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Familientreffen. US-Botschafterin Amy Gutmann beim Luftbrückenjubiläum mit Nachfahren des berühmten Rosinenbomberpiloten Gail Halvorsen.

© US-Botschaft Berlin

Familientreffen nach 75 Jahren Luftbrücke: US-Botschafterin Amy Gutmann verlässt Berlin

US-Botschafterin Amy Gutmann will im Sommer in die USA zurückkehren. Aus Anlass des Jubiläums zum Ende der Luftbrücke empfing sie Mitglieder der Familie von Gail Halvorsen.

US-Botschafterin Amy Gutmann wird im Sommer ihren Posten aufgeben und in die USA zurückkehren. Wie die Botschaft auf Anfrage bestätigte, will sie ihren Mann Michael Doyle begleiten, dessen berufliche Verpflichtungen eine Rückkehr notwendig machten.

Michael Doyle ist Professor für internationale Beziehungen und internationales Recht an der Columbia University in New York. Der 75-jährige hat in Harvard promoviert und unter anderem in Princeton gelehrt. Er war auch schon für die Vereinten Nationen tätig. Im Jubiläumsjahr war er Stipendiat an der American Academy. Mit Amy Gutmann ist er seit 1976 verheiratet, das Paar hat eine Tochter.

Noch viele Termine bis zum Abschied

Ihre Gesprächspartner der Botschafterin in der Bundesregierung seien über die bevorstehende Abreise bereits informiert. Sie sei stolz auf alles, was sie und ihr Team für die deutsch-amerikanischen Beziehungen geleistet hätten, ließ Amy Gutmann in dem Zusammenhang erklären.

Renommierter Professor für Politikwissenschaften. Michael Doyle war im Frühjahr 2023 auch Stipendiat an der American Academy.

© American Academy/Annette Hornischer

Bis zu ihrer Abreise will sie noch viele Termine wahrnehmen. Bei einem besonders schönen Empfang in der Botschaft am frühen Montagabend ließ sie von ihren Plänen noch nichts verlauten. Das hätte den zahlreichen Ehrengästen vielleicht auch die Schau gestohlen.

Veteran der Luftbrücke

Es war wie das Ende eines großen Familienwochenendes mit vielen Ehrengästen. Zum Abschluss der Feierlichkeiten zum 75-Jahrestag des Luftbrückenendes hat die US-Botschafterin zum Empfang in die Botschaft geladen.

Harald E. Bowers ist dabei, der Veteran, der mitgeflogen ist damals, als West-Berlin aus der Luft versorgt wurde. 95-jährig wird er im Rollstuhl an die Bühne geflogen. Berlin ist für ihn nicht wiederzuerkennen. Damals lag die Stadt in Trümmern.

Angst habe er bei den Einsätzen nicht gehabt. „Ich war jung.“ Viele Dankesworte nimmt er entgegen. Botschafterin Amy Gutmann erinnert daran, wie wichtig Versöhnung und Wiederaufbau in der Nachkriegszeit waren. Wie wichtig es gewesen sei, in Europa zu bleiben. „Ich glaube, die Zukunft der Demokratie verlangt es, dass wir bleiben“, zitiert sie General Lucius D. Clay.

Für Demokratie und Freiheit

Sie erinnert auch an die rund 100 amerikanischen und britischen Piloten und Zivilisten, die ihre Leben verloren haben während der Luftbrücke. Natürlich zieht sie die Parallele zum Krieg gegen die Ukraine, gleich mehrfach. Sich einzusetzen für Demokratie und Freiheit, das sei der Spirit, in dem man der Luftbrücke gedenke. Hätte es die nicht geben, „wäre Berlin eine völlig andere Stadt geworden“.  

Der berühmteste Rosinenbomber-Pilot Gail Halvorsen ist zwar vor zwei Jahren im Alter von 101 Jahren gestorben.
Aber 19 Mitglieder seiner großen Familie haben das Jubiläum zum Anlass genommen, nach Berlin zu kommen.

101
Jahre alt wurde Gail Halvorsen

Seine Töchter Denise Williams und Marilyn Sorensen sprechen gut Deutsch, sind hier zur Schule gegangen. Schließlich war ihr Vater zwischen 1970 und 1974 Kommandant des Flughafens Tempelhof. Enkel Robert Sorensen ist aus Kalifornien angereist. Für ihn ist es der erste Berlin-Besuch. Es habe ihn berührt, wie viel die Menschen hier von Freiheit reden, wie wichtig sie ihnen ist, sagt er. Zu Hause denke man gar nicht so darüber nach.

Einige seiner Kinder, Urenkel von Gail Halvorsen, spielen zwischen den Gästen. Leider sehe sich die Familie viel zu selten, sagt Robert Sorensen. „Zum 100. Geburtstag sind wir alle zusammengekommen.“ Fünf Kinder hat der Pilot hinterlassen, 24 Enkel und 63 Urenkel.

Lebenslange Freundschaft zwischen den Familien

In Berlin ist er längst zur Legende geworden. Unter den Gästen sind auch zwei Abgesandte der Gail-Halvorsen-Schule. Mercedes Wild erinnert sich noch gut an den Brief, den sie damals als kleines Mädchen Gail Halvorsen schrieb, mit der Bitte, doch auch über ihrem Garten einmal Schokolade abzuwerfen.

Aus dieser Geschichte entstand nicht nur ein Buch, sondern eine lebenslange Freundschaft zwischen den Familien. Bis heute übernachten Mitglieder der Halvorsen-Familie bei ihr, wenn sie in Berlin sind. Sie lebt auch immer noch in demselben Haus wie damals.  

Einsatz während der Luftbrücke. Veteran Harald E. Bowers beim Empfang in der US-Botschaft.

© Tsp / Binder

Noch einmal gab es Geschenke der Amerikaner an die Stadt Berlin bei dieser Zeremonie. Die Transportflugzeuge C-47 und C-54 trugen die Hauptlasten an Lebensmitteln, Medikamenten und Kohlen, die während der Blockade durch die Sowjets nach West-Berlin geflogen wurden.

Als Dauerleihgaben war eine C-54 bislang auf dem Tempelhofer Flugfeld zu besichtigen, und die C-47 ist auf dem
Dach des Museums für Verkehr und Technik eine weithin sichtbare Sehenswürdigkeit. Beim Empfang wurde bekannt gegeben, dass aus den Dauerleihgaben nun Geschenke des Air Force Museums an die Berliner geworden sind.

„Das passiert höchst selten“, wusste der Direktor des Alliiertenmuseums, Jürgen Lillteicher. „Normalerweise bleibt es immer bei Dauerleihgaben.“ Kari Raffensberger, die eine Zeitlang in der Botschaft am Pariser Platz gearbeitet hat, leistete mit vielen Anrufen die Überzeugungsarbeit. „Es ist erstaunlich, wie weit man mit freundlichen Worten kommt“, sagte sie lächelnd.

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