zum Hauptinhalt
Mehr Jobs für Berlin und Brandenburg will aws schaffen.

© IMAGO/SOPA Images

Update

2800 Vollzeitjobs bis zum Jahr 2040: Amazon kündigt langfristige Milliardeninvestitionen in Brandenburg an

Amazon-Tochter AWS will bis zum Jahr 2040 rund 7,8 Milliarden Euro in die Internet-Infrastruktur für Berlin und Brandenburg investieren. Das könne 2800 Jobs in der Region schaffen.

Der Cloudcomputing-Anbieter Amazon Web Services (AWS) hat am Mittwoch angekündigt, massiv in den Aufbau der IT-Infrastruktur in der Hauptstadtregion zu investieren. 7,8 Milliarden Euro sollen ab Ende 2025 bis zum Jahr 2040 in das Projekt „AWS European Sovereign Cloud“ in Brandenburg fließen, teilte die Tochtergesellschaft des Handelskonzerns Amazon aus Anlass des „AWS Summit“, einer Fachkonferenz für Unternehmenskunden, in Berlin mit.

„Diese Investition ist Teil der langfristigen Bestrebungen von AWS, das europäische Bedürfnis nach digitaler Souveränität zu unterstützen“, heiß es in einer Presseerklärung. An welchen Standorten in Brandenburg die für Cloud-Dienste nötigen Anlagen aufgebaut werden sollten, teilte das Unternehmen nicht mit.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach sagte am Mittwoch: „Eine funktionierende, verlässliche und sichere Infrastruktur ist die wichtigste Voraussetzung für eine zunehmend digitalisierte Wirtschaft und Gesellschaft. Brandenburg schreitet hier voran.“ Die Landesregierung habe in den vergangenen Jahren „entscheidende Weichen gestellt, um Investitionen in eine moderne und nachhaltige Rechenzentruminfrastruktur in unserem Land auszubauen und so den Wirtschaftsstandort Brandenburg zu stärken.“ Die Wirtschaft brauche sicheres Cloud-Computing. „Für unsere digitale Souveränität ist es wichtig, dass Rechenleistungen vor Ort in Deutschland erbracht werden“, betonte er.

Rechenleistung für deutsche Firmenkunden

Amazon Web Services wurde bereits 2006 vom gleichnamigen Handelskonzern aus Seattle im US-Bundesstaat Washington ausgegründet und bietet seine Dienstleistungen für Gewerbekunden an. Alles bei AWS dreht sich um das Bereitstellen von Speicherkapazität und das Managen großer Datenmengen, Firmenkunden ersparen sich mitunter den Aufbau und Betrieb eigener Rechenzentren, die wegen der juristischen Auflagen und Fragen rund um Energieversorgung und Sicherheit, ausgesprochen komplex ist. Zu den prominenten Kunden von AWS gehören der Streaminganbieter Netflix oder Dropbox, ein Online-Speicherdienst. In Deutschland dürften Zehntausende Unternehmen aller Größenordnungen Kunden sein.

Die Entscheidung von AWS ist in der finanziellen Größenordnung herausragend, reiht sich aber ein in eine Serie von Ankündigungen von Wettbewerbern, die Rechenzentren in und um Berlin installieren wollen – oder es bereits getan haben. So brachte der japanische Telekomkonzern NTT im Ortsteil Marienfelde im Oktober 2022 sein zweites Berliner Datacenter ans Netz. Dort sollen deutlich mehr als 100 Millionen Euro investiert worden sein.

In diesen Wochen soll in Lichtenberg neben dem Ikea-Möbelhaus der Aufbau des bisher größten Berliner Rechenzentrums „Blue Star“ durch einen niederländischen Investor beginnen. Bei Betriebsstart im Jahr 2026 sollen eine Milliarde Euro investiert worden sein. Gemessen an diesen hohen Investitionssummen mag überraschen, dass der „Blue Star“-Rechenpark wohl kaum mehr als 60 Personen für Wartung und Bewachung beschäftigen soll, wie die Betreiber angekündigt haben. Sie argumentieren, dass die meisten Jobs bei der Kundschaft entstehen.

Laut Amazon sind einige der größten Entwicklungsteams von AWS bereits in Deutschland angesiedelt – mit Standorten in Aachen, Berlin, Dresden, Tübingen und Dublin.

AWS sagt positiven Job-Effekt für Deutschland voraus

Die Kunden können theoretisch am anderen Ende der Welt sitzen, aus technischen und regulatorischen Gründen legen viele Kunden aber Wert darauf, dass die Daten in geografischer Nähe ihres Unternehmens liegen. Angesichts immer neuer Hackerangriffe, Spionage-Affären und Datenschutz-Problemen werben viele Unternehmen auch damit, dass die Daten ihrer Kunden „sicher“ in Deutschland liegen und nicht in Übersee oder Fernost.

2800
neue Vollzeitjobs könnten durch die Investitionen bis 2040 bei Unternehmen geschaffen werden.

Die Investition von AWS in Höhe von 7,8 Milliarden Euro werde einen beträchtlichen Multiplikatoreffekt für das Cloud-Computing in Europa auslösen, sagt das US-Unternehmen voraus. Dies werde die digitale Transformation von Regierungen und Unternehmen vorantreiben, das AWS Partner Network (APN) stärken, die Schaffung von Cloud- und Digitalfachkräften unterstützen, erneuerbare Energieprojekte vorantreiben und positive Auswirkungen auf die Gemeinden haben. Man erwarte, dass die Investitionen bis zum Jahr 2040 einen Beitrag von 17,2 Milliarden Euro zum deutschen Bruttoinlandsprodukt und zur Schaffung von 2800 Vollzeitstellen bei regionalen Unternehmen leisten. Diese Stellen sollen nicht alle bei AWS direkt entstehen.

AWS teilte mit, dass man gemeinsam mit Siemens das erste Ausbildungsprogramm für AWS-Rechenzentren in Deutschland entwickelt habe. Mit dem Deutschen Industrie und Handelstag (DIHK) habe man den bundeseinheitlichen Zertifikatslehrgang zum „Cloud Business Expert“ ausgearbeitet – beides Maßnahmen, um den Fachkräftebedarf zu sichern.  

„Mit diesen Investitionen unterstreichen wir unser Commitment, AWS-Kunden die fortschrittlichsten Steuerungsmöglichkeiten für Souveränitätsanforderungen, Datenschutzmaßnahmen und Sicherheitsfunktionen zu bieten, die in der Cloud verfügbar sind“, zitierte AWS ihren zuständigen Manager Max Peterson in der Mitteilung von Mittwoch. „Wir investieren signifikant in neue Fachkräfte und die Infrastruktur vor Ort. Das trägt dazu bei, genau die operative Souveränität zu gewährleisten, die unsere Kunden benötigen“.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach ließ sich zitieren mit der Aussage: „Eine funktionierende, verlässliche und sichere Infrastruktur ist die wichtigste Voraussetzung für eine zunehmend digitalisierte Wirtschaft und Gesellschaft. Brandenburg schreitet hier voran. Ich freue mich, dass Amazon Web Services Brandenburg für ein langfristiges Investment (...) ausgewählt hat.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false