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Das neue Leitungsteam der Berliner Staatsoper: Intendantin Elisabeth Sobotka und Generalmusikdirektor Christian Thielemann.

© Peter Adamik

Eine neue Ära an der Berliner Staatsoper: Mit Barenboims Segen

Die künftige Intendantin der Lindenoper, Elisabeth Sobotka, stellt zusammen mit ihrem Generalmusikdirektor Christian Thielemann die Pläne für die Saison 2024/25 vor.

„Von allen Dirigentenkollegen hat Daniel Barenboim die größte, wichtigste Rolle in meinem Leben gespielt“, sagt Christian Thielemann am Montag, während er zusammen mit mehreren Dutzend Pressevertretern auf der Bühne der Berliner Staatsoper sitzt. Und auch die Dame zu seiner Rechten weiß nur das Beste zu berichten von Barenboim, der über drei Jahrzehnte die Geschicke des Traditionshauses Unter den Linden prägte.

Von 2002 bis 2009 ist Elisabeth Sobotka unter Generalmusikdirektor Barenboim als Operndirektorin hier für die Sängerbesetzungen zuständig gewesen, im Herbst kehrt sie nun als Intendantin zurück. Ihre Amtszeit beginnt parallel mit der von Thielemann, der Barenboims Nachfolger wird. „Einmalig“ nennt die 58-jährige Österreicherin dessen Ära, gleich nach dem eigenen Start will das neue Leitungsduo den Maestro gebührend verabschieden, Ende November, zusammen mit der gesamten Belegschaft und den Fans.

14 Abende mit dem neuen Chef

Barenboim erhält dann die Ernennungsurkunden zum Ehrenmitglied des Hauses sowie zum Ehrenchefdirigenten. Wenn es sein Gesundheitszustand zulässt, soll er sogar zwei Konzertabende dirigieren. Und auch über dem neuen Kapitel in der Geschichte der Staatsoper soll sein Geist weiterhin schweben, wie Christian Thielemann betont: „Anders will ich gar nichts machen!“

An 14 Abenden wird der neue Generalmusikdirektor in seiner ersten Saison zu erleben sein, das ist mehr, als zunächst erwartet. Denn die Ernennung erfolgte extrem kurzfristig, während Engagements im internationalen Klassikbusiness normalerweise mit mehreren Jahren Vorlaufzeit vereinbart werden. „Pacta sunt servanda“, sagte Thielemann als stolzer Absolvent des altsprachlichen Gymnasiums Steglitz bei seiner Inthronisierung, in den Worten seines Hausgotts Wagner übersetzt: „Was du bist, bist du nur durch Verträge.“ Jene, die er bereits mit anderen Institutionen vereinbart hat, werde er einhalten.

Rattle dirigiert Janacek

Für vier – doppelt gespielte – Konzertprogramme hat Thielemann 2024/25 Unter den Linden Zeit, zu Silvester dirigiert er „Musik aus Tonfilmen und Theaterstücken der Weimarer Zeit“, außerdem 2024 sowie 2025 das Umsonst-und-Draußen-Event „Staatsoper für alle“. Eine offene Generalprobe für Menschen unter 30 wird er leiten – und eine Opernpremiere, „Die schweigsame Frau“ von Richard Strauss, ein Werk, das noch nie Unter den Linden gespielt wurde. Von einem „grazilen, feinen Stück“ schwärmt der Dirigent am Montag.

Musikdramen Richard Wagners will Thielemann ab seiner zweiten Spielzeit bieten, zunächst den „Ring des Nibelungen“, später auch „Tristan“, Parsifal“ und die „Meistersinger“. Elisabeth Sobotka wiederum hat sich mit diplomatischem Gespür für den Premierenreigen ihrer Eröffnungssaison keinen Repertoire-Hit ausgesucht. Simon Rattle setzt seinen Janacek-Zyklus mit „Die Ausflüge des Herrn Broucek“ fort, Mariam Clement inszeniert Gounods „Roméo et Juliette“, Vasily Barkhatov die „Norma“ von Bellini und Emma Dante führt Regie bei Verdis „Nabucco“ (mit Anna Netrebko als Abigaille).

György Kurtags „Fin de Partie“ (nach Beckett) und Bernard Foccroulles Umweltkatastrophen-Oper-„Cassandra“ repräsentieren das zeitgenössische Musiktheater. Die Barock-Tage müssen bis 2026 pausieren, weil Produktionen mit Gastorchestern für historische Aufführungspraxis Unter den Linden nur dann stattfinden können, wenn die Staatkapelle parallel auf Tournee ist.

Jede Menge Angebote dafür, so Thielemann, lägen bereits vor. Und dann nennt er – in der glücksgesättigten Leutseligkeit, die ihn an diesem Montag erfüllt – das Arbeitsverhältnis mit Elisabeth Sobotka eine „habsburgisch-preußische Entente“. Riskante Formulierung: In der Geschichte hat ein Bündnis dieser Art noch nie funktioniert.

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