zum Hauptinhalt
ARCHIV - 22.06.2020, Brandenburg, Oranienburg: Menschen genießen das schöne Wetter am Grabowsee unweit von Oranienburg. (zu dpa: «Badesaison an Oranienburger Seen startet in wenigen Tagen») Foto: Paul Zinken/dpa-Zentalbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Paul Zinken

Es droht der Totalverlust: Naturschützer warnen vor Seensterben in Brandenburg

Der BUND beschäftigt sich im ersten "Seenreport" mit der Zukunft der Brandenburger Seen. Die Perspektive ist beklemmend.

Einst wurde der Fresdorfer See von einem Binnenfischer bewirtschaftet. Doch von den 30 Hektar Wasserfläche in der Nähe von Michendorf im Landkreis Potsdam-Mittelmark ist heute nur noch ein Feuchtgebiet zu sehen. Stickstoff und Phosphoreinträge aus der Karpfen- und Entenzucht ließen den See verlanden. Eine Entschlammung fand nicht statt. Dazu kamen die Klimaveränderungen sowie der Wasserverbrauch von Landwirtschaft und wachsender Bevölkerung, die dem See das Wasser entzogen haben.

So schildert es der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) in seinem ersten Brandenburger Seenreport, den die Umweltschutzorganisation am Montag in der Potsdamer Landespressekonferenz vorstellte. Und das Beispiel des Fresdorfer Sees ist kein Einzelfall: Brandenburgs Seen sind bedroht. „Kommt es durch die Überschreitung der 1,5 Grad-Grenze zu einem katastrophalen Klimawandel, droht der Totalverlust der Brandenburger Seen“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende des BUND, Thomas Volpers. Dem Land drohe dann ein Halbwüstenklima. Doch die Landespolitik habe in den letzten Jahren „so gut wie gar nicht“ gehandelt. „Es wird geredet, es gibt Pläne, Konzepte, Empfehlungen, aber es passiert nichts“, sagte Volpers.

Umweltminister Axel Vogel (Grüne) habe zwar zahlreiche Gesetzesentwürfe vorgelegt, sei damit aber immer wieder entweder im Kabinett oder im Landtag gescheitert. Wald- und Wassergesetz seien gar nicht erst angegangen worden. Kritisch sehen die Umweltschützer etwa die Entnahme von Grundwasser durch Privatpersonen und landwirtschaftliche Betriebe. Generell werde das Wasser in Brandenburg schlecht bewirtschaftet, sagt Richard Jacobs vom Landesarbeitskreis Wasser des BUND Brandenburg. „Wasserwirtschaftliche Anlagen“, wie etwa Wehre und Schöpfwerke, müssten dringend modernisiert, automatisiert und durch KI intelligent gesteuert werden.

Doch es gibt auch positive Beispiele – zum Beispiel in der Uckermark, wo sich der in der Nähe der ehemaligen Schweinemastanlage Haßleben gelegene Kuhzer See nach dem Ende der Schweinemast wieder regeneriert hat. Einst war der See umgekippt, befand sich in einem desaströsen Zustand. Heute gelte der See als „gerettet“, sagt Gert Müller von der Bürgerinitative „Kontra Industrieschwein Haßleben“, die eine weitere Schweinemast an diesem Standort erfolgreich verhindert hat. „Wenn wir es jetzt noch schaffen, Pufferzonen um den See herum festzulegen, in denen auf den Einsatz von Dünger und Pestiziden verzichtet wird, kann sich der See auch wieder vollständig erholen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false