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Zum Tod von Per Kirkeby: Der Multikünstler

Per Kirkeby gilt als bedeutendster Vertreter der dänischen Gegenwartskunst. Lange war Deutschland das Zentrum seiner Kreativität. Am Mittwoch ist Kirkeby mit 79 Jahren gestorben.

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Er malte Landschaften ohne Landschaften, hieß es im "Tagesspiegel" einmal über die Kunst von Per Kirkeby und deren Changieren zwischen figurativer und abstrakter Kunst. Großformatige, sinnliche Malerei, leuchtende Farben, durchpflügte, schroffe Flächen - damit hat sich der dänische Künstler einen Namen gemacht. Nie glitt Kirkeby ins Illustrative ab, wenn er sich von der Natur inspirieren ließ und die raue Schönheit von Feldern, dem Meer oder Felsformationen aufgriff. Auch wenn er das Wachsende, Wuchernde imaginierte, vermied er alles konkret Vegetative.

Viele Jahrzehnte lang galt der 1938 in Kopenhagen geborene Maler und Bildhauer als „Staatskünstler" seines Landes. In seiner Heimat nannten sie ihn den Super-Per, den König der dänischen Malerei, gar ein Genie. Sein Selbstbewusstsein war legendär: „Ich finde auch, dass ich ein richtig guter Maler bin“, sagte er einmal, an der Kraft und Vielseitigkeit seiner Kreativität hegte er keine Zweifel. Seine Werke, die im Atelier auf der Kattegat-Insel Læsø entstanden, wurden in der  Londoner Tate präsentiert, im New Yorker MoMA oder auch im Centre Pompidou in Paris. Besonders beliebt war Kirkebys Kunst in Deutschland, wo er mit Joseph Beuys und Jörg Immendorff zusammenarbeitete und sich zur 68er-Linken zugehörig fühlte. Hierzulande sind von ihm unter anderem das Stuttgarter "Kirkeby-Monument“ (1987) und eine Kunstmauer vor der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main (1996) zu sehen. Er nahm an den Documentas 7 und 11 teil und an der Biennale Venedig, 1982 hielt er sich als DAAD-Stipendiat in Berlin auf. Im Jahr 2000 gestaltete er im Regierungsviertel einen Innenhof des Jakob-Kaiser-Hauses und schuf eine architektonische Skulptur: eine vier Etagen hohe Backsteinwand mit Fensterdurchbrüchen.

Bei aller irrlichternden Abstraktion bezog der Naturwissenschaftler Kirkeby, der nach einem Geologiestudium an der Experimental Art School in Kopenhagen gelernt hatte, seine Anregungen doch gerne aus der realen Welt. Er unternahm Expeditionen nach Grönland und in die Arktis, und er reiste nach Mittelamerika, um die Kultur der Maya zu erforschen.

Bekannt wurde Kirkeby mit Backsteinskulpturen

Bekannt geworden war er zunächst mit seinen Backsteinskulpturen, sie sollten auch später sein Markenzeichen bleiben. In den 70er Jahren bewegte er scih von der Pop Art weg hin zur informellen Malerei, schuf auch Bronze-Plastiken, arbeitete als Maler und Bildhauer, Grafiker, Dichter und Filmemacher, betätigte sich als Forscher und lehrte 1978 in Karlsruhe, später an der Städelschule in Frankfurt am Main, bis zum Jahr 2000.

Nach einer Hirnblutung mit schweren physischen, vor allem aber psychischen Folgen musste Kirkeby seine rastlosen Aktivitäten drosseln. Zwar war er später wieder als Maler und Bildhauer produktiv, aber nach einem Treppensturz 2015 war auch das nicht mehr möglich. Worauf Per Kirkeby Kunstbücher unter anderem über Pablo Picasso und El Greco verfasste. Am Mittwochnachmittag ist der Multikünstler im Alter von 79 Jahren gestorben. Er sei friedlich eingeschlafen, bestätigte seine Familie der dänischen Zeitung „Politiken“. Tsp (mit dpa)
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