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Rauchschwaden steigen über dem Großbrand in Berlin Lichterfelde in den Himmel.

© imago/Marius Schwarz/imago/Marius Schwarz

Update

„Keine Fremdeinwirkung“: Großbrand in Berliner Metalltechnik-Firma wohl durch Unfall verursacht – Gebäude wird abgerissen

Nach dem Brand in einer Metallfabrik in Lichterfelde wird die Ursache noch ermittelt. Die Polizei geht derzeit von „fahrlässiger Brandstiftung“ aus und sieht keine Fremdeinwirkung.

Der Großbrand auf dem Gelände der Berliner Metalltechnik-Firma Diehl Metal Applications in Lichterfelde ist offenbar durch einen Unfall verursacht worden. Eine Sprecherin der Berliner Polizei teilte dem Tagesspiegel auf Nachfrage mit, dass derzeit keine Anzeichen für eine Fremdeinwirkung vorlägen. Dennoch stünde der Verdacht der „fahrlässigen Brandstiftung weiter im Raum“, was beispielsweise auch eine fehlende Wartung bedeuten könne, sagte die Sprecherin.

Am heutigen Dienstag werde es zum kontrollierten Abriss des einsturzgefährdeten Gebäudes kommen. Dafür werde die Gegend polizeilich gesichert und abgesperrt.

Die Berliner Feuerwehr hatte die Löscharbeiten am Montag wieder aufgenommen. Gegen 9 Uhr wurde sie an den Stichkanal in Lichterfelde alarmiert: „Wir wurden informiert, dass es erneut eine Rauchentwicklung gab“, sagte Carsten Mohr vom Pressedienst der Berliner Feuerwehr vor Ort. „Es gab auch eine kleine Flammenbildung, deshalb sind wir wieder hier.“

Löscharbeiten am Montag erneut aufgenommen

Am Montagmorgen waren die Löscharbeiten zunächst für beendet erklärt worden. Am Montagmittag waren dann wieder 24 Einsatzkräfte vor Ort. Mit Wasser wird aktuell vom Nebenhaus aus versucht, das Brandnest im teilweise eingestürzten Fabrikgebäude zu bekämpfen.

Es gehe derzeit darum, zu kühlen und die umliegenden Gebäude zu schützen, so der Sprecher. Über eine Drehleiter und Drohnenaufnahmen versuchen die Brandbekämpfer, das Ausmaß des Feuers zu erkennen. Für die Anwohner bestehe durch den Rauch zurzeit keine Gefahr: „Wir sind am Messen, wir haben keine Anhaltspunkte für einen gesundheitsgefährdenden Austritt“, so die Feuerwehr.

„Für uns ist das ein neuer Einsatz“, sagte Mohr dem Tagesspiegel. „Aber es ist bei Einsätzen in dieser Größenordnung normal, dass es immer wieder zu neuen Ausbrüchen kommt.“ Am Sonntag hatte die Feuerwehr die Einsatzstelle zwischen Goerzallee und Teltowkanal an die Polizei übergeben, der Einsatz gegen den Großbrand schien abgeschlossen.

Insgesamt 200 Feuerwehrleute im Einsatz

Insgesamt seien 200 Feuerwehrmänner und -frauen an mehreren Tagen im Einsatz gewesen. Zur Brandursache könne die Polizei noch immer keine Angaben machen, hieß es von der Berliner Polizei. Das Brandkommissariat des Landeskriminalamtes habe die Ermittlungen übernommen. 

Das Feuer war am Freitagvormittag ausgebrochen. Ein Technikraum im ersten Obergeschoss eines Fabrikgebäudes brannte in voller Ausdehnung. Nach Angaben eines Sprechers von Diehl Metall, zu der das in Brand geratene Werk gehört, beschränkte sich das Feuer auf eine Halle.

Dank der Feuerwehr habe sich der Brand nicht ausgebreitet. Alle Menschen hatten den Angaben zufolge den Ort selbstständig verlassen können. 

Der Fall sorgt für Unruhe in der deutschen Rüstungsindustrie – auch wegen des betroffenen Unternehmens, wegen des Mutterkonzerns und Rüstungsgütern für die Ukraine.

Für Teile der Stadt hatte die Feuerwehr am Freitag eine Warnung vor giftigen Rauchgasen herausgegeben, später wurde sie größtenteils zurückgenommen. Gegen 14.20 Uhr am Sonnabend wurde offiziell Entwarnung via Nina-Warnapp gegeben.

Die Löscharbeiten hatten sich schwierig gestaltet, denn Teile des Gebäudes waren eingestürzt, dort lagerten giftige Chemikalien. Auch die Flughafenfeuerwehr vom BER in Schönefeld hatte bei der Brandbekämpfung geholfen. Zusätzlich hatte die Behörde eine hauseigene Feuerwehr der Firma Bayer angefordert, weil diese mit der Bekämpfung von Chemiebränden vertraut ist.

Am Freitag war eine riesige Rauchwolke in Richtung Norden über die Stadt gezogen. Lediglich am Einsatzort waren in der Luft erhöhte Schadstoffwerte festgestellt worden, aber nicht im weiteren Stadtgebiet, sagte ein Feuerwehrsprecher. Der Warnbereich sei deshalb verringert worden.

Am Freitag war auch kontaminiertes Löschwasser in eine nahegelegene Kleingartenanlage geflossen, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Zunächst wurde mit Sandsäcken versucht, das Wasser einzudämmen. Eine Firma pumpte das Wasser ab und füllte es in Gefäße. Die Kleingartenanlage ist gesperrt. Nun müssen Bodenproben ausgewertet werden, um eine Gefährdung bei weiterer Nutzung einschätzen zu können.

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Nach Angaben von Per Kleist, Ständiger Vertreter des Landesbranddirektors, war am Freitagabend auch das Technische Hilfswerk vor Ort. „Das THW haben wir derzeit im Einsatz, um insbesondere zu verhindern, dass kontaminiertes Löschwasser und Löschschaum in die Kanalisation beziehungsweise in den nicht weit entfernten Teltowkanal gelangt“, sagte Kleist in einer RBB-Sondersendung. 

Betrieb gehört zur Diehl-Gruppe, Schwesterkonzern ist in der Rüstungsindustrie

Bei der Fabrik handelt sich um einen Standort der Diehl-Gruppe. Konkret ist dort die Tochter „Diehl Metal“ aktiv, in dem Betrieb werden Metallteile galvanisiert, also beschichtet und gestanzt, wie ein Unternehmenssprecher sagte. Bis 2012 produzierte dort die Firma „Schempp & Decker Präzisionsteile und Oberflächentechnik“, die dann von Diehl übernommen wurde. Der Betrieb gehöre aber nicht zum Rüstungskonzern „Diehl Defence“, er liefere dem Schwesterkonzern auch nicht zu, sagte der Sprecher.

Doch bis vor Kurzem gab es an dem Standort auch ein Büro von „Diehl Defence“. Im Februar zog das Konzernbüro für „Außenbeziehung“ an den Potsdamer Platz – für eine höhere Sichtbarkeit und für den Ausbau der guten Zusammenarbeit mit dem Bundesverteidigungsministerium und der Bundeswehr, wie der Konzern damals mitteilte. „Diehl Defence“ lieferte etwa das Luftverteidigungssystem Iris-T SLM an die Ukraine.

Weil es bei Rüstungsunternehmen in Nato-Ländern in den vergangenen Jahren ähnliche Fälle wie in Lichterfelde gab, sind nun auch Sicherheitskreise alarmiert. Bereits nach Beginn des russischen Invasionskriegs gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz vor einem erhöhten Risiko für russische Sabotageakte gewarnt.

Gesicherte Erkenntnisse gibt es bislang nicht. Die Brandermittler der Polizei müssen abwarten, bis die Feuerwehr die Gefahr gebannt hat. Ob der Brand bereits ein Fall für den Staatsschutz ist, konnte die Polizei nicht sagen. In den sozialen Medien wurde aber bereits wild spekuliert. Auch russische Medien berichteten früh. Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti titelte: „In einem Verteidigungswerk zur Herstellung von Luftverteidigungssystemen in Berlin ist ein Großbrand ausgebrochen.“

Screenshot der Katastrophenwarn-App NINA zum Großbrand in Lichterfelde.

© Tagesspiegel

Der Brand war am Freitagvormittag in einem Technikraum im ersten Obergeschoss ausgebrochen. Im weiteren Verlauf kam es nach Auskunft des Sprechers zu einem sogenannten Durchbrand bis zum Dach.

Die Bevölkerung im Umkreis war zunächst über verschiedene Katastrophenwarn-Apps gewarnt worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Lüftungen und Klimaanlagen sollten abgeschaltet werden, so die dringende Empfehlung.

Kräfte der Berliner Feuerwehr sind in Berlin-Lichterfelde bei einem Brand im Einsatz.

© dpa/Christoph Soeder

Der Brand könne nur von außen und mit Schaum gelöscht werden, unter anderem, um die Bildung von Blausäure zu vermeiden, hatte ein Feuerwehrsprecher am Freitag vor Ort erklärt. Luftmessungen am Freitag hätten keine auffälligen Werte ergeben. Bodenproben würden noch ausgewertet.

Die Wind- und Wetterbedingungen waren günstig, sodass der Rauch nach oben abziehen könnte, so der Sprecher weiter. Verletzte habe es keine gegeben. (mit dpa)

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