Befragten als Hauptgründe für das Scheitern bei der Bewältigung der Klimakrise genannt. Ebenso wurden die Ungleichheit und das Versagen der reichen Länder, den ärmeren zu helfen, die am stärksten unter den Klimaauswirkungen leiden, häufig thematisiert.

Ein südafrikanischer Wissenschaftler, der laut „Guardian“ anonym bleiben möchte, kritisierte die globale Reaktion auf die Krise scharf: „Ich erwarte eine halbdystopische Zukunft mit erheblichen Schmerzen und Leiden für die Menschen im globalen Süden.“ Wir lebten in einem „Zeitalter der Narren“.


Etwas Hoffnung aus Deutschland

Trotz der fatalistischen Prognosen bleibt Henry Neufeldt vom Klimazentrum der Vereinten Nationen in Kopenhagen optimistisch, wie der „Guardian“ berichtet. Er ist überzeugt, dass alle notwendigen Lösungen vorhanden sind, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken.

Zudem geht er davon aus, dass die erforderlichen Maßnahmen innerhalb der nächsten 20 Jahre umgesetzt werden können. Allerdings befürchtet er, dass diese Maßnahmen möglicherweise zu spät kommen könnten und wir dadurch einen oder mehrere Kipppunkte überschreiten.

Lisa Schipper, Expertin für Klimaanpassung und Entwicklung an der Uni Bonn, sagte im „Guardian“: „Meine einzige Hoffnung ist die Tatsache, dass ich als Pädagogin sehe, dass die nächste Generation so klug ist und die Politik versteht.“

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